Favoriten nur Platz 4

Wo es in Wiens Schulen Sprachprobleme gibt

Wien
29.04.2024 11:57

Seit Wochen übt die Stadt Wien Kritik an der ungleichen Verteilung von Flüchtlingen im Bundesgebiet. So sorgen etwa derzeit die im Rahmen des Familiennachzugs nach Österreich kommenden Kinder von Asylberechtigten für Druck auf die Schulen – sie brauchen Schulplätze und Deutschförderung. Aber auch innerhalb der Bundeshauptstadt selbst sind Kinder mit Sprachproblemen ungleich verteilt, zeigt die Beantwortung einer Anfrage der Wiener ÖVP. Trauriger Spitzenreiter ist aber nicht der vielzitierte „Brennpunktbezirk“ Favoriten ...

Die Zahlen der Statistik Austria bzw. der Stadtregierung beziehen sich dabei auf das Jahr 2022 und dürften daher schon etwas überholt sein. Zuletzt kamen pro Monat teils 350 Kinder im Rahmen des Familiennachzugs neu in die Wiener Schulen – sie dürften praktisch alle kein oder kaum Deutsch sprechen. Demnach weisen in fünf Bezirken mehr als die Hälfte der Volksschüler einen sogenannten außerordentlichen Status auf. Das bedeutet, dass sie aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht in der Lage sind, dem Unterricht zu folgen.

Margareten als trauriger Spitzenreiter
Am höchsten ist dieser Anteil in Margareten (68 Prozent), gefolgt von Ottakring und der Brigittenau (je 57 Prozent), Favoriten (54 Prozent) und Meidling (51 Prozent). Demgegenüber gibt es aber auch Bezirke, in denen vergleichsweise nur wenige Volksschüler einen außerordentlichen Status aufweisen. Dazu gehören etwa Mariahilf (elf Prozent), Wieden (14 Prozent), die Innere Stadt (15 Prozent), die Josefstadt (18 Prozent) und Hietzing (19 Prozent). Wienweit liegt der Anteil bei 36 Prozent.

Ebenfalls auffällig: Ein Großteil dieser Kinder hat bereits Integrationsmaßnahmen durchlaufen. Drei Viertel haben mindestens zwei Jahre einen Kindergarten hierzulande besucht. Zwei Drittel sind sogar bereits in Österreich geboren.

ÖVP will Pflicht-Kindergartenjahr
Der Wiener ÖVP-Obmann Karl Mahrer forderte in einer Aussendung mehr Deutschförderung für Kindergärten und Pflichtschulen. „Anstatt wirksame Maßnahmen zu setzen, schieben SPÖ und NEOS nur die Verantwortung ab. Der Sozialmagnet Wien zieht unzählige Menschen nach Wien, gleichzeitig setzt die Stadtregierung auch keine Maßnahmen, um diese Menschen zu integrieren.“ Es brauche mehr Deutschförderkräfte, kleinere Gruppen und einen verpflichtenden Kindergarten ab 3 Jahren für alle, die nicht ausreichend Deutsch können. Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp forderte per Aussendung SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig auf, die Sozialhilfe für Asylwerber und anerkannte Flüchtlinge sofort auszusetzen.

Lehrer für bessere Verteilung
Die Lehrervertretung reagiert unterdessen alarmiert auf die weiter steigenden Zahlen an Kindern aus Kriegsgebieten. Angesichts bereits vorhandener Probleme an den Wiener Pflichtschulen könnte all das „auch ein Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt“, warnte Lehrergewerkschafter Thomas Bulant (FSG) am Wochenende im ORF. Schon jetzt hätten viele Schüler Probleme mit der deutschen Sprache, immer mehr Kinder würden „sehr wenig an praktischer und an sozialer Intelligenz mit in die Schule bringen“. Dazu komme eine hohe Zahl chronisch kranker Kinder. Unterstützung durch Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter, Psychologinnen und Psychologen fehle aber an den Schulen, die Lehrer müssten sich im Umgang mit kriegstraumatisierten und beeinträchtigten Kindern als „Kurpfuscher“ betätigen. Die Vermittlung von Basiskompetenzen wie Lesen, Rechnen und Schreiben werde unter diesen Bedingungen immer schwieriger, so mancher Pflichtschulabgänger habe einen geringeren Wortschatz als sein sechseinhalbjähriger Enkel, beklagte der Vizechef der Wiener Pflichtschullehrergewerkschaft.

Auch der oberste Wiener Pflichtschullehrervertreter Thomas Krebs (FCG) hatte zuletzt eindringlich an die Politik appelliert, die Schulen endlich mehr bei ihren Herausforderungen zu unterstützen. Das System sei am Limit, es drohe der Kollaps, warnte er. Neben kurzfristigen Interventionen wie dem Aufstellen von Containern als zusätzliche Klassenräume brauche es einen Plan etwa für mehr Unterstützungspersonal und Sprachtrainer, so seine Forderung.

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