Polizei unter Druck

Tod von Diensthund lässt grobe Missstände vermuten

Tierecke
17.03.2024 11:01

Für Polizeihund „Billy“ kommt trotz größter Bemühungen jede Hilfe zu spät, er wurde still und heimlich eingeschläfert – wir haben berichtet. Doch die Umstände und Hintergründe des Falls offenbaren, dass hier vieles falsch gelaufen sein könnte. Das Innenministerium schweigt dazu seit Wochen. 

Eineinhalb Jahre saß der fertig ausgebildete Diensthund „Billy“ in Einzelhaft auf rund 30 Quadratmetern im Polizeihundezentrum Strebersdorf – er galt als unberechenbar und bissig. Doch anstatt mit dem Tier zu arbeiten oder es zumindest artgerecht zu halten, schalteten die Verantwortlichen auf taub. Auch die „Krone“ Tierecke schaltete sich ein, doch außer Beschwichtigungen passierte nichts, im Jänner war das Schicksal des belgischen Schäferhunds besiegelt. 

Whistleblower laufen Sturm
Aus „Billys“ Zwinger ist kein Bellen mehr zu hören, doch andere Stimmen hingegen werden immer lauter. Wiederholt meldeten sich in den letzten Wochen mehrere Informanten aus Polizeikreisen bei der „Krone“ Tierecke, die von groben Missständen zu berichten wissen. 

Vor allem die geplante Beförderung des Hauptverantwortlichen im Fall „Billy“ zum Referatsleiter stößt innerhalb der Belegschaft auf Unverständnis. Von Mobbing, mangelnder Führungsqualität und Amtsmissbrauch ist die Rede, entsprechende interne Verfahren seien bereits im Laufen.

Diensthunde

  • Der Belgische Schäferhund (Malinois) steht oft im Dienst von Militär und Polizei.
  • Er ist ein ausgesprochen robuster und kräftiger Hund.
  • Er ist hochintelligent, sensibel und vor allem arbeitswillig.
  • Ohne richtige Auslastung und Führung kann er zur „tickenden Zeitbombe“ werden.
  • Die mehrmonatige Ausbildung kostet rund 34.000 Euro. Mehr als das Brutto-Jahresgehalt eines Inspektors in den ersten Dienstjahren. (ohne Zuschläge)

Gewerkschaft am Zug
Nur durch die einstimmige Ablehnung des Zentralausschusses der Polizeigewerkschaft dürfte der weitere Karriereschritt momentan unterbrochen sein, das Innenministerium verweigert auf „Krone“ Anfrage eine Auskunft dazu und beruft sich auf Datenschutz. 

Freunderlwirtschaft?
Die enge freundschaftliche Verknüpfung seit Jugendtagen mit einem hohen Polizeibeamten und Kontakte in oberste politische Ebenen wird von Insidern als Hauptgrund dafür genannt, dass hier ein Einzelner nach eigenem Ermessen schalten und walten kann. 

Fragen über Fragen
Auch die fehlende einschlägige Ausbildung und der Umstand, dass der Betreffende noch nie selbst einen Diensthund ausgebildet habe, wird massiv kritisiert. Die Akte im Fall „Billy“ ist ebenfalls voller Fragezeichen, so wurde beispielsweise ein Gen-Defekt als Begründung für die Todesspritze genannt. 

Doch warum braucht eine derartige Analyse einen so langen Zeitraum, in dem der Hund eineinhalb Jahre in Einzelhaft gehalten wurde? Und warum wird so etwas nicht getestet, bevor die Republik knapp 34.000 Euro in die Ausbildung eines Diensthundes investiert? 

Gesundheitliche Ursachen im Dunkeln
Dass hier auch keine Obduktion des belgischen Schäferhunds angeordnet wurde, ist fragwürdig. Nur so hätte man Gewissheit über den gesundheitlichen Zustand des Tiers bekommen und daraus Schlüsse für die Zukunft ziehen können, um derartige Probleme zu vermeiden.

Wo liegt der Hund begraben?
Die „Krone“ bat zu all diesen Vorwürfen das Innenministerium vor einigen Wochen um Stellungnahme, doch eine Antwort blieb man trotz Nachfrage bis heute schuldig. Wo also der Hund genau begraben liegt, bleibt vorerst noch im Verborgenen. Auch bei Diensthund „Billy“ – der wurde höchstwahrscheinlich einfach in den Container der Tierkörperverwertung geworfen. 

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