Die SPÖ und Gewerkschaften fordern derzeit, dass es genug sein müsse, 45 Jahre zu arbeiten. Laut Fachleuten ist das allerdings ein Mythos: Im Jahr 2022 hat der durchschnittliche Pensionist nur 38,75 Jahre an Versicherungsleistungen gesammelt.
SPÖ-Chef Andreas Babler sieht sich mitten in Wahlkämpfen immer wieder mit internen Querschüssen konfrontiert. Aktuell hat er Georg Dornauer mit dessen Gedanken zu „null Asylzuwanderung“ ruhiggestellt. Es gab eine Entschuldigung des Tirolers, Unruhe dürfte bleiben.
In einem Punkt sind sich alle Roten – inklusive Gewerkschaft – einig: weniger Arbeitsbelastung. Und „45 Jahre arbeiten ist genug“. Hier wird wohl wenig Widerspruch laut. Doch sei dies ein schöner, wenn auch „realitätsferner Slogan der SPÖ“, sagt Denes Kucsera, Ökonom der Agenda Austria. Er und sein Team haben Berechnungen angestellt: Stand 2022 haben alle Pensionsbezieher im Schnitt nur 38,75 Jahre an Versicherungsleistungen. Inklusive Arbeitslosenzeiten etc. Bei Frauen beträgt die Zahl 36 Jahre.
Forderung nach Systemänderung
„Von den oft bemühten 45 Versicherungsjahren sind wir weit entfernt“, sagt Kucsera. Diese Zahl, rechnen die Ökonomen vor, erreichen in Österreich durchschnittlich 45,6 Prozent der Männer und nur 4,3 Prozent der Frauen. In Summe lediglich 25,5 Prozent.
Dies wirke sich auf die gesamte Pensionsproblematik aus. „Das Pensionsantrittsalter in Österreich bleibt konstant, und die Lebenserwartung steigt. Man ist immer weniger Jahre im Arbeitsleben und länger in Pension. Diese Tendenz wird sich nicht verändern.“ Für das Jahr 2060 liegt die Lebenserwartung nach dem Pensionsantritt bei zusätzlichen 25,3 Jahren. Bei Frauen sind es nach Berechnungen 29 Jahre. Aktuell sind es 20,5 beziehungsweise 26 Jahre.
Böse Briefe von Pensionisten
Fazit von Agenda-Ökonom Kucsera: „Eine Erhöhung des faktischen Antrittsalters in der geplanten Form reicht nicht. Es braucht eine große Reform und eine Pensionsautomatik, wie es sie in den meisten Ländern gibt.“ Also Anpassung des Antrittsalters an die Lebenserwartung. Kucsera ist jedoch skeptisch. „Das Thema wird keine Regierungspartei ernsthaft angehen.“ Die Agenda Austria bekomme bei derartigen Warnungen immer böse Briefe von Pensionisten. „Dabei sind die ja gar nicht betroffen. Es geht um die Zukunft. Und wie lange wir uns das System noch leisten können.“
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