Für einprägsame Adressen mit Endungen wie ".com", ".org", ".net" oder ".at" waren die Möglichkeiten zuletzt vielfach knapp geworden. Die Erweiterung der Domain-Endungen sei ein historischer Schritt, der die Möglichkeiten deutlich erweitern solle, begründet die ICANN die Einführung generischer Top-Level-Domains. Neben regionalen Adressendungen wie ".wien" oder etwa ".wachau" können nun auch Firmen-, Marken- und Branchennamen wie ".nokia" oder ".reise" als Endung registriert werden.
Insgesamt wurden 1.930 Anträge aus 60 Ländern bei der ICANN eingebracht. Knapp die Hälfte (47 Prozent) stammt aus Nordamerika, etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent) aus Europa. Der asiatisch-pazifische Raum ist mit 16 Prozent vertreten, Lateinamerika und Afrika hingegen nur mit jeweils einem Prozent. Mit den Domains ".bmw", ".mcdonalds" oder ".apple" seien auch zahlreiche internationale Marken-Schwergewichte mit dabei, so Richard Wein, Geschäftsführer der österreichischen Domainregistrierungsstelle nic.at.
Gerangel um die besten Endungen
Die vollständige Liste aller Einreichungen ist im Internet abrufbar. Wie nicht anders zu erwarten, gebe es darunter auch zahlreiche Domains, die doppelt oder mehrfach beantragt wurden. "Immerhin ist das bei rund 40 Prozent aller beantragten Top-Level-Domains wie beispielsweise '.shop', '.app' oder '.online' der Fall", so Wein.
In einem mehrstufigen Verfahren will die ICANN daher nun bis November prüfen, welche Anträge auf eine gTLD genehmigt werden. Laut ICANN-Chef Rod Beckstrom soll das Bewerbungsverfahren besonders transparent und fair gestaltet werden. Anfang 2013 sollen dann die ersten Adressen mit den neuen Endungen an den Start gehen. Wer eine neue Domain-Endung erwirbt, zahlt allein für die Bewerbung rund 120.000 Euro. Private Nutzer sind von der Vergabe der neuen Homepage-Endungen ausgenommen.
Vielfach Kritik an neuen Internet-Endungen
Die US-Regierung hatte die ICANN erst Anfang Jänner aufgefordert, die Pläne noch einmal zu überdenken. Viele Unternehmen hätten in Beratungen mit dem US-Wirtschaftsministerium Bedenken geäußert, dass Unbefugte ihre Unternehmens- oder Markennamen registrieren und damit Missbrauch treiben könnten.
Auch in der Internetgemeinde stoßen die neuen Adressen auf Kritik. Mit der Erweiterung der Endungen werde kein Vorteil, sondern nur Redundanz produziert, von der letztendlich nur Google profitiere, sagte die Internetpionierin Esther Dyson dem "Wall Street Journal".
Wenn ein Unternehmen wie die Hotel-Kette Marriott neben der Adresse "marriott.com" auch "marriott.hotel" registrieren könne, müsse sie ihre Marke mit einer Reservierung schützen, auch wenn das Unternehmen die neue Domain nie gebrauche. Für Markenanwälte könne daraus ein lukratives Geschäftsfeld entstehen.
Umstellung für Nutzer
Vielen Nutzern, die Suchmaschinen bislang eher ignorierten und stattdessen die gesuchte Adresse zunächst einfach mit ihrer Länder-Domain oder ".com" in den Browser eingaben, dürfte zudem eine Umstellung bevorstehen - vor allem, wenn manche Firmen künftig nur noch unter der eigenen Domain erreichbar sind.
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