Als Parteichef der FPÖ wurde Norbert Hofer 2021 von Herbert Kickl ausgebootet, seither fristet er ein eher unscheinbares politisches Dasein als Dritter Nationalratspräsident. Kritik an Kickl wird dabei nicht laut. Am Dienstag heizte Hofer aber mit einem Posting Spekulationen über seine wahre Haltung zum FPÖ-Chef an. Stunden später sah er sich zu einer Klarstellung veranlasst.
Eine Liste mit „Regeln für den Gentleman“ postete der FPÖ-Politiker am Dienstag unkommentiert auf der Plattform X. Aufgeführt sind dabei etwa: höflich sein, nicht schlecht über andere reden und Beleidigungen vermeiden.
Viele sehen Posting auf Kickl gemünzt
Ein harmloses Posting, ohne Bezug zur Tagespolitik? Schwer vorstellbar, denn es entsteht nicht im leeren Raum. Viele Beobachter sehen den Beitrag als verklausulierte Kritik an Kickl, so etwa auch ORF-Moderator Armin Wolf.
Brachial-Auftritt von Kickl
Auffallend ist, dass Norbert Hofer, der selten auf X aktiv ist, die Gentleman-Regeln wenige Tage nach der Neujahrsrede von Herbert Kickl postete. Der FPÖ-Chef hatte bei seinem Auftritt in der Steiermark klar gegen die Etikette verstoßen, folgt man Hofers Liste. Denn Kickl hatte dort seine politischen Gegner als „Systemlinge“ beschimpft, damit gedroht, sie auf eine „Fahndungsliste“ gesetzt zu haben und ihnen „Volksverrat“ unterstellt.
Als Gentleman solle man auch zugeben, wenn man falsch gelegen ist, so der Beitrag von Hofer, denn er selbst unkommentiert ließ und lediglich als „Netzfund“ auswies. Dass er genau das nicht tue und niemals bereit sei, Verantwortung zu übernehmen, warf ÖVP-Obmann Karl Nehammer Kickl vergangene Woche in der „ZiB 2“ vor. Neben den direkten Attacken auf den FPÖ-Chef ließ der Kanzler dabei auch mit Signalen an dessen Partei aufhorchen. Er erklärte, dass nicht alle so denken so würden wie Kickl - und nannte dabei Norbert Hofer namentlich.
Mögliche Konstellation nach der Wahl?
Es ist kaum denkbar, dass der Dritte Nationalratspräsident noch vor der Nationalratswahl eine Palastrevolte in der FPÖ anzettelt, während der Parteichef auf der Erfolgswelle surft. Möglicherweise zeichnen sich aber bereits Konstellationen für die Zeit nach der Wahl ab, wenn es darum geht, eine Koalition zu schmieden. Denn eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen schließt Nehammer eben nicht generell aus, sondern nur, wenn der Parteichef Kickl heißt.
Stunden nach seinem Posting sah sich Norbert Hofer offenbar zu einer Klarstellung veranlasst. „Ich unterstütze Herbert Kickl auf dem Weg ins Kanzleramt, ganz gentlemanlike!“, schrieb er als Antwort auf den Ursprungspost (siehe oben). Es werde Medien und dem politischen Gegner „nicht gelingen, die FPÖ auseinander zu dividieren!“, so der FPÖ-Politiker weiter.
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