Bei Revisionsarbeiten am Gotteshaus im obersteirischen Greith bei Mariazell stießen Handwerker auf morsches Holz unter dem Glockenturm. Jetzt fürchten die Bewohner des 57-Seelen-Dorfes, dass die Josefikirche aufgelassen wird. „Eine Kirche und ein Wirtshaus braucht es immer!“, hofft Anrainerin Hermine Heil auf die Rettung.
Wie an alten Profanbauten, nagt mitunter auch an sakralen Bauwerken in der Steiermark gefräßig der Zahn der Zeit. Ein Beispiel dafür: die kleine Filialkirche in Greith im Gemeindegebiet von Mariazell. Im Zuge von Revisionsarbeiten bzw. der Elektrifizierung des Läutwerks entdeckten nämlich Handwerker, dass das Holz, auf dem der Glockenturm in den Himmel emporragt, morsch ist.
Holz ist überhaupt der charakteristische Baustoff des Gotteshauses, das dem heiligen Josef – auch der Schutzpatron der Holzfäller – geweiht ist. Nach Art der alten Holzknechthütten ist das Dach des Kirchleins bis zur Erde herabgezogen, der Innenraum besteht ebenfalls aus einer Holzstruktur.
„Eine Kirche und ein Wirtshaus braucht es immer“
Nun befürchten die Bewohner der Ortschaft, dass der nächste kräftige Sturm den „angezählten“ Kirchturm zum Einsturz bringen könnte. Schnelles Handeln ist also Gebot der Stunde: Das Bauwerk gehört saniert! Woher das Geld dafür kommen soll, wissen die Anrainer bei unserem Lokalaugenschein jedoch nicht. Die Angst aber besteht, dass die Diözese die Kirche nicht mehr im 57-Seelen-Dorf belässt.
„Unsere Josefikirche ist sehr wichtig für unseren Ort. Eine Kirche und ein Wirtshaus braucht es immer“, sagt Hermine Heil, die neben dem Sakralgebäude wohnt, das besonders bei Hochzeiten beliebt ist.
Erst wenn die Kirchenbänke leer bleiben, ist Verkauf ein Thema
Solange es ein aktives Leben in der Pfarre gebe, bleiben auch kleine Kirchen wie jene in Greith erhalten, verspricht Thomas Stanzer von der Diözese Graz-Seckau. Erst wenn die Kirchenbänke leer blieben, müsse man das Gotteshaus veräußern. So wurden in den vergangenen 20 Jahren vier Kirchen profaniert, die Stiegenkirche in Graz ging zwar in Privatbesitz über, blieb aber als geweihter Ort erhalten. Auch im niederösterreichischen Hirschwang an der Rax verkauft die Erzdiözese Wien aktuell die Pfarrkirche.
Wie viel Budget hat die Diözese Graz-Seckau für die Erhaltung und Sanierung ihrer rund 2000 denkmalgeschützten Gebäude? „Fünf Millionen Euro jährlich“, berichtet Stanzer. Bleibt zu hoffen, dass davon ein Obulus zur Rettung des Kirchleins in Greith abfällt ...
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