„Muss jemand sterben?“

Nach Kuh-Attacke: Wanderin will nun Schadensersatz

Tirol
06.12.2023 06:00

Eine Wanderin (65) aus Deutschland will nach einer Kuh-Attacke im Vorjahr auf einer Alm im Stubaital Schadenersatz und klagt nun einen mittlerweile verstorbenen Hirten sowie die Agrargemeinschaft. „Wieso wird nichts unternommen? Das kann doch nicht im Sinne des Tourismus sein“, schäumt die Touristin.

„Eine wutschnaubende Kuh hat sich plötzlich auf mich geworfen und schlug immer wieder mit ihrem Schädel auf meinen Kopf ein. Ich dachte, dass ich in diesem Moment sterben würde“, erinnert sich Petra M. aus Hürth in Nordrhein-Westfalen an einen Wanderausflug in Tirol mit wahrlich fatalen Folgen ...

„Ohne meinen Mann wäre ich nicht mehr am Leben“
Es war der 20. Juni 2022, später Vormittag: Die mittlerweile 65-jährige Deutsche wanderte im Stubaital mit ihrem Ehemann am Pilgerweg zum Kloster Maria Waldrast. Am Rückweg zur Bergstation in Mieders dann das Horror-Erlebnis. „Obwohl wir Abstand hielten, hat mich eine hellbraune, fast rosafarbene Kuh, von hinten attackiert“, betont die Frau. Geistesgegenwärtig habe sich ihr Gatte einen Ast geschnappt und damit auf das Tier „eingedroschen“, bis es weglief. „Wäre mein Mann nicht eingeschritten, wüsste ich nicht, ob ich noch leben würde.“

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Ich habe Todesängste ausstehen müssen. Mein Ehemann ist damals mutig eingeschritten. Ihm habe ich zu verdanken, dass ich jetzt überhaupt noch lebe.

Petra M. im Gespräch mit der „Krone“

Teure Helikopterbergung und noch immer Trauma
Die Deutsche wurde in die Innsbrucker Klinik geflogen. „Zum Glück hatte ich keine Brüche oder inneren Verletzungen, jedoch schwere Prellungen, Schnitte und Quetschungen an Händen, Armen, Schultern und Rücken. Im Gesicht waren die linke Gesichtshälfte und das Auge zugeschwollen“, erklärt die 65-Jährige der „Krone“. Vier Wochen Krankenstand und mehrere Rechnungen folgten. „Über 6000 Euro hat allein die Helikopterbergung gekostet. Dazu kommen noch Ausgaben für diverse Behandlungen. Noch immer habe ich Angst, wenn ich Kühe sehe.“

Staatsanwaltschaft stelle Ermittlungsverfahren ein
Freilich wurde nach der Attacke die Polizei eingeschaltet. Der Fall ging an die Staatsanwaltschaft, das Ermittlungsverfahren wurde aber eingestellt. „Wem das die Verletzungen verursachende Tier gehört, ist nicht zu ermitteln, die Beschilderungen sind eindeutig und in ausreichender Zahl vorhanden und es fehlen Hinweise auf frühere Vorfälle, weshalb ein strafbarer Tatbestand nicht vorliegt“, lautete damals die Begründung.

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Noch immer habe ich Angst, wenn ich Kühe sehe.

Petra M. aus Deutschland

Sieben Verletzte innerhalb von drei Jahren
M. war fassungslos: „Unsere Recherchen haben nämlich ergeben, dass bereits vor der Attacke auf mich in dem Gebiet zwei deutsche Touristen von Kühen verletzt wurden. Auch danach kam es immer wieder zu ähnlichen Vorfällen. Zuletzt wurde eine erst Fünfjährige niedergetrampelt!“ Insgesamt soll es in den vergangenen drei Jahren sieben Verletzte gegeben haben. „Was muss noch passieren?“, kann es das Kuh-Opfer nicht fassen.

Die Deutsche schaltete einen Anwalt ein, zog vor Gericht und forderte am Dienstag in einem Zivilverfahren am Landesgericht Innsbruck 15.000 Euro vom mittlerweile verstorbenen Hirten und der Agrargemeinschaft.

Kühe nach Vorfall mit Kind geschlachtet
Bei den „Tätern“ soll es sich übrigens um Kühe der Rasse Charolais gehandelt haben. „Diese hat in Mieders nur ein Bauer“, brach die Mutter des verletzten Mädchens in Tränen aus. Dass seine Tiere aggressiv seien, wollte der ebenfalls als Zeuge anwesende Landwirt aber nicht hören. „Im Stall habe ich sogar meine Kinder oft mitgenommen. Zudem waren meine Kühe laut Auskunft des Hirten am 20. Juni 2022 zwei Kilometer weg, bei einem Vorfall 2021 bereits abgetrieben“, wehrte sich der Tiroler gegen die Vorwürfe. „Nachdem das Mädel verletzt wurde, habe ich die Kühe aber sofort schlachten lassen.“

Ob die Klage von Frau M. erfolgreich ist, wird der Richter nun schriftlich mitteilen.

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