Kommentar

Eine Welt der vielen Extreme

Krone Vorarlberg Chefredakteur Emanuel Walser informiert Sie über die Nachrichten aus dem Ländle.

(Bild: mathis.studio)

Liebe Leserin, lieber Leser, es ist geradezu absurd, wie sehr die unterschiedlichen Lebensrealitäten auseinanderklaffen: Auf der einen Seite hat die Vorweihnachtszeit begonnen, die Straßen sind mit Lichterketten geschmückt, die Adventsmärkte werden regelrecht gestürmt. Auf der anderen Seite toben in der Ukraine und im Nahen Osten blutige Kriege. Auch die Wintersaison hat dieses Wochenende gestartet - bei perfekten Bedingungen. Nur werden sich viele das Pistenvergnügen nicht leisten können, in den vergangen fünf Jahren hat sich die Zahl der armutsgefährdeten Menschen in Vorarlberg fast verdoppelt - und das liegt nicht nur an der Teuerung. Auch in unserer heutigen Sonntagsausgabe der „Krone Vorarlberg“ vollziehen wir den Spagat zwischen vorweihnachtlicher Freude und dem Elend des Krieges. Besonders ans Herz legen möchte ich ihnen das Interview mit der deutsch-israelischen Schauspielerin Tamara Stern, die derzeit mit dem „aktionstheater ensemble“ im Ländle gastiert. In diesem erzählt sie unter anderem davon, wie sehr sich ihre Lebensrealität seit dem brutalen Überfall der Hamas auf den Kopf gestellt hat: „Angesicht des größten Pogroms seit der Nazizeit fragt man sich, wie man danach als Jüdin noch humanistisch bleiben kann. Es ist ja nicht nur der tatsächliche Konflikt, sondern auch der frappant ansteigende Antisemitismus. Ich laufe nicht mit einem Davidstern um den Hals herum, bin nicht einmal religiös erzogen worden, meine Eltern waren 68-er, ich habe selbst kaum je einen antisemitischen Vorfall erlebt. Aber erst vor wenigen Tagen habe ich zur Einweihung der Gedenktafel für Ruth Klüger eine Lesung in Wien gehalten. Während ich gelesen habe, standen einige Leute rundum und brüllten ‚Vergast die Juden!‘“ Da müssen alle Alarmglocken läuten. Doch was dagegen tun? Am besten die Vorweihnachtszeit nutzen und auf die Mitmenschen einen Schritt zugehen! Machen Sie’s gut und bleiben Sie gesund! Herzlichst, Emanuel Walser