Legendäre Oma Trude

Mit 92 gegen Hass im Netz

Oma Trude aus der Wachau (Niederösterreich) rockt mit ihren 104.000 Followern auf TikTok das Internet. Bei ihrem Besuch im Bundeskanzleramt erklärte sie Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) die Welt.

„I sog, wos i ma denk, und i red so, wie mir der Schnabel gwachsen is! Denn mir ist egal, was andere darüber denken!“ Gertrude Lechner aus der Wachau (Niederösterreich) – bei 104.000 Followern auf TikTok besser bekannt als die legendäre Oma Trude – sollte mit ihren 92 Jahren wohl doch noch in die Politik einsteigen. „I würd euch alle durchbeuteln“, sagt sie keck bei ihrem Besuch im Bundeskanzleramt. Zum ersten Mal war sie dort. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler, die Oma Trude bei der „Starnacht in der Wachau“ kennenlernen durfte, hat sie kurzerhand eingeladen, um über den TikTok-Hype und Hass im Netz zu plaudern.

Oma Trude (links) mit Ministerin Karoline Edtstadler (rechts)

(Bild: Klemens Groh)

Hasspostings ansehen
Denn, so Edtstadler: „Rund 150 Millionen Menschen nutzen TikTok in Europa. Sehr viele junge Menschen beziehen heutzutage ihre Informationen ausschließlich über diese Plattform. Es ist daher wichtig, seitens der Politik auf den Zug aufzuspringen und zu versuchen, junge Menschen zu informieren und zu erreichen.“

Oma Trude aus Niederösterreich sagt, was sie sich denkt. Auf Einladung von Verfassungsministerin Edtstadler in das Bundeskanzleramt warnt der Internet-Star vor Hass im Netz. 

(Bild: Klemens Groh)

Edtstadler selbst ist permanent mit Hasstiraden in den sozialen Medien konfrontiert. Oma Trude sagt ganz klar, wie sie damit umgeht: „I schau mir diese Postings gar net an. Es interessiert mi einfach net! Obwohl ich mir oft denk‘: Was hast jetzt schon wieder Falsches oder Deppertes gesagt?“ Doch die 92-Jährige steckt das – mit ihren vier Kindern, zwölf Enkerln und 14 Urenkerln als Rückhalt – locker weg. Wichtig, neben TikTok („den Blödsinn führt mein Enkerl immer mit mir auf“), ist ihr nur eines: ein Ururenkerl in den Händen zu halten. „Wenn mi der Herrgott nicht früher holt.“

Serbe (49) nach Einbruch bei Ministerin verhaftet
Nahezu zeitgleich mit dem herzerwärmenden lockeren Termin mit Oma Trude flatterte bei Edtstadler eine weitere positive Nachricht ein: Nach dem Einbruch in ihre Döblinger Wohnung Mitte August konnte jetzt einer der zwei via DNA-Spur ausgeforschten verdächtigen Serben verhaftet werden. Es soll sich um einen 49-Jährigen handeln, nach dem (wie berichtet) per EU-Haftbefehl gefahndet wurde. Ersten Informationen zufolge soll er geständig sein.