Schläpfer-Nachfolgerin

Ferri wird Direktorin des Wiener Staatsballetts

Kultur
24.10.2023 10:29

Die italienische Tänzerin Alessandra Ferri folgt mit 1. September 2025 auf Martin Schläpfer und übernimmt die Leitung des Wiener Staatsballetts. Das haben Staatsopern-Direktor Bogdan Roščić und Volksopern-Direktorin Lotte de Beer am Dienstag bekannt gegeben.

Sie habe sich mit ihrem künstlerischen Konzept und ihren Plänen für die künftige Entwicklung des Wiener Staatsballetts gegen 39 weitere Bewerbungen durchsetzen können, hieß es bei einer Pressekonferenz.

Tänzerin zeigt sich „unglaublich geehrt“
„Die Gespräche mit ihr waren für Lotte de Beer und mich besonders inspirierend“, sagte Roščić. „Wir haben sie in den Gesprächen unglaublich analytisch erlebt.“ Ferri zeigte sich „unglaublich geehrt“ von der neuen Aufgabe. „Es fühlt sich an, als hätten sich alle meine Träume erfüllt und als sei jetzt die richtige Zeit, meine Erfahrungen weiterzugeben.“

Die 1963 in Mailand geborene Tänzerin wurde heute als „eine der prägendsten Persönlichkeiten der internationalen Ballettwelt unserer Zeit“ vorgestellt. Sie arbeitete mit den bedeutendsten Choreografen zusammen. Sie war Principal Dancer beim Royal Ballet in London und beim American Ballet Theatre in New York, ist „prima ballerina assoluta“ der Mailänder Scala und leitete von 2008 bis 2014 die Tanzsparte des Spoleto Festivals.

Zuletzt agierte Ferri als Produzentin internationaler Touring-Produktionen und war Lehrerin und Probenleiterin u. a. beim Royal Ballet, dem English National Ballet oder dem American Ballet Theatre. Von der „New York Times“ wurde sie einmal als „eine der größten dramatischen Tänzerinnen aller Zeiten“ bezeichnet.

„Neues Kapitel einer einzigartigen Laufbahn“
„Es gibt wenige Superlative, die noch nicht verwendet wurden, um Alessandra Ferris Karriere als Tänzerin zu beschreiben“, wurde auch Roščić in den Unterlagen zitiert. „Ich freue mich sehr darauf, ein neues Kapitel dieser einzigartigen Laufbahn zusammen mit ihr in Wien aufzuschlagen“.

„Sie hat in unseren Gesprächen ein tiefes Verständnis dafür gezeigt, was ein großes Repertoirehaus programmatisch braucht - verwurzelt im klassischen Tanz, wie es die Staatsoper eben ist, und doch jederzeit offen für zeitgenössische Ausdrucksformen und die besten tänzerischen Schöpfungen der Gegenwart.“ De Beer lobte Ferris „klaren und gleichzeitig empathischen, pragmatischen, aber auch offenen Führungsstil und vor allem ihren kompromisslosen Standard, immer höchstes künstlerisches Niveau zu erreichen“, so der Staatsopern-Direktor.

Noch nie mit Staatsballett zusammengearbeitet
„Über die Jahre habe ich mit einer Vielzahl an Ensembles zusammengearbeitet, aber kurioserweise noch nie mit dem Wiener Staatsballett“, merkte Ferri an. „Das sehe ich inzwischen als einen Vorteil, denn es erlaubt mir, meine Aufgabe mit völliger Freiheit und Offenheit anzugehen. Mit klarem Blick eine neue, bleibende Verbindung zu schaffen.“ Als Direktorin des Wiener Staatsballetts fungiert Ferri auch als künstlerische Leiterin der Ballettakademie der Wiener Staatsoper.

Der Schweizer Martin Schläpfer, seit 1. September 2020 Direktor und Chefchoreograf des Wiener Staatsballetts, hat seinen am 31. August 2025 auslaufenden Vertrag „aus ganz persönlichen Gründen“ nicht verlängert. Seine Arbeit war in der Fachwelt zuletzt teilweise durchaus kritisch begleitet worden.

Kommentar von „Krone“-Kulturexperte Dr. Karlheinz Roschitz:

Alessandra Ferri ist eine starke, analytisch denkende Persönlichkeit, die seit ihrem 17. Lebensjahr in der ganzen Welt eine steile Karriere absolviert und Erfahrungen gesammelt hat. Sie wurde von der Tanzlegende Michail Baryschnikow nach New York geholt, feierte vor allem in London, Paris und Mailand ihre größten Triumphe. Sie hat aber auch gelernt, wie man etwa die Tanzsparte eines Festivals wie dem von Spoleto führt, internationale Touring-Produktionen organisiert, Seminare hält und mit fremden Compagnien Proben-Workshops leitet. So beim Royal Ballet London, beim English National Ballet, beim American Ballet Theatre usw.

Und keine Frage, sie ist sich jetzt darüber im Klaren, wie man wieder den verlorenen Glanz der Wiener Compagnie aufpoliert und sie in die internationale Tanzszene zurückführt. Denn nach der Übersiedlung Manuel Legris‘ gemeinsam mit EX-Staatsoperndirektor Dominique Meyer nach Mailand ist der Lack des Wiener Staatsballetts der Ära Legris unter Martin Schläpfer langsam abgeblättert. Schläpfer musste für seine Projekte, aber auch seine Ensembleführung und -politik zum Teil heftige, mitunter harsche Kritik einstecken.

Alessandra Ferri hat sich nun beim Bewerbungsverfahren gegenüber 39 MitbewerberInnen mit ihrem künstlerischen Konzept und ihren Plänen für die künftige Entwicklung des Wiener Staatsballetts durchgesetzt. In Abstimmung mit den Direktionen von Staatsoper und Volksoper wird sie schon demnächst eine Vorbereitungsphase für ihre erste Spielzeit 2025/26 starten. Im Mittelpunkt werden, der Geschichte und großen Tradition der Wiener Compagnie entsprechend, selbstverständlich die klassischen Ballette, die Choreografien Rudolf Nurejews stehen, mit denen sie die Compagnie wieder „an die Spitze bringen“ will. Aber auch das moderne Tanzgeschehen: die Arbeit neuer Choreografen will sie integrieren, Stars und Tanzpersönlichkeiten holen und besonders auf das Niveau der Compagnie und die Kontinuität der Arbeit schauen. Denn erst durch diese kann eine Balletttruppe zu einer Elite-Compagnie werden. Wiens Ballettpublikum kann wieder hoffen, Sternstunden der Tanzkunst zu erleben! 

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