Urteile vor Aufhebung

Justiz rehabilitiert verfolgte Homosexuelle

Politik
19.10.2023 15:10

Personen, die in der Zweiten Republik wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen strafrechtlich verfolgt bzw. verurteilt wurden, sollen rehabilitiert und finanziell entschädigt werden. Das Justizministerium hat den Beschluss einer entsprechenden gesetzlichen Regelung am Donnerstag angekündigt.

Die ergangenen Urteile werden aufgehoben, die betroffenen Menschen rehabilitiert und auch entschädigt. Dafür sind bis zu 33 Mio. Euro vorgesehen.

Homosexualität in Österreich 1971 entkriminalisiert
Homosexualität wurde 1971 grundsätzlich entkriminalisiert. Trotzdem gab es auch danach noch Sonderparagrafen, die ansonst legales Verhalten bei gleichgeschlechtlichen Handlungen unter Strafe gestellt haben. Erst 2002 wurde die letzte dieser Bestimmungen vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) aufgehoben.

Entschädigung bei Haftstrafen und sozialen Nachteilen
Mit der nunmehrigen Regelung sollen all jene Urteile aufgehoben werden, die aufgrund von gleichgeschlechtlichen Handlungen ergangen sind, wenn sie bei verschiedengeschlechtlicher Begehung nicht strafbar gewesen wären. Entschädigungen gibt es, wenn die Betroffenen ins Gefängnis oder schwerwiegende soziale Nachteile wie etwa den Verlust ihres Arbeitsplatzes hinnehmen mussten.


Zadic: „Dunkles Kapitel der Zweiten Republik“
„Die strafrechtliche Verfolgung homosexueller Menschen war ein dunkles Kapitel der Zweiten Republik und ein großes Unrecht“, so Justizministerin Alma Zadic (Grüne) am Donnerstag. Die Rehabilitierung und Entschädigung könne das zugefügte Leid zwar nicht wiedergutmachen. „Aber wir übernehmen als Staat damit Verantwortung für unsere Geschichte. Ich hoffe, dass auch andere Institutionen, wie etwa das Parlament, das diese zutiefst abzulehnenden Gesetze beschlossen hat, dem Beispiel der Justiz folgen und sich ihrer historischen Verantwortung stellen werden.“

Zitat Icon

Wir übernehmen als Staat damit Verantwortung für unsere Geschichte.

Auch Justizministerin Alma Zadic (Grüne) übt scharfe Kritik an den Aussagen des niederösterreichischen Landesrats Gottfried Waldhäusl (FPÖ) (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Justizministerin Alma Zadic

SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner sieht den Vorstoß in einer Aussendung als „enormen Erfolg der Zivilgesellschaft und all jener, die nicht aufgegeben haben“. Damit würde „die jahrzehntelange Forderung der LGBTIQ-Community nach einer Aufhebung der Urteile und echten Entschädigungszahlungen endlich umgesetzt“.

Die Homosexuelle Initiative Wien begrüßte die Initiative ebenfalls. Allerdings seien noch einige wesentliche Fragen offen: „Hier sind Menschen zu Unrecht im Gefängnis gesessen, die konnten in dieser Zeit ja nicht arbeiten.“ Daher müsse unbedingt eine beitragsfreie Anrechnung der Haftzeiten auf die Pension erfolgen. Verhängte Geldstrafen müssten mit entsprechender Verzinsung zurückgezahlt werden, lautete eine Aufforderung.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele