Landleben im Wandel

Roboter statt Bauer: So läuft nun die Stallarbeit

Kärnten
17.10.2023 06:01

Ein maßgeblicher Wandel war in den vergangenen 40 Jahren in der Landwirtschaft zu spüren. Ob auf dem Feld oder im Stall, nichts ist hier gleich geblieben. Die „Krone“ hat auch mit einem Vater-Sohn-Gespann über die Herausforderungen gesprochen.

Wie viele andere Branchen hat sich auch die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten rasant entwickelt. Sah man in den Achtzigerjahren noch viele Menschen auf den Feldern, die bei der Ernte mit anpackten, so erledigen diese Aufgaben heute beinahe nur noch Maschinen. Und noch eines fällt auf, wirft man einen Blick in die Statistik: Zählte man vor 40 Jahren noch 26.000 landwirtschaftliche Betriebe in Kärnten, sind es mittlerweile noch etwa 18.000. Und viele von ihnen haben ihre Anbauflächen und Ställe deutlich erweitert, um profitabel arbeiten zu können. Einige Bauern haben sich auch ein zweites Standbein geschaffen, bieten Urlaub am Bauernhof an oder vermarkten ihre Produkte in Hofläden.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Ein einschneidendes Ereignis für die Landwirte war der EU-Beitritt Österreichs vor 25 Jahren. „Die Preise wurden freigegeben, dafür aber Betriebsprämien als Ausgleich für die Bauern und Leistungsabgeltungen wie Umweltleistungen eingeführt“, erklärt Bernhard Tscharre, Sprecher für Agrar- und Marktwirtschaft in der Landwirtschaftskammer. Die Bauern erhielten also viele Auflagen, aber auch finanzielle Zuckerln.

Die Getreideernte war früher eine mühevolle Arbeit, die von vielen Helfern erledigt werden musste.
Heute kommen auf riesigen Ackerflächen schwere Maschinen zum Einsatz, welche die Arbeit im Nu erledigen.

Zugleich zeichnete sich eine technische Revolution auf den Bauernhöfen ab. Die ersten Computer und Roboter wurden als technische Hilfsmittel präsentiert. Tscharre: „Man wusste, wohin die Reise geht.“ Mittlerweile gibt es kaum noch einen Betrieb, wo nicht Maschinen die Kühe melken und den Mist nach draußen transportieren. Auch künstliche Intelligenz hat längst auf den Höfen Einzug gehalten. Drohnen helfen bei der Aufforstung oder bei der Rehkitzsuche vor der Mahd. Aktuell ein großes Thema: die Nachhaltigkeit. Auf vielen Stalldächern glitzern Photovoltaikanlagen im Sonnenlicht und versorgen die Betriebe und das Netz mit grünem Strom.

Die Kanne wird auch heute noch eingesetzt, um Milch zu transportieren. (Bild: Melanie Hutter)
Die Kanne wird auch heute noch eingesetzt, um Milch zu transportieren.
Dort, wo die Kanne nur noch als Dekoration dient, kann man davon ausgehen, dass ein Roboter die Arbeit am Melkstand erledigt. (Bild: Alexander Schwarzl)
Dort, wo die Kanne nur noch als Dekoration dient, kann man davon ausgehen, dass ein Roboter die Arbeit am Melkstand erledigt.
Vor wenigen Jahrzehnten kamen beim Schlachten Sautrog und Dämpfer zum Einsatz. (Bild: Elisa Aschbacher)
Vor wenigen Jahrzehnten kamen beim Schlachten Sautrog und Dämpfer zum Einsatz.
Wer heute am eigenen Hof schlachten will, braucht dafür spezielle Räumlichkeiten und hat viele Auflagen zu beachten. (Bild: Elisa Aschbacher)
Wer heute am eigenen Hof schlachten will, braucht dafür spezielle Räumlichkeiten und hat viele Auflagen zu beachten.

Anträge werden nicht mehr auf Zetteln erledigt, sondern über Handy und Computer. Einige Bauern bevorzugen aber nach wie vor den Behördenweg. Wohin sich die Landwirtschaft in den nächsten Jahren entwickeln wird, ist schwer abzuschätzen. Viele befürchten, dass es bald nur noch Industriebetriebe geben könnte. Das müsse verhindert werden, meinen Bauernvertreter: „Stirbt der Bauer, stirbt auch unsere Kulturlandschaft mit ihren Almen und Wiesen.“

„Waren damals zufriedener!“
Ein Vater und ein Sohn über Zeitwende in der Landwirtschaft. 
„Krone“: Herr Erschen, wie sehen Sie die landwirtschaftliche Veränderung in den vergangenen 40 Jahren? 
Robert Erschen: Damals waren Bauern zufriedener, bäuerliche Produkte wurden wertgeschätzt. Auf Feldern haben alle zusammengearbeitet, heute macht das meist einer allein - mit einer großen Maschine. Man hatte einen hohen Stellenwert. Heutzutage hört man das Wort Bauer - und verbindet es mit viel Arbeit, mehr nicht.

Robert Erschen (74) und Sohn Robert (36) betreiben einen Hof in Globasnitz (Bild: Elisa Aschbacher, Krone KREATIV)
Robert Erschen (74) und Sohn Robert (36) betreiben einen Hof in Globasnitz

Was dürfte der Grund, für so eine Wende sein? 
Es ist das digitale Zeitalter, alles ist schnelllebig geworden. Massenproduktion und Billigwaren dominieren. Jeder muss irgendwie über die Runden kommen. Gespart wird beim Lebensmittel, nicht beim Luxusgut. Außerdem will sich niemand die Arbeit antun. Wer keinen Bezug zur Landwirtschaft hat, wird auch nie wissen, wie das Leben eines Bauern ist.

Herr Erschen Junior, Sie sind Jungbauer. Wie haben Sie die Zeit miterlebt, wie sehen Sie die Zukunft? 
Robert Erschen Junior: Früher wurde man als Kind ausgewählt, den Hof zu übernehmen, es blieb einem nichts anderes übrig. Jetzt entscheidet man selbst. Deshalb hören auch so viele Bauern auf. Auch weil sich die Arbeit für viele nicht rentiert, oder es an Leidenschaft fehlt. Man muss mit der Zeit gehen, am Ball bleiben, um in diesem Sektor Erfolg zu haben bzw. davon leben zu können. Bauer sein, hat mit viel Liebe zur Arbeit zu tun.

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