„Es ist dramatisch“

Kaum Trainingsorte? ÖSV-Stars schlagen Alarm

Wintersport
15.10.2023 09:26

Die bisher überdurchschnittlich hohen Temperaturen haben Österreichs Wintersport-Stars in ihren Saisonvorbereitungen gefordert. Manche mussten wegen Schnee-Armut bewährte Regionen hinter sich lassen, andere sagten ganze Trainingsblöcke ab. Der prognostizierten Abkühlung ab Sonntag sahen alle mit Vorfreude entgegen. Wohlwissend, dass die Einstimmung auf die nächsten Winter am heimischen Boden nicht einfacher werden wird.

Das Rückzugsgefecht der europäischen Gletscher beobachten die Athletinnen und Athleten des Skiverbands mit weinenden Augen. „Es ist dramatisch, was mit den Gletschern passiert. Ich war im Juli noch in Hintertux und einen Monat später hat es nicht mehr berauschend ausgeschaut“, sagte Vincent Kriechmayr. Für die Schweiz hat der Abfahrer ähnliches beobachtet. „Früher haben wir in Zermatt und Saas-Fee sehr gut trainiert, aber es ist bemerkenswert, wie das in drei Jahren nachgelassen hat.“

Trainingslager in Chile „mittlerweile leider alternativlos“
Die Alpinen trainierten zuletzt viel im Pitztal, wo zwar die Bedingungen dank Schnee-Reserven aus der Vorsaison „überraschend gut sind“, wie Marco Schwarz erzählte, aber es entsprechend eng ist. Kriechmayr bezeichnete das zuvor absolvierte Trainingslager in Chile und Argentinien als „mittlerweile leider alternativlos“. „Vor allem für uns mit Sölden (28./29. Oktober), wenn der Weltcup so früh startet.“ Der Speed-Auftakt mit Rennen in Cervinia/Zermatt (ab 11. November) kommt hinzu. „Wenn wir davor kein Speedtraining schaffen würden, würden die Trainer schon sehr nervös werden“, sagte Kriechmayr. In Chile schneite es indes zu viel. „Wir hatten wunderschöne Tiefschneetage, aber nie eisige oder harte Pisten.“

Für Anna Gasser sind Oktober und November ganz entscheidend, weil die Snowboard-Freestylerin da die im Sommer am Air-Bag erlernten Tricks auf Schneetauglichkeit prüft. „Jetzt ist bei uns die spezielle Situation, dass die Gletscher nicht gut ausschauen, was die Trainingsmöglichkeiten schwer macht“, erzählte die Kärntner Olympiasiegerin nach einer abgesagten Trainingswoche am Stubaier Gletscher. Ski-Freestyler Lukas Müllauer ergänzte: „Es ist sehr schwierig, gute Bedingungen zu finden. Es gibt in Saas-Fee (Schweiz, Anm.) so ziemlich das Einzige, was für uns funktioniert.“

„Alle fahren auf die Gletscher, obwohl nicht viele offen haben. Da kann man dann nicht gescheit trainieren“, sagte Para-Skirennläuferin Veronika Aigner. Ihr Bruder Johannes Aigner schloss sich an. „Wir haben Mitte Oktober, und die Schneesituationen ist katastrophal. Wir haben selbst schon spekuliert, wie lange der Hintertuxer Gletscher noch halten wird und spekulieren mit drei Jahren.“ Snowboard-Cross-Olympiasieger Alessandro Hämmerle wurde noch in der Heimat fündig. „Die Gletscher stellen die ganzen Schneedepots, die sie haben, uns zur Verfügung. Da können wir zumindest eine Startsektion bauen“, erzählte der Vorarlberger.

„Sind nicht so sehr abhängig“
Teresa Stadlober war noch gar nicht auf Schnee unterwegs. „Es wäre schon geplant gewesen. Schauen wir mal, ob der Dachstein im Oktober noch aufmacht“, sagte Österreichs beste Langläuferin. Bei einem Saisonstart Ende November kommt bei Langläufern und Biathleten noch kein unmittelbarer Stress auf. „Wir im Langlauf-Sport sind wegen des sehr ähnlichen Skiroller-Sports nicht so sehr abhängig vom Schnee wie vielleicht die Alpinen“, erklärte Lisa Hauser. Ungeachtet dessen geht es für die Biathleten heuer früher nach Finnland. Ob Stadlober ihr geplantes Trainingslager in Davos von Oktober bis Mitte November beziehen kann, ist offen. Die Schweizer Snowfarming-Loipe würde die Olympia-Dritte von 2022 gerne nutzen, um sich einen längeren Aufenthalt in Skandinavien zu ersparen. „Sonst sind wir mit den vier ersten Weltcup-Stationen sechs oder sieben Wochen oben und das ist brutal.“

Skibergsteigerin Sarah Dreier sattelte vom Dachstein zum Hintertuxer Gletscher um. Hier finde sie gute Bedingungen vor, sagte die Vertical-Vizeweltmeisterin. Den frühen Wettkampfauftakt im November sieht sie kritisch. „Unsere Saison endet Mitte April. Da könnte man sich überlegen, ob man das Ganze nicht ein bisschen kompakter macht.“

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