Bei Wahlkampf-Event
Entsetzen nach Nazi-Vergleich in Argentinien
Ein Nazi-Vergleich hat im argentinischen Präsidentschaftswahlkampf für einen handfesten Skandal gesorgt. Just der für den Bildungsministerposten vorgesehene Kandidat des libertären Populisten Javier Milei sinnierte darüber, wie des denn gewesen wäre, hätte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) nur aus Argentiniern bestanden.
„Anstatt sechs Millionen Juden zu ermorden, wären es viel weniger gewesen. Es hätte Bestechung gegeben, jede Art von Ineffizienz, sie hätten geschlafen. Aber das gab es nicht, es waren eben Deutsche. Das war das Problem“, erklärte Martin Krause kürzlich bei einer Veranstaltung der Universität Torcuato Di Tella. Mit seiner Äußerung wollte Krause offenbar auf die vermeintliche Ineffizienz der argentinischen Behörden hinweisen.
Der Verband der jüdischen Gemeinden Argentiniens (DAIA) übte scharfe Kritik. „Wir verurteilen die Banalisierung des Holocaustes durch Martin Krause“, schrieb die Gruppe am Freitag in einer Stellungnahme. „Wir warnen den Präsidentschaftskandidaten vor dem unangemessenen Missbrauch der Shoah in der öffentlichen Debatte und bestehen darauf, dass das Gedenken an sechs Millionen Ermordete nicht beschmutzt werden darf.“ Die jüdische Gemeinde in Buenos Aires ist eine der größten außerhalb von Israel.
Entschuldigung nach Aufregung
Auch die konservative Präsidentschaftskandidatin Patricia Bullrich verurteilte die Äußerungen auf X (vormals Twitter): „So jemanden kann Javier Milei nicht als Verantwortlichen für die Bildung unserer Kinder vorschlagen. Er ist ein Barbar.“ Krause bat später um Verzeihung. Er habe auf Defizite im Bildungssystem hinwiesen wollen und einen unangebrachten Vergleich gewählt.
Populist dominierte Vorwahlen
Am 22. Oktober wählen die Argentinier einen neuen Staatschef. Aus den Vorwahlen war der rechte Populist Milei überraschend als Favorit hervorgegangen, gefolgt von der konservativen früheren Innenministerin Bullrich und dem Wirtschaftsminister Sergio Massa aus dem linken Regierungslager.
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