20 Jahre Haft für Sohn

Mutter ermordet: „Sie ist das Allerheiligste!“

Gericht
07.08.2023 17:17

„Ich liebe meine Mutter. Das ist bei uns Jugos so. Die Mutter ist das aller Heiligste“ - trotzdem stach der 22-Jährige dreimal so wuchtig auf sie ein, dass sie starb. Wegen Mordes muss er 20 Jahre in Haft, wird außerdem untergebracht. Der banale Grund für die Tat: eine Essensbestellung ...

Noch 2021 widmete die getötete Mutter seiner Familie - vor allem ihrem Sohn - eine Gedichtsammlung. „Dieses Buch ist für meine Familie. Sie hat mein Leben bereichert und mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Die Familie, in der wir geboren sind, ist kein Zufallsbarometer, sie ist für uns bestimmt. Die Familie kann uns viel Liebe und Kraft geben, oder auch nicht“, heißt es gleich auf den ersten Seiten. Jene Familie, über die sie so liebevoll schreibt, ist nun für ihren Tod verantwortlich. 

Der 22-Jährige sitzt wegen Mordes an seiner Mutter vor den Geschworenen im Wiener Landesgericht. (Bild: Klemens Groh, Krone KREATIV)
Der 22-Jährige sitzt wegen Mordes an seiner Mutter vor den Geschworenen im Wiener Landesgericht.

Mutter-Sohn-Beziehung war „konfliktträchtig“
Die 54-Jährige schien es nicht leicht mit ihrem Sohn gehabt zu haben. Das zeigt schon sein bisheriger Lebensweg: Er brach die Schule rasch ab, arbeitete bis zu seiner Festnahme bloß drei Wochen. Der 22-Jährige habe bereits in der Jugend begonnen, Marihuana zu rauchen, war dann in einer Obdachloseneinrichtung untergebracht. Auch sein Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger weiß: „Das war sehr konfliktträchtig.“

Anwalt Manfred Arbacher-Stöger verteidigt den 22-Jährigen. (Bild: Zwefo)
Anwalt Manfred Arbacher-Stöger verteidigt den 22-Jährigen.

Zwei Ermittlungsverfahren wegen Gewalt gegen die Mutter eingestellt
„Ich habe immer mit meiner Mutter gestritten. Mein ganzes Leben schon“, erinnert sich der Angeklagte zurück. So sehr, dass auch die Polizei informiert wurde. Bereits zwei Mal ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen den jungen Mann wegen Gewalt gegen die 54-Jährige. Die aber nie gegen ihren Sohn aussagen wollte. Die Verfahren wurden eingestellt. „Die Mutter hat ihm trotzdem immer wieder freien Zugang zu sich nachhause gewährt“, so Verteidiger Arbacher-Stöger.

Diese Gewalt und Aggression gipfelte schließlich am 28. Februar dieses Jahres: Mit drei Messerstichen soll der 22-Jährige seine Mutter getötet haben. „Es war eigentlich ein ganz normaler Abend“, so der Angeklagte im Wiener Landesgericht und setzt zu seiner Schilderung der Bluttat an.

In diesem Haus kam es zur Bluttat an der 54-Jährigen durch ihren Sohn. (Bild: Tomschi Peter)
In diesem Haus kam es zur Bluttat an der 54-Jährigen durch ihren Sohn.
In diesem Haus kam es zur Bluttat. (Bild: Tomschi Peter)
In diesem Haus kam es zur Bluttat.

„Blinde Wut war das dann“
Fast kalt und distanziert beginnt er mit dem völlig banalen Auslöser eines fatalen Streits. Die Frau weigerte sich an dem Abend dem Sohn über ihre Kreditkarte Essen zu bestellen. „Dann ist es einfach zu einem Familienstreit gekommen. Sie hat mich beschimpft und gesagt, du bist wie dein Vater“ - von dem sich die Mutter scheiden hat lassen - „Blinde Wut war das dann. Und ich hab das Messer genommen und zugestochen“, so der 22-Jährige monoton. 

Sohn hatte dreimal zugestochen
Bei den Nachbarn suchte er dann nach Hilfe, sagte ihnen, seine Mutter habe sich selber verletzt. Doch auch die Rettung konnte der Frau nicht mehr helfen. Dass es sich um Selbstverletzung handelte, erzählte er auch der Polizei. Er habe sie im Badezimmer gefunden, mit dem Messer im Hals. Gab dann aber zu, sie dreimal gestochen zu haben - zweimal in den Hals und Nacken, einmal in die Schulter. 

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Das Messer ist durch gegangen, wie durch Butter.

Angeklagter vor der Polizei

Dem Staatsanwalt blieb ein Satz aus der polizeilichen Vernehmung besonders in Erinnerung: „Das Messer ist durchgegangen, wie durch Butter.“ Eine Aussage, die der Gerichtsmediziner Dr. Niklaus Klupp nicht nachvollziehen kann: „Es bedarf einer massiven Wucht, um ein Messer elf Zentimeter in den Körper einzuführen.“ So tief war nämlich der fatalste Stich durch den Sohn. 

Opfer arbeitete mit Problemkindern
In das Leben des 54-jährigen Opfers kann ihre Schwester im Zeugenstand näheren Einblick geben. Denn problematische junge Menschen waren der Mutter keineswegs fremd. Bei der Caritas unterstützte sie als Sozialpädagogin Jugendliche in akuten Entwicklungskrisen. Aber: „Sie hat gesagt, ich arbeite mit so problematischen Kindern und mit denen komme ich zurecht. Nur mit meinem eigenen Sohn nicht“, weint die Schwester vor Gericht.

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Muttertötungen sind eine Rarität. Sie machen weniger als ein Prozent aller Tötungsdelikte an Frauen aus. Die Mutter wird als Letztes getötet.

Psychiatrische Sachverständige im Mordprozess

Denn laut Gerichtspsychiaterin leidet der Angeklagte an einer schweren Persönlichkeitsstörung, sei dadurch stimmungslabil, rasch aggressiv und könne Grenzen nicht akzeptieren. Und eine solche habe ihm die Mutter aufgezeigt, als sie ihm die Essensbestellung verweigerte. Bei der Bluttat sei der Wiener aber völlig zurechnungsfähig gewesen. 

Deswegen wird der 22-Jährige in einem forensisch-therapeutischen Zentrum untergebracht. Und zusätzlich zu 20 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt. Die er genau wie der Staatsanwalt annehmen. Das Urteil ist somit rechtskräftig. Zu dem Milderungsgrund - und zwar seiner Unbescholtenheit - meint die Richterin zurecht: „Sie sind nur deswegen unbescholten, weil die Frau, die sie umgebracht haben, sie letztlich nie wirklich angezeigt hat.“

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