Mit offensichtlichen Hauterkrankungen trauen sich viele Betroffene nicht schwimmen zu gehen - aus Angst, verspottet oder „schief“ angesehen zu werden. Warum Neurodermitiker es trotzdem wagen und was sie dabei beachten sollten, erklärt ein Hautarzt.
Raus aus dem Gewand und hinein ins kühle Nass - klettern die Temperaturen über 30 Grad, suchen die meisten Abkühlung am See oder im Bad. Da so aber viel Haut sichtbar wird, haben Neurodermitiker oft Hemmungen, sich zu zeigen. Denn sie leiden an trockenen, geröteten und entzündeten Stellen bzw. starkem Juckreiz. Je nach Ausmaß der Symptome unterscheidet man zwischen leichten, mittelschweren und schweren Verlaufsformen. Dennoch gilt: Nur keine Scham! Worauf Betroffene jedoch während und nach dem Badespaß achten sollten.
Besser an den See als ins Schwimmbad
„Chlorwasser kann die Haut der Patienten reizen. Aufgrund der guten Wasserqualität würde ich ihnen (österreichische) Badeseen empfehlen“, erklärt OA Dr. Martin Zikeli, Abteilung für Dermatologie, Landesklinikum Wiener Neustadt. Wer Urlaub am Meer macht, darf sich sogar über eine Besserung der Symptome freuen: „Dort kommen mehrere positive Faktoren zusammen, wie hohe Luftfeuchtigkeit und damit geringere Hauttrockenheit, weniger Stress (Schubauslöser) und Sonnenlicht, da UVB-Strahlen in dosiertem Maße entzündungshemmend wirken. Dazu kommt es, weil keine Sonnencreme UVB 100-prozentig abblockt.“
Immer ausreichend Sonnencreme - für empfindliche oder allergische Haut - auftragen!
OA Dr. Martin Zikeli, Abteilung für Dermatologie, Landesklinikum Wiener Neustadt
Apropos Sonnencreme: Immer ausreichend davon - für empfindliche oder allergische Haut - auftragen, um Sonnenbrand zu vermeiden. Alternativ bieten UV-dichte Textilien Schutz. Nach dem Baden empfiehlt der Experte, sich zu duschen und abends eine beruhigende Pflegecreme aufzutragen. Dafür sind Patienten mit Neurodermitis zumeist mit individuellen Produkten vom Hautarzt versorgt.
Ohne Sonnencreme in die Sonne?
Dürfen Betroffene eigentlich auch kurz ohne Sonnencreme in die Sonne, wenn UVB-Strahlen entzündungshemmend wirken? Davon rät Dr. Zikeli entschieden ab: „Eine Fototherapie sollte nur unter kontrollierten Bedingungen beim Hautarzt durchgeführt werden, wobei die Dosis der Lichtbestrahlung individuell angepasst wird. Selbstständiges ‚Sonnenbaden‘ zu therapeutischen Zwecken würde ich bei Neurodermitis daher nicht empfehlen.“
Innovative Therapiemöglichkeiten verhelfen zu neuem Hautgefühl
Übrigens gibt es mittlerweile für alle Schweregrade von Neurodermitis eine geeignete Behandlung - von der Basispflege über anti-entzündliche Salben, Lichttherapien bis hin zu modernen systemischen Therapien mit Biologika als Injektion oder sogenannte „kleine Moleküle“ in Tablettenform.
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