Gewaltiger Andrang

Medizinstudium: 12.400 Bewerber für 1900 Plätze

Österreich
04.07.2025 18:02

Am Freitag ist wieder der Aufnahmetest für das Medizinstudium über die Bühne gegangen – und dem haben sich fast 12.400 Personen gestellt. Sie bewarben sich dabei um einen von 1900 Studienplätzen an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz bzw. an der Medizin-Fakultät der Uni Linz.

Zur österreichweit einheitlichen rund achtstündigen schriftlichen Prüfung hatten sich ursprünglich 15.668 Personen angemeldet, wie in früheren Jahren haben damit rund 80 Prozent tatsächlich am Test teilgenommen. Beim sogenannten MedAT werden vor allem Wissen aus medizinrelevanten Fächern (v.a. Biologie, Chemie, Physik, Mathematik) und kognitive Fähigkeiten (u.a. Merkfähigkeit, Implikationen erkennen) abgefragt. Zehn Prozent des Ergebnisses hängen vom Testteil Textverständnis ab, ebenso viel vom Teil Emotionen erkennen und soziales Entscheiden.

Mindestens 95 Prozent der Studienplätze in der Humanmedizin sind EU-Bürgern und 75 Prozent der Plätze Studienwerbern mit einem österreichischen Maturazeugnis vorbehalten. Für die Zahnmedizin gibt es keine solche Quote.

Keine besseren Chancen nach Vorbereitungskurs
Vom Besuch teils teurer Vorbereitungskurse für den Test wurde am Freitag abgeraten. „Die Daten zeigen, dass Vorbereitung alles ist, aber ein Vorbereitungskurs ist es nicht“, betonte Vizerektorin Rieder bei einem Pressetermin kurz vor Beginn des Tests in der Messe Wien. Die Uni selbst biete viele Vorbereitungsunterlagen an, es gebe Angebote der Bundesländer und auch die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) sei hier sehr aktiv. In Erhebungen hätten rund 30 Prozent angegeben, einen Vorbereitungskurs besucht zu haben. Deren Erfolgschancen seien deshalb aber nicht höher gewesen.

Bei so viel Anspannung darf der Humor nicht fehlen.
Bei so viel Anspannung darf der Humor nicht fehlen.(Bild: Birbaumer Christof)

Das zeigen auch Untersuchungen des Psychologieprofessors Martin Arendasy von der Uni Graz, der den MedAT federführend entwickelt hat und ihn weiterhin begleitet. „Es ist für die Performance im Wesentlichen egal, ob Bewerber nur mit den kostenlosen oder nur mit den kostenpflichtigen Angeboten gelernt haben oder ob sie auf eine Mischung gesetzt haben“, betonte er im „Standard“ (Freitagausgabe).

Anders sieht man das in der Bundes-ÖH: Wer sich teure Vorbereitungskurse, private Nachhilfe oder monatelange Lernzeiten leisten könne, habe einen klaren Vorteil, kritisierte die Vorsitzende Selina Wienerroither (Verband Sozialistischer Student_innen) in einer Aussendung. Es brauche deshalb „eine Erweiterung der bestehenden Kapazitäten, um einen sozial gerechten Zugang sicherzustellen“.

Auch in der Messe Wien rauchten die Köpfe.
Auch in der Messe Wien rauchten die Köpfe.(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Mehr Anmeldungen in Wien und Linz
Die bei Weitem meisten Interessenten für ein Medizin-Studium an einer öffentlichen Uni haben sich auch heuer in Wien angemeldet, nämlich 7.729. Das sind 330 mehr als im vorigen Jahr. Damit kommen diesmal rund zehn Bewerbungen auf einen der 772 Studienplätze. Für gut die Hälfte der Bewerber sei Medizin das absolute Wunschstudium, so Rieder. „Aber es ist nicht so, dass alle 16.000 unbedingt Ärztinnen und Ärzte werden wollen“, meinte sie mit Blick auf die bundesweiten Zahlen.

Ebenfalls mehr Interessenten als im Vorjahr wurden auch an der Medizin-Fakultät der Uni Linz registriert, mit 2084 Personen kommen diesmal sieben Bewerber auf einen der 320 Studienplätze. In Innsbruck haben sich 3238 für den Test angemeldet, dort sind 420 Plätze zu vergeben. In Graz kommen 2617 Anmeldungen auf 388 Plätze.

Das Aufnahmeverfahren in Innsbruck
Das Aufnahmeverfahren in Innsbruck(Bild: Birbaumer Christof)

Der Aufwand für das Aufnahmeverfahren ist groß, allein in Wien sind dafür am Testtag 100 Mitarbeiter sowie 400 Studierende im Einsatz. Gut die Hälfte der Interessenten kommt dabei laut Rieder aus Wien, ein Viertel aus Niederösterreich. Ein weiterer Trend: Der Anteil der Bewerbungen aus dem EU-Raum – vor allem Deutschland – geht zurück, von früher 20 auf nunmehr 15 Prozent.

In Innsbruck erstmals wieder mehrheitlich Österreicher
Ähnlich ist die Entwicklung auch an der Medizin-Uni Innsbruck: „Heuer haben sich erstmalig mehr Bewerber aus Österreich als aus EU-Ländern angemeldet“, strich der Vizerektor für Lehre und Studierendenangelegenheiten, Wolfgang Prodinger, bei einem Pressegespräch vor Beginn des Aufnahmeverfahrens heraus. Insgesamt haben sich in Innsbruck 3.238 Personen angemeldet, 321 davon für die Zahnmedizin. Von den 2.917 Humanmedizin-Fixanmeldungen zum Aufnahmeverfahren waren 1.513 Personen aus dem „Österreicher-Kontingent“. 1.361 Bewerbungen kamen aus EU-Ländern, allem voran aus Deutschland mit 1.230 Personen. Ob die österreichischen Bewerber dann vor Ort aber wirklich überwiegen werden, war aber unklar: „Es gibt im Schnitt Jahr für Jahr eine No-Show-Quote von rund 25 Prozent“, so Prodinger.

Zum zweiten Mal sind heuer bis zu 85 Studienplätze österreichweit für Aufgaben im öffentlichen Interesse „gewidmet“, an der Medizin-Uni Wien sind es 34. Rieder berichtete von deutlich gestiegenem Interesse, nach 280 Bewerbungen im Vorjahr waren es diesmal schon 400. Wer sich um einen „gewidmeten“ Studienplatz bewirbt, muss beim Test eine geringere Punktezahl erreichen, aber im Gegenzug nach dem Abschluss eine gewisse Zeit bei einer öffentlichen Institution (Österreichische Gesundheitskasse, Verteidigungsministerium etc.) etwa als Kassen-, Spitals-, Militär- oder Amtsarzt arbeiten.

Im Vorjahr wurden dabei nicht alle gewidmeten Plätze ausgenutzt – teils erreichten die Kandidaten dafür nicht die nötige Punktezahl, teils waren sie „zu gut“ und qualifizierten sich für einen regulären Studienplatz. In diesen Fällen wurden die Plätze dann mit den nächstbesten Testteilnehmern aufgefüllt.

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