Experten fordern:

Gesundheitsgipfel statt Sommerpause

Politik
09.07.2023 06:03

Das Gesundheitssystem droht zu kollabieren. Der Druck auf die Regierung wächst. Experten fordern Dynamik und keine sommerlichen Verzögerungen.

Mangel an Personal, geschlossene Intensivstationen, streikende Ärzte. Zu wenig Kassen-, zu viele Wahlärzte. Die Regierung ist gefragt, antwortet jedoch monoton. Und für viele unzureichend. Edgar Wutscher, Vizepräsident der Ärztekammer: „Seit Monaten renne ich schwanger damit, dass wir einen Gipfel brauchen. Da kann man sich auch gerne befetzen. Aber nur so geht etwas weiter.“ Ansonsten würde herumgeeiert und weitergewurstelt.

Von der Regierung in Wien höre man nur Überschriften und Blabla. Das Gesundheitsministerium lässt verlauten, ein Gipfel sei nicht sinnvoll. Man sei in dauernden Verhandlungen mit allen Beteiligten. Auch während des Sommers. „Österreich hat eine hohe Dichte an Ärzten. Einen Mangel gibt es in bestimmten Bereichen und Regionen.“ Genau das sei das Problem, sagt die Kammer. Und auch die Gesundheitskasse. „Gut ist, dass wir jetzt mit der ÖGK gemeinsame Sache machen. Auch bei der Forderung nach einem Gipfel“, sagt der Tiroler Wutscher. Dies sei auch für die Verhandlungen mit den Ländern wichtig (Finanzausgleich, Anm. d. Red.). Zuletzt gab es ein Treffen mit Minister Johannes Rauch und den Landesreferenten.

Treffen im Burgenland: Gesundheitsminister Johannes Rauch mit Gastgeber Doskozil und den Landesreferenten (Bild: LMS)
Treffen im Burgenland: Gesundheitsminister Johannes Rauch mit Gastgeber Doskozil und den Landesreferenten

Bis 2030 fehlen 100.000 Pflegekräfte
Man beschloss, Kassenarztsystem und Pflege ausbauen zu wollen. Es sei ein „Meilenstein“. Den sehen nicht alle. 17.000 Ärzte gehen demnächst in Pension, bis 2030 fehlen 100.000 Pflegekräfte. Es gibt auch Debatten um mehr Medizin-Studienplätze - was die SPÖ fordert - und eine beschränkte Zahl an ausländischen Studierenden. Dies würde, wie eine Berufspflicht nach dem Studium, nicht viel bringen, sagt Rauch.

Mit Zwang gewinne man keine Motivation. Stattdessen will man Primärzentren ausbauen und die Arbeitsbedingungen attraktivieren. Fragt sich nur, wann dies alles wirkt. Die Zeit drängt. Gerade in diesem Bereich sind Verzögerungen lebensgefährlich.

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