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Wahl der Extreme | Verrückt

Wahl der Extreme: Wilfried Haslauer wurde abgestraft - aber nicht ganz so dramatisch wie zuletzt seine Landeshauptleute-Kollegen Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in Niederösterreich und Peter Kaiser (SPÖ) in Kärnten. Aber er kam auch nicht von ganz so hoch oben: Der Salzburger ÖVP-Landeshauptmann hatte im Gegensatz zu Mikl-Leitner und Kaiser nicht eine Beinahe-50-Prozent-Mehrheit zu verteidigen, sondern als Ausgangsbasis „bloß“ knapp 38 Prozent. Seine tief gesteckten Ziele, über 30 Prozent und Erster zu bleiben hat er geschafft. Hinter ihm rumpelte es dagegen kräftig. Die FPÖ erreichte ihr historisch weitaus bestes Ergebnis, die SPÖ verlor auf den historisch tiefsten Wert, die Grünen verloren leicht, während die Neos, die fünf Jahre mit ÖVP und Grünen das Land regierten, sogar aus dem Landtag fliegen. Dafür startet der Beinahe-Einzelkämpfer Kay-Michael Dankl mit mehr als 10 Prozent sensationell durch. Und das als Kandidat der KPÖ! In der Stadt Salzburg schnellte er gar auf 21 Prozent. Was kann man sich darauf für einen Reim machen?

Verrückt. Ja, es ist geschehen, was manche erhofft, andere befürchtet haben: Die Mehrheitsverhältnisse in Salzburg wurden dramatisch verrückt. Die Wähler in diesem Land in der Mitte Österreichs haben in Scharen die Mitte, die jahrzehntelang  vor allem von ÖVP und SPÖ abgedeckt wurde, verlassen und sind an die beiden äußeren Ränder des Politspektrums gewandert. Riesengewinne für die FPÖ, ein ebenfalls unglaubliches Ergebnis für die KPÖ. Wobei sicher nicht plötzlich mehr als ein Zehntel der Salzburger Wähler von der sozialistischen Weltrevolution träumt, sondern sich vor allem einem bescheiden-sympathisch auftretenden jungen Anti-Politiker zuwandte. Die Zeiten honoriger Landeshauptleute wie Wilfried Haslauer neigen sich dem Ende zu. Eine neue Politiker- und Politikgeneration ist gefragt. Noch weiß man nicht so recht, was sich die Wähler darunter vorstellen. Aber das wissen vermutlich viele Wähler selbst nicht immer so ganz genau. Das längst nicht erste Warnsignal für die Regierenden muss all das jedenfalls sein. Mit Politik wie im vergangenen Jahrhundert gewinnt man keine Wahlen mehr. Die Sehnsucht eines erheblichen Teils der Bevölkerung nach neuen, jungen, unverbrauchten Gesichtern - sie ist ausgeprägt. Von diesen jungen, unverbrauchten Gesichtern wird freilich auch eine neue Politik erwartet. Altparteien, die diesen Sprung nicht schaffen, haben zusehends ausgedient. Die Mehrheiten verrücken sich.  Es sind verrückte Zeiten, nicht nur in Salzburg. Und es wird neue Normalität.

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