Lange hatte Oracle im Streit um Datenklau alle Trümpfe in der Hand gehabt und wie der sichere Sieger ausgesehen. Mitarbeiter der mittlerweile geschlossenen SAP-Tochter TomorrowNow hatten in großem Stil unrechtmäßig Updates bei Oracle heruntergeladen. Der US-Konzern klagte, im November 2010 wurde SAP zur Rekordzahlung verurteilt.
Die Walldorfer räumten die Vorwürfe zwar im Kern ein, wiesen die Höhe der Schadenersatzforderung aber als viel zu hoch zurück. Die US-Richterin Phyllis Hamilton hat ihnen nun Recht gegeben, jetzt hofft die Softwareschmiede darauf, das unangenehme Kapitel möglichst schnell abschließen zu können.
Oracle will nicht nachgeben
Dieser Traum dürfte aber so schnell nicht in Erfüllung gehen. Oracle stellt sich quer. "Wir beabsichtigen, den vollen Umfang des Schadenersatzes einzutreiben, der unserer Meinung nach Oracle zusteht", sagt eine Sprecherin. Dass der US-Konzern eine Zahlung von 272 Millionen Dollar akzeptiert und der Fall damit erledigt ist, ist also eher unwahrscheinlich. Dies würde bedeuten, dass die Schlammschlacht in eine neue Runde geht.
Zweiter Rückschlag in wenigen Wochen
Für Oracle ist das eine weitere in einer ganzen Reihe von Hiobsbotschaften. Schon Ende Juli hatte ein anderer Richter in einer Klage gegen Google festgestellt, Oracles Schadenersatzforderungen seien zu hoch, der Konzern sei damit "in mehrfacher Weise über das Ziel hinausgeschossen" (siehe Infobox). Auch geschäftlich läuft es nicht mehr so rund wie einst. Das mit Sun Microsystems für 7,4 Milliarden Dollar zugekaufte Firmenrechnergeschäft schwächelte zuletzt. Oracle wurde weniger seiner Hochleistungs-Server los.
Schmiergeldvorwürfe gegen Oracle in Afrika
Vor ein paar Tagen meldete dann auch noch das "Wall Street Journal", dass Oracle unter Verdacht stehe, afrikanischen Regierungsmitarbeiter Schmiergeld zu zahlen, um an Aufträge zu kommen. Laut der gewöhnlich gut informierten Zeitung haben sich längst US-Ermittler an die Fersen des Software-Riesen geheftet. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen drakonische Strafen und ein Gesichtsverlust.
Klagewelle und aufbrausender Chef: Probleme ohne Ende
Schon jetzt hat es sich Oracle in der Branche mit vielen verscherzt. Der aufbrausende Konzernchef Larry Ellison hat eine regelrechte Klagewelle in Gang gesetzt. Selbst mit ehedem guten Partnern wie dem weltgrößten Computerbauer Hewlett-Packard hat Ellison gebrochen.
Bei den Reibereien spielen auch persönliche Befindlichkeiten eine Rolle. So hatte der HP-Verwaltungsrat Ellisons Kumpel Mark Hurd als Firmenchef gefeuert und öffentlich demontiert - inzwischen arbeitet Hurd für Oracle. Dann setzte HP ausgerechnet den Deutschen Leo Apotheker als neuen Konzernlenker ein. Und hier schließt sich der Kreis: Apotheker war vormals SAP-Chef und einer der Lieblingsgegner von Ellison.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.