Am Weg ins Spital

Sanitäter brachten eigenes Kind im Auto zur Welt

Oberösterreich
27.02.2023 11:04

Als im Auto am Weg ins Krankenhaus die Presswehen einsetzten, wussten die langjährigen Rettungssanitäter Theresa und Alexander, dass sie es für die Geburt nicht mehr ins Krankenhaus schaffen würden. Schnell den nächsten Parkplatz angesteuert, begab sich Theresa am Rücksitz in die Hocke und brachte nur drei Presswehen später mit ihrem Mann als Geburtshelfer Baby Jonas zur Welt.

Es ist der 6. Jänner um 10.30 Uhr, als die nun zweifache Mama Theresa und Papa Alexander sich für die Geburt ihres zweiten Sohnes mit dem eigenen Pkw ins knapp 30 Kilometer entfernte Krankenhaus nach Wels begeben. Die Abstände zwischen den Wehen betrugen zu diesem Zeitpunkt fünf bis sechs Minuten, und da der erste Sohn bei diesem Wehenabstand noch die ganze Nacht auf sich warten ließ, entschied sich das Ehepaar für die Anfahrt im eigenen Auto. „Uns wurde zwar gesagt, dass das zweite Kind schneller kommen würde. Aber, dass es so schnell geht, damit hätten wir nicht gerechnet“, sind sich die beiden Eltern einig.

Mit dem Einsetzen der Presswehen wurde es ernst
Bereits nach kurzer Fahrt bei der Ortsausfahrt Eferding kamen die Wehen in Abständen zwischen ein bis drei Minuten und Theresa bekam nicht mehr viel mit, was rund um sie geschah, da sie bereits jede Wehe aktiv veratmen musste. Weitere fünf Minuten später hatte sie das Gefühl, pressen zu müssen und dies nicht länger zurückhalten zu können. „Als meine Frau zu mir sagte, dass ich bei der nächsten Gelegenheit ranfahren solle, da sie jetzt pressen müsse, wusste ich, dass es jetzt ernst wird“, erinnert sich Alexander noch gut. Sofort setzte er den Notruf ab und erklärte dem Leitstellendisponenten, dass seine Frau nun im Auto ihr Kind auf die Welt bringen wird.

Vater als Geburtshelfer gefragt
Während Theresa sich auf der Rückbank in die Hocke begab, war der Kopf des Kindes schon zu sehen und gleich danach auch bis zum Hals an der frischen Luft. Die Fruchtblase war noch intakt und musste von Alexander eigenhändig geöffnet werden. Nach drei Presswehen erblickte Jonas das Licht der Welt und sogleich waren Papas Fähigkeiten als Geburtshelfer gefragt. Er entwirrte die Nabelschnur, die sich um den Hals seines neugeborenen Sohnes gewickelt hatte und stimulierte ihn einige Sekunden lang, bis eine Atmung zu vernehmen war.

Wiedersehen nach der Geburt im Auto: Theresa Schabetsberger, Alexander Schabetsberger, Baby Jonas und Notfallsanitäter Jan Hoffmann. (Bild: ÖRK Eferding)
Wiedersehen nach der Geburt im Auto: Theresa Schabetsberger, Alexander Schabetsberger, Baby Jonas und Notfallsanitäter Jan Hoffmann.

Um ihn bei der Atmung zu unterstützen, brachte er seinen Sohn in eine Kopftieflage und öffnete seinen Mund, um noch vorhandenes Fruchtwasser abfließen lassen zu können. Baby Jonas hatte es so eilig, dass er die eintreffenden Rettungskräfte, bereits in Handtüchern eingewickelt kennenlernte, welche die Eltern für den Fall des Blasensprungs sicherheitshalber mitgenommen hatten - niemand hat damit gerechnet, dass diese zum Warmhalten des Babys zum Einsatz kommen.

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Ich war massiv erleichtert, als mein Sohn einigermaßen normal atmete, meine Frau wohlauf war und das Folgetonhorn von Sanitätseinsatzwagen und Notarzteinsatzfahrzeug der Kollegen zu vernehmen war.

Papa und Geburtshelfer Alexander

Erste Entbindung im Auto
Das Rettungs- und Notarztteam versorgte die Jungfamilie vor Ort. Nur wenige Minuten alt, gab es für Jonas gemeinsam mit Mama Theresa die erste Fahrt mit einem Rettungswagen - die Reise ging wohlauf ins Klinikum Wels zur weiteren Untersuchung. Notfallsanitäter Jan Hoffmann, befreundeter Kollege der Eltern, der Jonas abnabelte: „Im Notarztdienst hat man oft Einsätze, die sehr belastend sind“, erklärt er, „da ist eine Geburt natürlich ein ganz besonders schönes Erlebnis. Es war die 5. Geburt, bei der ich helfen durfte, aber während meines 23-jährigen Einsatzes als Notfallsanitäter die 1. Entbindung im Auto.“

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Ich hatte volles Vertrauen in meinen Mann, der selbst ja Anästhesie-Pfleger und Rettungssanitäter mit jahrelanger Erfahrung ist.

Mama Theresa

„Mein Mann weiß was er tut“
Mutter und Sohnemann erfreuen sich bester Gesundheit und die nun vierköpfige Familie konnte sich in den letzten Wochen gut von dem aufregenden Erlebnis erholen und ist glücklich, dass die spontane Autogeburt so gut verlaufen ist. „Ich hatte volles Vertrauen in meinen Mann, der selbst ja Anästhesie-Pfleger und Rettungssanitäter mit jahrelanger Erfahrung ist. Auch wurde ich dadurch bestätigt, dass mein liebster Dienstpartner beim Roten Kreuz mein Mann ist und auch bleibt. Weil wir uns blind verstehen und vertrauen und ich nun mehr denn je weiß ‚der Mann weiß, was er tut“, schmunzelt Theresa und strahlt ihren persönlichen Helden und Ehemann glücklich an.

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