Prozess vertagt

Waffenhandel im Gefängnis: Gericht prüft Chats

Oberösterreich
28.11.2022 17:30

Der Wiederbetätigungsprozess gegen den früheren Rädelsführer des rechtsextremen Netzwerks „Objekt 21“ ist am Montag in Ried neuerlich vertagt worden. Chats, die ein Zeuge zur Verfügung stellen will, sollen ausgewertet werden. Denn seine Aussagen und die des Hauptangeklagten widersprechen einander diametral.

Jürgen W. ist seit seiner Jugend in der rechten Szene aktiv. Der Höhepunkt dieser „Karriere“ war die führende Mitgliedschaft im „Objekt21“, auf dessen Konto u.a. auch Brandanschläge und Schutzgelderpressungen im Rotlichtmilieu gingen. Der heute 38-Jährige, der bereits ein sehr langes Vorstrafenregister hat, saß wegen diverser Taten ebenso wie wegen Wiederbetätigung etliche Jahre in Haft. Auch derzeit ist er in Strafhaft.

In der Justizanstalt Suben soll er einem Mithäftling eine Maschinenpistole samt Munition und - in Sammlerkreisen teuren - Nazi-Devotionalien zum Kauf angeboten haben. Der andere Insasse meldete das bei der Staatsanwaltschaft. Daraufhin trat als Abnehmer ein verdeckter Ermittler auf. Dem 38-Jährigen wird zudem vorgeworfen, er habe gegenüber seinem Mithäftling die Vergasung von Juden geleugnet und ihm einschlägige Musik geschickt.

Der Hauptangeklagte behauptet allerdings, der ehemalige Mithäftling habe ihn aktiv gefragt, ob er noch eine Waffe besitze und diese verkaufen wolle. Er leugnete zudem, ihm verbotene Rechtsrock-Lieder geschickt und holocaustleugnende Aussagen gemacht zu haben. Die mitangeklagte Schwester gab zu, das Gewehr übergeben zu haben. Was die NS-Devotionalien angehe, habe sie sich sogar anwaltlichen Rat eingeholt und die Auskunft erhalten, der Verkauf dieser Dinge an einen Sammler - davon sei sie ausgegangen - sei erlaubt.

Der Hauptbelastungszeuge bekräftigte am Montag vor Gericht nicht nur alle von ihm erhobenen Vorwürfe, sondern äußerte noch weitere. So habe der 38-Jährige gedroht, einen Beamten des Verfassungsschutzes zu töten, er habe sich gebrüstet, rechtsextreme Lieder geschrieben zu haben und ihn mit „Gutachten“ überzeugen wollen, dass der Holocaust nicht stattgefunden habe. Auch habe er sich am Geburtstag Adolf Hitlers immer von der Arbeit freistellen lassen, Eiernockerln bestellt und Hitler als „Chef“ bezeichnet. Der ehemaligeObjekt-21-Chef war hingegen bemüht, den Eindruck zu vermitteln, er habe sich von dem Gedankengut gelöst.

Der Zeuge behauptete allerdings, alle seine Aussagen mit Chatprotokollen belegen zu können. Und er beteuerte zudem, vom Angeklagten bisher nur in Papierform vorgelegte Chats, die eher dessen Version untermauern, seien „manipuliert“. Das Gericht will nun die Chats des Angeklagten und des Zeugen von einem Sachverständigen genauer unter die Lupe nehmen lassen. Auch ein Zeuge soll noch befragt werden. Dazu wurde vertagt.

Porträt von OÖ-Krone
OÖ-Krone
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