Ukraine am Vormarsch?

Russland: Bangen vor Befreiungsschlag in Cherson

Ausland
19.10.2022 10:18

Die russische Armee rechnet mit einem massiven ukrainischen Angriff zur Befreiung der besetzten Stadt Cherson. „An diesem Frontabschnitt ist die Lage schwierig“, räumte der neue Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, im Fernsehen ein. Er ergänzte, dass „schwierige Entscheidungen“ notwendig sein könnten. Der Auftritt schien nahezulegen, dass Russland einen Rückzug aus der Stadt erwägen könnte.

Die russischen Invasionstruppen beschossen die ganze Nacht über die Bezirke Krywyj Rih und Nikopol in der Region Dnipropetrowsk. Dabei sei es zu großen Zerstörungen gekommen, sagte der Leiter der Militärverwaltung der Region, Valentyn Resnitschenko am Mittwoch. Getroffen wurde demnach auch die Energieinfrastruktur. Zahlreiche Städte und Dörfer der Region sind von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten.

In Krywyj Rih sei ein zweistöckiges Gebäude infolge des feindlichen Angriffs zerstört worden, teilte Resnitschenko mit. Bis zu 60 Granaten trafen demnach zwei Gemeinden nahe Nikopol. Es wurden keine Verletzten gemeldet, aber einige Wohnhäuser wurden beschädigt. In anderen Gebieten heulten die ganze Nacht hindurch Luftschutzsirenen, aber es wurden keine Angriffe gemeldet.

Russland setzt iranische Drohnen ein
Bei ihren Luftangriffen in den vergangenen 24 Stunden setzten die russischen Streitkräfte neben Raketen auch 14 sogenannte Kamikaze-Drohnen aus iranischer Fertigung ein. Davon seien zehn Drohnen abgeschossen wurden, teilte das ukrainische Militär mit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Einsatz iranischer Drohnen durch Russland als Bankrotterklärung. „Der russische Hilferuf an den Iran ist die Anerkennung des militärischen und politischen Bankrotts durch den Kreml“, sagte er in seiner Videoansprache am Dienstagabend. Moskau habe jahrzehntelang Milliarden Dollar in seinen militärisch-industriellen Komplex gesteckt, doch schließlich müsse es auf „ziemlich einfache Drohnen und Raketen“ aus Teheran setzen.

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Der russische Hilferuf an den Iran ist die Anerkennung des militärischen und politischen Bankrotts durch den Kreml.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj

Der Beschuss der Ukraine mit ganzen Schwärmen dieser Drohnen mache den Russen vielleicht taktisch Hoffnung. „Strategisch wird es ihnen ohnehin nicht helfen“, meinte Selenskyj. Der Präsident dankte allen Angehörigen der ukrainischen Luftverteidigung, die in den vergangenen Tagen Raketen und Drohnen aus Russland abgeschossen hätten. Er lobte dabei auch das von Deutschland gelieferte Luftabwehrsystem Iris-T: „Das ist wirklich ein sehr effektives System.“

Einsatz iranischer Drohen bestritten
Die Ukraine wirft Russland vor, die im Iran hergestellten Shahed-136 „Kamikaze-Drohnen“ einzusetzen. Der Iran bestreitet, diese Drohnen geliefert zu haben, Russland bestreitet, sie einzusetzen. Laut Regierungs- und Diplomaten-Kreisen in Teheran hat der Iran allerdings Russland die Lieferung weiterer Drohnen und Boden-Boden-Raketen zugesagt.

Die US-Zeitung „New York Times“ berichtete indes, dass der Iran eigene Ausbildner auf die annektierte russische Halbinsel Krim geschickt hat, um dort russische Truppen mit der Drohnenflotte zu helfen. Die Ausbilder operierten von einem russischen Militärstützpunkt auf der Krim aus, wo viele der iranischen Drohnen stationiert seien, hieß es unter Berufung auf Angaben aus US-Regierungskreisen. Dem Bericht zufolge gehören die Ausbildner dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden an, einem Teil des iranischen Militärs, der von den USA als terroristische Organisation eingestuft wird. „Es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass iranische Drohnen für Angriffe auf ukrainische Zivilisten und militärische Ziele eingesetzt wurden, obwohl der Iran weiterhin schamlos über seine Beteiligung lügt“, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums zu dem Bericht.

Die Waffenlieferungen des Islamischen Gottesstaats an Russland sollen Diplomaten zufolge am Mittwoch Thema im UNO-Sicherheitsrat werden. Die USA, Großbritannien und Frankreich wollten das Thema während einer Sitzung hinter verschlossenen Türen zur Sprache bringen, heißt es. Einzelheiten werden nicht genannt.

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