„Krone“-Gastkommentar

Sprengstoff für die NATO

Kolumnen
18.09.2022 08:00

Anfang September hat der türkische Präsident Erdogan schwere verbale Salven abgefeuert: „Hey, Grieche. Blick zurück in die Geschichte. Wenn du es weiterhin zu weit treibst, hat das einen hohen Preis. Vergiss nicht Izmir“, erklärte er und spielte damit auf die Geschichte an: Am 9. September 1922 waren türkische Soldaten in die von Griechenland besetzte Hafenstadt einmarschiert, um das Viertel der griechischen Minderheit zu „befreien“.

Bis heute gilt die Rückeroberung Izmirs als griechischer Albtraum, dabei mussten 40.000 Menschen sterben. Doch Erdogan ging in seiner jüngsten Ankündigung noch weiter: „Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir das Nötige tun. Eines Nachts werden wir kommen.“ 100 Jahre und ein Tag nach Izmir schoss Griechenland zurück, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Küstenwache gab Schüsse auf den Frachter „Anatolian“ ab, weil er laut Griechen in deren Hoheitsgebiet bei Lesbos vorgedrungen war.

De facto standen wir allein in der jüngeren Historie dreimal knapp vor einem kriegerischen Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland. De facto spitzt sich die Fehde zwischen den NATO-Partnern zu, auch EU und UNO sind alarmiert. De facto lenkt die türkische Führung vor den Wahlen 2023 von ihrem Kernproblem ab: der 80-prozentigen Inflation.

Ein zweiter Konflikt auf europäischem Boden würde jedenfalls einem in die Hände spielen: Wladimir Putin. Und nebenbei sprengt sich die NATO selbst in die Luft.

Christian Baha (Gastkommentar)

 Kronen Zeitung
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