Bis zu 5,6 Jahre!

Wien: Ärmere Menschen erleiden Herzinfarkte früher

Wissenschaft
13.07.2022 12:32

Ärmere Menschen erleiden Herzinfarkte früher. Das konnten österreichische Forscher anhand von Daten aus Wien zeigen. Ihrer Studie zufolge erleiden Frauen aus reicheren Bezirken im Schnitt mit 70,2 Jahren einen Herzinfarkt, jene aus ärmeren Stadtteilen schon mit 64,6 Jahren. Bei Männern ist der Unterschied (60,2 bzw. 57,3 Jahre) kleiner.

Weil ärmere Bezirke eine im Schnitt jüngere Bevölkerung haben, sei noch weitere Forschung notwendig, betonen sie im Fachblatt „BMJ Open“. Mit einem gesunden Lebensstil, etwa ausgewogene Ernährung und viel Bewegung, lässt sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen - die häufigste Todesursache in westlichen Ländern - deutlich senken.

Doch auch das soziale Umfeld beeinflusst die Gesundheit. So ernähren sich Menschen mit geringem Einkommen häufig nicht gesund. Und sie leben oft in Gegenden mit nicht gut ausgebauter medizinischer Infrastruktur, etwa einer geringeren Ärztedichte, berichten die Wissenschaftler.

Zusammenhang zwischen Alter und Einkommen
Die Bevölkerungsökonomin Sonja Spitzer vom Institut für Demografie der Universität Wien hat mit Kolleginnen und Kollegen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), des AKH Wien und des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) den Zusammenhang zwischen dem Alter von Herzinfarktpatienten, der Überlebensdauer nach Herzinfarkten und dem Durchschnittseinkommen in Wiener Gemeindebezirken analysiert. Dazu nutzten sie Daten aus der Lohnsteuerstatistik, mit denen sie die Bezirke in drei Kategorien (hohes, mittleres und niedriges Durchschnittseinkommen) einteilten.

„Damit lässt sich das sozioökonomische Umfeld der Bezirke gut beschreiben, weil das Einkommen eng mit anderen Variablen wie Bildung, Gesundheitsvorsorge, etc. zusammenhängt“, erklärte Spitzer gegenüber der APA. Diese Informationen verknüpften sie mit krankenhausbasierten Beobachtungsdaten von Herzinfarktpatienten des AKH und dem Sterberegister. Dadurch konnten sie die Überlebensverläufe von knapp 1500 Herzinfarkt-Patienten über einen Zeitraum von 19 Jahren (2000 bis 2018) untersuchen.

Bei der Frage, wie schnell Patienten nach einem Herzinfarkt sterben, zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Bezirken. „Überraschendes ,Nebenergebnis‘ unserer Arbeit war aber, dass Patientinnen und Patienten aus ärmeren Bezirken in jüngeren Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden scheinen“, so Spitzer. Hier sei aber weitere Forschung notwendig, weil diese Bezirke auch deutlich jünger sind. Deshalb wollen sie herausfinden, ob das Alter der Patienten mit der Altersstruktur der Bezirke zusammenhängt.

Unterschied von mehreren Jahren
Der Unterschied zwischen den Gemeinde-Bezirken mit niedrigem Durchschnittseinkommen (5., 10., 11., 12., 15., 16. und 20. Bezirk) und jenen mit hohem Durchschnittseinkommen (1., 4., 8., 13., 18., 19. und 23. Bezirk) lag bei den Männern bei 2,9 Jahren und bei den Frauen gar bei 5,6 Jahren.

„Wenn Menschen aus ärmeren Bezirken früher im Leben einen Herzinfarkt erleiden, ist das besorgniserregend und sollte weiter wissenschaftlich wie gesundheitspolitisch berücksichtigt werden. Vor allem sollte man hier verstärkt auf Gesundheitsvorsorge und Gesundheitskompetenz setzen“, wird Koautorin Vanessa Di Lego von der ÖAW in einer Aussendung zitiert.

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