Gerhard Struber

„Junuzovic war immer ein interessantes Thema“

Salzburg
11.06.2022 10:30
Gerhard Struber gelang mit New York Red Bulls ein toller Saisonstart. Wie dieser möglich war, was er von Neo-Teamchef Ralf Rangnick hält und wie ernst ein Transfer des Ex-Bullen Junuzovic in den „Big Apple“ war, verriet der Kuchler im Gespräch mit der „Krone“.

Gerhard Struber war skeptisch, als er vor Saisonbeginn einen Ausblick wagen sollte. Zu groß war der Umbruch nach der vergangenen Saison, zu stark schien die Konkurrenz in der Major League Soccer (MLS). Nach gut einem Viertel der Saison ist die Skepsis gewichen, steht der Kuchler mit den New York Red Bulls im Viertelfinale des Open Cups und auf einem Play-off-Platz in der Liga.

Entsprechend gut gelaunt präsentierte sich der 45-Jährige im Interview mit der „Krone“. Darin sprach der 45-jährige Tennengauer über …

… den überraschend starken Saisonstart:

Es ist eine Mannschaft am Werk, in der viele Spieler verinnerlicht haben, wie wir unsere Spielidee anlegen und mit welcher Mentalität wir auftreten wollen. Auswärts ist uns das fulminant gelungen, da waren wir rekordmäßig unterwegs. Daheim hatten wir anfangs Schwierigkeiten, Punkte einzufahren. Mit Luquinhas haben wir zum Ende unseres Transferfensters aber noch einen exzellenten Spieler gewinnen können, der uns massiv hilft.

… seine Ambitionen in dieser Saison:

Ich traue der Mannschaft zu, dass wir weiterhin auf einem Play-off-Platz bleiben und uns auch im Open Cup gegen New York City FC gut schlagen. Dort, aber auch im MLS Cup, brauchst du aber immer eine gute Tagesverfassung auch ein bisserl Glück.

… seine junge Truppe, in der nur zwei Spieler älter als 26 Jahre sind:

Ein gewisse Spielerfahrung ist schon wichtig. Du brauchst in einer Mannschaft ein Gerüst, das den ganz Jungen eine Tragfähigkeit gibt. Ein Aaron Long (29-jähriger Abwehrchef, Anm.) ist ein Multiplikator, um für Stabilität zu sorgen. Wir schmeißen aber auch 18-, 19-Jährige rein, die schon in ganz jungen Jahren performen. Wir haben zwar nicht viele Ankerspieler, aber einen ganz besonderen Spirit im Team. Wir entwickeln eine besondere Energie und Dynamik in der Kabine, auch die taktischen Inhalte werden extrem aufgesaugt. Insgesamt braucht es eine Mischung aus Erfahrung und Unverbrauchtheit.

… Ähnlichkeiten zu RB Salzburg:

Wir müssen natürlich mit einem anderen Budget leben und bei Transfers sehr genau sein. Da muss jeder einzelne genau sitzen, dürfen wir uns in keinster Weise einen Flop leisten. Dieses hohe Niveau bei Transfers hat Salzburg aber auch. Wir sind noch nicht dieser Magnet wie Salzburg, wo die besten jungen Spieler hinwollen. Allerdings bekommen wir immer mehr Anfragen, weil die Jungen merken, dass sie bei uns Chancen auf Spielzeit bekommen.

… das sportliche Niveau der MLS im Vergleich zur Bundesliga:

Die MLS steht drüber, ganz klar. Die Liga ist auf einem richtig guten Niveau und extrem ausgeglichen. Du musst auf Anschlag sein, um Punkte mitzunehmen. Durch die Atmosphäre (im Schnitt kommen mehr als 20.000 Fans zu den Spielen, Anm.) macht es in den Stadien hier extrem Spaß. Die WM 2026 hat eine Sogwirkung. In Europa wird die MLS immer noch stiefmütterlich behandelt, in der gelebten Realität siehst du aber, dass hier viel passiert.

… die größten Unterschiede zwischen der MLS und europäischem Fußball:

Am Ende des Tages will die MLS das totale Entertainment. Auch die Eigentümer, die ihre Stadien gefüllt sehen wollen. Du kannst aber noch so viele Marketingmaßnahmen setzen - am Ende braucht es einen attraktiven, begeisternden Fußball. Dafür benötigt es wiederum Trainer, die proaktiv spielen lassen. Ein großer Unterschied ist vor allem das Rahmenprogramm. In Österreich gibt es ein Feuerwerk, wenn du Meister wirst. Hier hast du das bei jedem Spiel. In den USA wird immer etwas geboten.

… Einser-Torhüter und Ex-Salzburger Carlos Coronel:

Er ist ein Glücksfall für uns. Seine Verpflichtung ist eine Win-Win-Situation. Für Carlos und für den Verein. Er hat richtig viel Spielzeit bekommen und diese mit super Leistungen zurückgezahlt. Er ist in allen Bereichen ein Schlüsselspieler, agiert auf sehr hohem Niveau und hat eine tolle Entwicklung gemacht.

… Gespräche mit Zlatko Junuzovic über eine Zusammenarbeit:

Sladdi war immer ein interessantes Thema. Speziell, wenn man weiß, wie gerne er den Sprung gemacht hätte. Wir haben uns einige Male unterhalten. Da wir in New York aber einen sehr ambitionierten jungen Weg gehen, sind wir zum Schluss gekommen, dass wir nicht zusammenarbeiten. Ich schätze ihn als Spieler aber wahnsinnig. Es ist unglaublich, welche Karriere er hatte. Salzburg hat in den letzten Jahren wahnsinnig von ihm profitiert.

… Neo-Teamchef Ralf Rangnick:

Ich bin überzeugt davon, dass er ein Riesengewinn für den österreichischen Fußball und für das Nationalteam ist. Er schickt die Mannschaft mit einem taktischen Konzept auf den Platz, das klar ist, proaktiv und mutig. Er treibt die Siegwahrscheinlichkeit in die Höhe. Man muss im ÖFB auch hinter verstaubte Winkel schauen, Dinge aufbrechen. Da kenne ich ihn gut genug - Ralf wird da reinschauen und Dinge verbessern. Er verdient die höchste Wertschätzung. Was er in den letzten Jahren auf die Füße gestellt hat - nicht nur in Salzburg, auch in Leipzig -, ist beeindruckend. Ralf war überall der Geburtshelfer, hat überall Erfolge eingefahren. Es ist wichtig, ihn an der Front zu haben. Das heißt aber nicht, dass wir mit ihm jedes Spiel gewinnen, sondern stabil in die richtige Richtung gehen. Es braucht Leute wie ihn, die federführend an der Front Dinge mitgestalten. Das ist nicht immer lustig für alle, aber erfolgversprechend.

… Interesse aus der deutschen Bundesliga, speziell vom FC Augsburg:

In den letzten Wochen waren es einige Klubs, die mit meiner Berateragentur in Verbindung standen. Ich denke, das ist recht normal, wenn du in den letzten Jahren einen erfolgreichen Weg gegangen bist. Ich habe aber Vertrag und fühle mich in der Verantwortung gegenüber der Mannschaft. Es gibt ein besonderes Band zwischen uns. Daher ist es nicht der Moment, um das jetzt zu beenden. Es geht darum, unsere Ziele umsetzen. Ich weiß aber auch, dass es irgendwann die richtige Zeit sein wird für den nächsten Schritt.

… Sonnen- und Schattenseiten am Leben in New York:

Die größte Schattenseite ist, dass meine Familie nicht bei mir ist. Das war es aber auch schon mit dem Schatten. Die Liga ist richtig interessant, die Atmosphäre ist cool, das Leben in New York fantastisch. Ich habe etwa zuletzt die Chance bekommen, per Einladung in den Madison Square Garden zu gehen, um ein NHL-Spiel der Rangers zu schauen. Das Eishockey war sehr intensiv, dazu das ausverkaufte Haus - es war eine ganz besondere Stimmung. Ich freue mich auch auf die US Open im Tennis und hoffe, dass Dominic Thiem dabei ist. Da würde ich gerne das eine oder andere Spiel anschauen. Insgesamt ist das Leben in New York etwas ganz Besonderes, wofür ich sehr dankbar bin.

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