Nach fünf Tagen auf der Flucht konnten Polizisten den mordverdächtigen Krisztian P. (32) in den Niederlanden festnehmen. Die „Krone“ erfuhr: Der Ungar hatte offenbar schon vor der Tat sein gesamtes Bargeld abgehoben. In einer niederländischen Zelle wartet er auf die Übergabe an die heimischen Behörden.
Hat Krisztian P. die Tat lange geplant? Ein eindeutiges Indiz spricht nämlich dafür: Laut „Krone“-Infos hat der Ungar – noch bevor er den tödlichen Schuss abgegeben haben soll – sein gesamtes Bargeld von seinem Bankkonto abgehoben. Wie berichtet konnte am Donnerstag um 8.50 Uhr vormittags – mehr als fünf Tage nach dem Tod der beliebten Kellnerin Jennifer Z. – der Mordverdächtige beim Verlassen eines Supermarktes im niederländischen Utrecht verhaftet werden. Nur ein Wort sagte der Verdächtige bei seiner Ergreifung: „Anwalt!“
Die Zielfahnder des Bundeskriminalamtes hatten ihn dabei schon im Visier, bevor er den Supermarkt in Utrecht betrat und standen bereits in Kontakt mit den niederländischen Kollegen, die die Festnahme durchführten: Man konnte innerhalb von weniger als 48 Stunden den Geflüchteten lokalisieren und festnehmen, erklärt Heinz Holub-Friedreich vom Bundeskriminalamt. Dabei wurde der Gesuchte vor der Ergreifung noch observiert – der Zugriff erfolgte daher auch bewusst nach dem Verlassen des Supermarktes. „Ziel ist es natürlich immer, die Zielperson unter möglichster Schonung rasch und ohne Widerstand festzunehmen und, dass es zu keiner Zeit zu einer Gefährdungslage für die Bevölkerung und unserer Kollegen kommt“, so Holub-Friedreich.
Fluchtauto bei Münchener Ostbahnhof geparkt
Doch was bedeutet Zielfahndung genau und wie konnten die Beamten den Flüchtigen überhaupt lokalisieren? Damit ist eine spezialisierte und beim Bundeskriminalamt angesiedelte Polizei-Einheit gemeint, die gesuchte Personen – meist Straftäter – aufspürt. Beamte arbeiten oftmals verdeckt und nutzen technische Möglichkeiten wie die Überwachung von Kommunikation über beispielsweise Messenger-Dienste. Sie können auch auf öffentliche sowie private Überwachungskameras zugreifen – gepaart mit Gesichtserkennungssoftware kann dies zur Ergreifung von Verdächtigen führen. Dabei können die Zielfahnder auf internationale Fahndungssysteme zugreifen: wie das Schengener Informationssystem SIS II aber auch Datenbanken von Interpol und Europol. Das europäische Netzwerk für die Zielfahndung bezeichnen die Experten als „Enfast“.
Im aktuellen Mordfall dürfte P. digitale Spuren hinterlassen haben. So konnten die Beamten den Fluchtweg rekonstruieren: Der Verdächtige war mit seinem Mietauto – ein silberner Skoda Octavia – bis nach München gefahren. Das Fluchtauto stellte er beim Ostbahnhof ab. Von dort aus stieg er in den Zug – das Ticket dürfte er bar bezahlt haben.
Jetzt sitzt der Ungar in einer niederländischen Zelle und wartet auf die Übergabe an die heimischen Behörden. Diese wurde bereits von der Staatsanwaltschaft Salzburg beantragt. Falls P. einer Überstellung nicht freiwillig zustimmt, muss ein entsprechendes Verfahren eingeleitet werden: Ein niederländisches Gericht muss die Auslieferung genehmigen. Es könnte also einige Wochen dauern, bis P. in österreichische U-Haft kommt.
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