Freund und Feind

Ukraine-Veteranen: Explosives Problem für Putin

Ausland
11.05.2022 06:00

In seiner Rede am Roten Platz dankte Russlands Präsident Wladimir Putin den „heldenhaften Soldaten“. Er weiß: Die Armee kann Freund, aber auch Feind sein.

Die Parade auf dem Roten Platz in Moskau sollte die militärische Stärke Russlands demonstrieren. Kremlchef Putin hat in seiner Rede besonders den Soldaten für deren heldenhaften Einsatz bei der „militärischen Spezialoperation“ gedankt. Und versprach den Hinterbliebenen, dass Mütterchen Russland sich um sie kümmern werde. Sozialleistungen, bevorzugter Zugang zu Unis und Akademien für die Kinder gefallener Soldaten. Putin weiß: Die Armee kann loyaler Freund oder gefährlicher Feind sein.

Der russische Politologe Fjodor Kraschennikow hat die These aufgestellt, dass Putin sich mit den Ukraine-Veteranen eine loyale Gruppe geschaffen hat, die ihn auch nach innen unterstützen würde. Denn ein Sturz Putins würde für sie nur eines bedeuten: Strafe für die begangenen Kriegsverbrechen. Also muss das System erhalten bleiben. Die Bedingung dafür wäre wohl ein erfolgreicher Feldzug.

Zustand wie nach dem Afghanistan-Krieg 1989
Danach sieht es momentan aber nicht aus. Die Verluste sind hoch, die Erfolge überschaubar, die Moral niedrig. Russland-Experte Alexander Dubowy sieht momentan kein Entstehen einer Putin-loyalen Veteranentruppe. „Im Gegenteil“, sagt er.

Keine Zukunftsperspektive für Soldaten
Die meisten Soldaten kommen aus wirtschaftlich schwachen Regionen. Durch die Sanktionen wird die Situation dort schlimmer. „Dann kehren unzählige traumatisierte Soldaten zurück, die keine Zukunftsperspektive haben“, sagt Dubowy. Das Gefühl, vom Staat im Stich gelassen worden zu sein, wird sich verstärken und viele dieser Veteranen in die Kriminalität treiben. Ähnliches passierte mit den sowjetischen Veteranen des Afghanistan-Feldzugs 1989.

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Dann kehren unzählige traumatisierte Soldaten zurück, die keine Zukunftsperspektive haben.

Russland-Experte Alexander Dubowy

Hochexplosive Mischung
Verschlimmert sich die wirtschaftliche Situation in Russland, bilden die Ukraine-Veteranen eine hochexplosive Mischung und könnten dazu beitragen, dass mögliche Proteste in gewaltsame Unruhen ausarten. „Der einzige loyale Teil der Streitkräfte dürften die Einheiten des Machthabers Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow, bleiben. Im Falle von sozial motivierten Massenprotesten werden die tschetschenischen Einheiten für das Überleben des Regimes zentral sein“, analysiert Dubowy.

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