Langes Verfahren

Kostenexplosion: Koralm-Kraftwerk in weiter Ferne

Steiermark
07.05.2022 06:00

Die Rohstoffkrise hat auch Auswirkungen auf das geplante Kraftwerk auf der Koralm. Die für das Projekt budgetierten ein bis zwei Milliarden Euro werden nicht halten, was bei vielen Beobachtern die Frage aufwirft: Wer wird das bezahlen? Gerüchte um versiegende Geldquellen und abgesprungene Investoren verdichten sich.

Im Vorjahr gab die Landes-Umweltabteilung grünes Licht für den umstrittenen Pumpspeicher auf der Koralm. Doch ein Baustart ist weit entfernt. Aktuell muss sich nach einer Vielzahl an Einsprüchen das Bundesverwaltungsgericht in Wien mit der heiklen Angelegenheit auseinandersetzen; Insider gehen davon aus, dass sich das Verfahren noch über Jahre ziehen wird.

Eins, zwei, drei oder gar vier Milliarden Euro?
Erschwerend kommt für die Projektwerber die Krise am Rohstoffmarkt hinzu. Mit einem kolportierten Budgetvolumen von ein bis zwei Milliarden Euro fiel das weststeirische Projekt schon bislang nicht in die Kategorie „Schnäppchen“. Nachdem sich allein der Preis für Beton in den letzten Monaten vervielfacht hat, drängt sich die Frage auf: Wer wird das bezahlen?

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Bei dem UVP-Verfahren ist alles verpfuscht worden, was man verpfuschen kann - so etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt. Ich bin mir sicher, dass das Bundesverwaltungsgericht noch Lange mit der Causa zu tun hat.

Wolfgang Rehm, Umweltorganisation Virus

Am „grauen Kapitalmarkt“ gesperrt
Das Gerücht, wonach die Porr, die (so wie die Andritz-Hydro GmbH) mit einem Prozent an der Betreibergesellschaft beteiligt ist, als Partner abgesprungen sei, will diese „nicht kommentieren“. Versuche von Forstwirt Peter Masser, treibendste Kraft hinter dem Pumpspeicher, über den nicht staatlich regulierten „grauen Kapitalmarkt“ an Geld zu kommen, sollen - wie der „Krone“ bestätigt wird - final gescheitert sein.

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Unsere Budgetierung stammt aus dem Jahr 2016, natürlich sind die Kosten in der Zwischenzeit gestiegen. Aber irgendwann werden sich die Rohstoffpreise ja hoffentlich wieder normalisieren.

Forstwirt und Co-Betreiber Peter Masser

Budgetierung aus dem Jahr 2016
Der 48-Prozent-Eigentümer bleibt dennoch optimistisch: „Natürlich sind die Kosten ordentlich gestiegen, unsere letzte Berechnung stammt ja aus dem Jahr 2016 - aber die Preise werden sich ja hoffentlich wieder stabilisieren. Außerdem: Das notwendige Eigenkapital bezahlt Miteigentümer Alfred Liechtenstein aus der Portokasse“, sagt Masser im Gespräch mit der „Krone“.

Dennoch wirft Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus eine brisante Frage auf: „Wieso verzichtet die Behörde bei einem Projekt dieser Größenordnung auf übliche Sicherstellungen?“ Gemeint ist die Abteilung 13: Ob von den zuständigen Beamten dort Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) rechtswidrig abgewickelt worden sind, prüft nach „Krone“-Enthüllungen ja die Staatsanwaltschaft (siehe Link-Box).

Angst vor ausländischen Großinvestoren geht um
Rehm: „Was ist, wenn der Bauherr, wie erst kürzlich bei einem Kraftwerksvorhaben in Kärnten, während des Verfahrens in Konkurs geht? Macht dann wieder die Landespolitik Druck - und plötzlich springt die Energie Steiermark und damit der Steuerzahler ein?“

Peter Masser wischt sämtliche „Verschwörungstheorien von Neidern“ vom Tisch. Auch jene, wonach man das fertige Konzept ohnehin nur um viel Geld an ausländische Investoren verkaufen wolle: „Das Kraftwerk wird mit Sicherheit ein österreichisches.“ Aufgeben werde man nur unter einer Bedingung: „Wenn der UVP-Bescheid nicht hält, ist das Projekt gestorben.“

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