Umstrittener Forstwirt

„Aus meinen Gegnern spricht nur der Neid“

Steiermark
21.11.2021 07:00

Die „Krone“ war zu Besuch beim umstrittensten Baumeister der Steiermark auf 1600 Metern Seehöhe: Dass sein Kraftwerk allen Bedenken zum Trotz auf der Koralm gebaut wird, davon ist Peter Masser überzeugt.

An einem so nebeligen Morgen wie diesem ist man für moderne Technik besonders dankbar. Erst recht, wenn das Ziel einer der entlegensten Orte der Steiermark ist: Garanas im weststeirischen Koralm-Gebiet. Aber nicht nur das Navi gibt Sicherheit, auch die zunehmende Dichte an Fahrverbotsschildern bestärkt das Gefühl, am richtigen Weg zu sein. „Wir wollen keinen Besuch“, bestätigt Peter Masser gerade heraus den Ruf, der ihm vorauseilt. „Außerdem gehört der Grund ja uns.“ Zu viele schlechte Erfahrungen hätte man in der Vergangenheit gemacht.

Die „Krone“ ist heute nach mehreren Anläufen willkommen. Bei Sodawasser und Apfelstrudel erreicht das Ehepaar Masser in ihrer Stube rasch Betriebstemperatur: „Aus all jenen, die mein Projekt auf der Koralm schlechtreden, spricht nur der Neid“, sagt der 66-Jährige. „Es darf einfach kein Privater das größte Kraftwerk Österreichs errichten, und ein Bauer schon gar nicht!“

Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen als einer von fünf Söhnen hat der Weststeirer schon früh erfahren, wie es ist, wenn „die da oben“ über den „kleinen Mann“ drüberfahren – und den Rebellen in ihm gestärkt: „1977 hat man uns die 380-kV-Leitung direkt vor die Nase gesetzt. Mein Vater hat sich mit aller Kraft gewehrt, aber gebracht hat es nichts“, erinnert sich der vierfache Familienvater. Seither müssen die Massers mit einem riesigen Stahlkonstrukt und einem lauten Surren am Hof leben.

Vom Bergbauernbub zum Großgrundbesitzer
In genau dieselbe Leitung soll auch jene Energie gespeist werden, die Masser durch sein Pumpspeicher-Kraftwerk auf der Koralm generieren will. Er ist der Geschäftsführer der „Pumpspeicherkraftwerk Koralm GmbH“ (PSKW), als Mitgesellschafter fungiert Alfred Liechtenstein, prominenter Burgherr der Region. Je ein Prozent halten die Andritz Hydro GmbH sowie Porr Bau GmbH. „Die Idee war aber meine“, sagt Masser.

158 Hektar Grund gehören zu seinem angestammten Besitz, der Ankauf von weiteren 320 Hektar wurde 2010 durch eine „glückliche Fügung“ möglich: „Ein Nachbar wollte verkaufen – diese Gelegenheit musste ich nutzen“, erzählt der Forstwirt. Die Partnerschaft mit Liechtenstein sei „naheliegend“ gewesen, als „Mitgift“ brachte dieser 7000 Hektar Koralm-Grundbesitz ein. Die Millionen, die bislang bereits in das zumindest eine Milliarde Euro schwere Mammut-Projekt geflossen sind, kommen aber nicht von ihm, wie Masser betont: „Das haben Porr und Andritz übernommen.“

Bedenken der Gegner „allesamt unrichtig“
Ähnlich rumpelig wie die Anfahrt zum Projektgebiet Glitzalm auf 1660 Metern verläuft auch die bisherige Planungsphase. Gerüchte um eine ganze Reihe an Bevorzugungen stehen hartnäckig im Raum. Diese reichen von der parzellenscharfen Aufhebung des Landschaftsschutzgebietes zu Gunsten der Projektwerber über den Vorwurf, wonach die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) einseitig beurteilt worden wäre bis zur angeblichen Verhaberung mit einem steirischen Politiker, mit dem Masser einst zur Schule gegangen sein soll. „Stimmt alles nicht“, fühlt sich Masser „von einer Hand voll Gegnern“ verfolgt. „Es gibt für jede Entscheidung nachvollziehbare Gründe. Und Schule bin ich mit besagten Herrn Landesrat auch nicht gegangen, das geht sich ja allein vom Geburtsjahr nicht aus.“

Klimaschützer und Pionier oder Naturvernichter?
Nach Durchbrechen der dicken Nebeldecke bekommen wir oben angelangt doch noch die Sonne zu Gesicht. Ein Rudel Gämsen quert gerade jene Senke zwischen Ochsenofen und Frauenkogel, in welche einer der Speicherseen hinkommen soll. Die lauteste Kritik, mit seinem Bau einen zu starken Eingriff in intakte Natur vorzunehmen, kann Masser schon gar nicht hören: „Die Stromleitung hat hier ja ohnehin schon alles verschandelt. Wer für die Energiewende ist, muss auch für mein Kraftwerk sein. Ich bin kein Spinner, sondern ein Pionier!“, will’s der „kleine Mann“ noch allen zeigen.

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