Viele Einsprüche

Koralm-Kraftwerk: Weststeirer bangen um ihr Wasser

Steiermark
09.10.2021 06:00

Die Einspruchsfrist zum Pumpspeicher-Kraftwerk auf der Koralm endet in wenigen Tagen. Die Gemeinde Bad Schwanberg lässt sich nun anwaltlich vertreten und erhebt auch Beschwerde. Eine große Sorge: Die Pegelstände des Grundwassers bis nach Radkersburg sind von der geplanten Mega-Anlage betroffen.

„All unsere Quellen befinden sich im Bereich von Garanas und damit im unmittelbaren Projekt-Umfeld“, umreißt Karlheinz Schuster, seit acht Jahren Bürgermeister von Bad Schwanberg, sein „aktuell größtes Problem“. Über den Bewohnern des wunderschönen weststeirischen Luftkurortes manifestiert sich nämlich eine immer größer werdende Bedrohung: das Pumpspeicher-Kraftwerk auf der Koralm der beiden regionalen Investoren Peter Masser und Alfred Liechtenstein.

„Wissen Sie, was eigentlich das Schlimmste für uns ist? Dass bei einem Vorhaben dieser Größenordnung gar niemand die wahren Auswirkungen vorhersagen kann“, sagt Schuster.

Primär aus Sorge um die Wasserversorgung hat sich der Schwanberger Gemeinderat deshalb jetzt geschlossen gegen das Kraftwerk positioniert und beschlossen, per Anwalt Beschwerde gegen den positiven Bescheid des Landes Steiermark (politisch verantwortlich ist SPÖ-Landesrätin Ursula Lackner) zu erheben.

Am Mittwoch endet die vierwöchige Frist
Damit reiht man sich in eine immer länger werdende Schlange an Gegnern ein: Anrainer, Bürgerinitiativen, Naturschutzbund und weitere NGOs haben sich bislang offiziell mit weitreichenden Argumenten gegen den Mammutbau ausgesprochen. Und natürlich auch Ute Pöllinger in ihrer Funktion als steirische Umweltanwältin: „Mir geht es vorrangig um die Interessensabwägung, den Schutz des im Projektgebiet beheimateten Alpensalamanders und die Aufhebung von Naturdenkmälern zugunsten der Projektwerber durch das Land“, resümiert die Biologin im Gespräch mit der „Krone“.

Quellfassungen als beunruhigendes Detail
Der Pumpspeicher zwischen Frauenkogel und Ochsenofen sprengt tatsächlich alles je Dagewesene: So soll die Anlage gut 93 Hektar Fläche im alpinen Raum beanspruchen und 4,9 Millionen Kubikmeter Wasser speichern können. Dass das Projekt auch das Fassen vieler Quellen an der östlichen Gebirgsflanke sowie die Verlegung des Seebachs in einen unterirdischen Tunnel beinhaltet, bereitet den Bewohnern die größte Sorge.

„Wir haben die Befürchtung, dass der Grundwasserspiegel im Sulmtal durch die vielen Maßnahmen empfindlich sinkt. Das Wasser in der Sulm wird ja ohnehin schon von Jahr zu Jahr weniger. Die Bevölkerung hat Angst, dass der Fluss komplett versiegen könnte“, formuliert Franz Silly, Bürgermeister von St. Martin im Sulmtal, seine Bedenken.

Baubeginn ist wohl noch in weiter Ferne
Vor etwa zehn Jahren wurden konkretere Pläne zu dem weststeirischen Energieprojekt erstmals bekannt, die Umweltverträglichkeitsprüfung dauerte fünf Jahre. Da nun gleich mehrere Parteien gegen den fast 400 Seiten umfassenden Bescheid Berufung eingelegt haben, ist in nächster Instanz das Bundesverwaltungsgericht am Zug.

Dass damit jetzt erst die eigentliche Umweltverträglichkeitsprüfung beginnt, meint etwa Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation „Virus“: „Ich habe Erfahrung mit vielen Umweltprüfungsverfahren, aber was hier die Behörde abgeliefert hat, ist beispiellos verpfuscht“, spart er nicht mit Kritik. „Negative Gutachten wurden ignoriert und das Verfahren willkürlich verschleppt!“

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