Vierbergelauf

Die wohl härteste Wallfahrt der Alpen

Bergkrone
02.05.2022 09:44

Jeder Kärntner, der gerne wandert, der sollte einmal den Vierbergelauf gegangen sein. Will man in den Himmel kommen, dann sogar dreimal, heißt es. Also nahmen wir die vier Mittelkärntner Berge in Angriff.

Der Vierbergelauf ist längst viel mehr als eine Kärntner Tradition. Denn der uralte Brauch ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Denn nur so lässt sich die schier endlose Autokolonne erklären, die sich in der Nacht zum Dreinagel-Freitag auf den Magdalensberg hinauf schiebt.

Der Vierbergelauf beginnt mit einem kurzen Aufstieg vom Parkplatz zur Kirche auf dem 1059 Meter hohen Magdalensberg - dann startet der fast 50 Kilometer lange Marsch um Mitternacht, wenn sich die Kreuzträger nach der heiligen Messe auf ihren langen Weg machen. Mehrere heilige Messen und einige Andachten - sogar mit Diözesanbischof Josef Marketz - warten auf die Vierbergler. Willkommen bei einer der ältesten und härtesten Wallfahrt der Alpen! Denn nicht für jeden steht der kirchliche Aspekt im Vordergrund; viele sehen den Vierbergelauf längst als sportliche Herausforderung oder halt als eine einzigartige Mischung von beidem.

Mehrere Stunden vor dem eigentlichen Start sind nämlich etliche schon unterwegs. „Ich bin den Marsch auch in den beiden Corona-Jahren gegangen, zum Glück sind heuer wieder die Labestationen unterwegs geöffnet“, freut sich eine Klagenfurterin mit steirischen Wurzeln auf ihr erstes Elektrolyt-Getränk. Und auch ich starte mit Stirnlampe und leichtem Gepäck eine Stunde vor Mitternacht meinen Fußmarsch durch Mittelkärnten. Und schnell wird mir klar: Der Vierbergelauf ist wirklich etwas ganz Besonderes. Denn ob jung oder alt, sportlich oder weniger sportlich. Schüler, die teils schulfrei bekommen, wenn sie mitgehen, oder Wirtschaftskapitäne - hier ist wirklich jeder dabei und jeder ist willkommen.

Unterwegs wird geplaudert, getratscht oder einfach besinnlich durch die Nacht gewandert.

Die Route führt vom Magdalensberg hinunter und über das Zollfeld hinauf auf den Ulrichsberg. Die Stimmung in der mit Kerzen erleuchteten Kirchenruine in 1022 Meter Höhe ist ganz einzigartig. ORF-Stiftungsrat Siggi Neuschitzer nutzt die Zeit für ein kurzes Gebet. Spontan hat der Trebesinger beschlossen, wieder einmal den Vierbergelauf zu machen. Weiter geht es über Zweikirchen und das Glantal - und langsam bricht der Tag an. Unterwegs weckt ein Kaffee mit Reindling die Lebensgeister, denn vor uns liegt der 1160 Meter hohe Veitsberg zwischen Liemberg und St. Urban. Doch der Anstieg ist steil, und kurz vorm Erreichen der Kapelle wartet noch die „Blutwiese“ auf die Teilnehmer.

Wer dreimal die Kirche im Uhrzeigersinn umrundet und die Kirchenglocke läutet, dem soll ein Wunsch in Erfüllung gehen - sagt man. Generell gibt es viele kleine Besonderheiten rund um den Vierbergelauf, die man oft gar nicht mitbekommt, wenn man ihn einfach nur geht. So nehmen Pilger von jedem Berg eine Pflanze mit. Vom Magdalensberg Bärlapp, vom Ulrichsberg Efeu, vom Veitsberg Buchszweige und vom Lorenziberg Wacholder. Unterwegs sitzen Kinder am Wegesrand, denn die Taschen der Vierbergler sind immer prall gefüllt mit Süßigkeiten.

Nach knapp zehn Stunden und 45 Kilometer Fußmarsch mit rund 1700 Höhenmetern habe ich den Lorenziberg erreicht und bin glücklich, den Vierbergelauf selbst einmal erlebt zu haben. Ja, ich habe die sportliche Variante gewählt und ich werde sicherlich wieder einmal genau zwei Wochen nach dem Karfreitag aufbrechen und ihn dann so gehen, wie es schon Generationen vor mir getan haben. Schritt für Schritt hinter den Kreuzträgern. 

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