Die Zahl der Burnout-Betroffenen ist in den vergangenen beiden Jahren - auch aufgrund der Corona-Pandemie - gestiegen. Mögliche Folgen sind Jobverlust, Arbeitsunfähigkeit und Depressionen. Wer frühe Warnsignale erkennt und rasch handelt, kann ein „Ausbrennen“ noch rechtzeitig verhindern. Experten der Österreichischen Vereinigung für Supervision und Coaching (ÖVS) klären anlässlich des „Welttages für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“ am 28. April auf - und liefern Ansätze zur Vorbeugung.
Heute ist die Arbeitsbelastung noch stärker als vor der Pandemie, zeigen aktuelle Erhebungen. Daher steigt auch die Anzahl Betroffener. Es gibt jedoch die Chance, das Leiden schon im Anfangsstadium zu erkennen - dann könnte das Schlimmste verhindert werden. Dafür sollte man wissen: Ein Burnout kündigt sich oft früh an. „Anfangs fühlen sich viele Betroffene wie in einem Hamsterrad - als ob niemand sie unterstützt und alles auf sie zurückfällt“, erklärt Patrizia Tonin, Vorsitzende der Österreichischen Vereinigung für Supervision und Coaching (ÖVS).
Anfangs fühlen sich viele Betroffene wie in einem Hamsterrad - als ob niemand sie unterstützt und alles auf sie zurückfällt.
Patrizia Tonin, Vorsitzende der Österreichischen Vereinigung für Supervision und Coaching (ÖVS)
Das sind die klassischen Früherkennungsmerkmale
Früherkennungsmerkmale sind der Zwang, sich beweisen zu müssen, Perfektionismus und Versagensängste sowie das Gefühl, unentbehrlich zu sein. In dieser Situation fällt auch das Delegieren von Aufgaben schwer. Außerdem werden eigene Bedürfnisse vernachlässigt. Durch einen ungesunden Lebensstil und Schlafmangel können in dieser Phase auch erste Fehler wie vergessene Termine und Verspätungen passieren. Erste psychosomatische Symptome können auftreten, Konflikte häufen sich. „Betroffene erwarten sich zudem Anerkennung. Bleibt diese aus, kippt der anfangs typische Perfektionismus um in Frustration, Ermüdung, innere Unruhe und Konzentrationsprobleme“, berichtet die Expertin.
Wenn erste Warnzeichen ignoriert werden
Der soziale Rückzug ist eines der auffälligsten Warnzeichen, dass Betroffene sich bereits im Burnout befinden, wenn auch noch am Anfang. Die Arbeit wird nach und nach zur höchsten Priorität, soziale Kontakte und Hobbies werden immer mehr zur Belastung. „Viele fühlen sich dauernd erschöpft, schlafen schlecht und ziehen sich zunehmend zurück. Die Gedanken kreisen auch in der Freizeit ständig um die Arbeit“, erklärt Tonin. Die besonders kritische Phase startet da, wo ein Abschalten nicht mehr möglich ist und deutlich beobachtbare Verhaltensänderungen auftreten, z. B. andauernd schlechte Laune, Gleichgültigkeit und Kritikunfähigkeit. „Wenn die Leistung auffällig abnimmt oder ein Mitarbeiter sich ungewohnt ablehnend verhält, sollten spätestens dann die verantwortlichen Führungskräfte das Gespräch suchen.“
Kurz vor dem Burnout
Fühlen sich Betroffene wie „ferngesteuert“ und vernachlässigen ihre Gesundheit, steht ein Burnout kurz bevor. „Die Emotionen der Betroffenen werden kurz vor dem Burnout zur Achterbahnfahrt - sind sie erschöpft, innerlich leer, gereizt, haben Angst, die Aufgaben nicht mehr zu bewältigen, mitunter kann es zu Panikattacken kommen“, so die Expertin. Burnout wird gefährlich, wenn die Kräfte schwinden und körperliche Symptome wie Verspannungen, Herzrasen, Bluthochdruck sich verfestigen. Im schlimmsten Fall kann es zum körperlichen, psychischen und emotionalen Zusammenbruch kommen. „Spätestens hier muss professionelle Hilfe gerufen werden, weil ein Ausstieg aus diesem Teufelskreis aus eigener Kraft kaum mehr gelingt“, warnt Tonin.
Burnout gezielt vorbeugen
So weit sollte es erst gar nicht kommen. Präventiv können Führungskräfte etwa Supervisoren und Coaches für Teams oder einzelne Mitarbeiter beauftragen. Diese unterstützen dabei, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen. Gemeinsam werden Lösungsschritte erarbeitet, Ziele und Prioritäten überdacht sowie Rahmenbedingungen neu gestaltet. Maßnahmen zur Burnout-Prävention sind etwa gesunder Lebensstil (Bewegung, richtige Ernährung und ausreichend Schlaf) oder das regelmäßige Reflektieren eigener Bedürfnisse. Auch Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen können helfen.
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