Aufregung in Innsbruck! Um ein Mindestmaß an Erde aufbringen zu können, wurde im Juni dieses Jahres auf einem Friedhof eine Verstorbene in einem Sarg ohne Deckel begraben. In den Hauptrollen dieses Dramas: eine sehr prominente Tiroler Familie und eine Größe im Tiroler Bestattungswesen.
Thomas Flora ist in Innsbruck kein Unbekannter, entstammt er doch einer berühmten Familie: Er ist ein Sohn des Künstlers Paul Flora (gest. 2009), der mit seinen Darstellungen von schwarzen Raben weit über die Grenzen Tirols hinaus Bekanntheit erlangte. Auch als Schriftsteller machte er sich einen Namen.
Drei Verstorbene in einem kleinen Grab
Paul Floras Sohn Thomas starb im Oktober 2024. Obwohl es angeblich sein Wunsch war, nicht im Grab seiner Mutter (gest. 1989) am Friedhof St. Nikolaus beigesetzt zu werden, geschah genau dies – der Anfang einer langen Geschichte, geprägt von Erbstreitigkeiten um ein Millionenvermögen und von harten Schicksalsschlägen. Vor allem aber auch der Anfang einer Geschichte um ein zu kleines bzw. nicht fachgerecht belegtes Grab.
Denn die Grabstelle in St. Nikolaus ist offenbar kein Doppelgrab, war also mit der Beerdigung von Thomas Flora schon „voll belegt“, wie ein sachkundiger Informant bestätigt. Ein halbes Jahr nach dem Tod von Thomas starb auch dessen Lebensgefährtin Z. (Name der Redaktion bekannt). Bei der Einschätzung, ob sie in besagtem Grab noch Platz hat, verließ sich ihre Tochter auf die Einschätzung des renommierten Innsbrucker Bestattungsunternehmens Floßmann.
Bestatter: „Wollte der Familie helfen“
Und hier passierte offenbar ein entscheidender Fehler. Denn bei der durch den Bestatter durchgeführten Graböffnung stellte sich heraus, dass nicht genug Tiefe für einen dritten Sarg vorhanden ist, dass also der Mindestabstand zur Oberfläche – in der Regel ist es ein Meter – bei einem weiteren Sarg nicht eingehalten werden kann.
In der Serie „Game of Thrones“ hieß es: Was tot ist, kann niemals sterben. Hier wurde in so scheußlicher Weise das Gegenteil wahr.
„Krone“-Informant
Anordnung, Deckel verschwinden zu lassen
Schließlich, bei der Beisetzung am 24. Juni, geschieht das Unfassbare: „Nach dem Abgang der Trauergäste wird der Sarg versenkt und der Deckel von einem Grabarbeiter und dem Sohn des Firmeninhabers Markus Floßmann vom Sarg genommen. Der Grabarbeiter wird dann von Floßmann aufgefordert, den Sargdeckel verschwinden zu lassen, zu zerstören und dann als Restmüll in den entsprechenden Container am Bauhof Innsbruck zu entsorgen“, heißt es in einem der „Krone“ vorliegenden Schreiben.
Geweihtes Kreuz gerettet
„In der Folge wird das Grab der Frau Z. mit einem Bagger zugeschüttet. Das heißt, der nach oben offene Leichnam in einer Plastikhülle wurde einfach mit einer Erdladung begraben. Brachial gesagt, die Verstorbene wurde wie Restmüll verscharrt“, findet der Informant deutliche Worte. Der Sargdeckel sei im Lager St. Nikolaus vom Grabarbeiter verstaut, später zerstört und am Bauhof entsorgt worden. Das geweihte Kreuz habe aber gerettet werden können.
Bei einem vollständigen Sarg mit Deckel hätte der Abstand zur Oberfläche bestenfalls 30 bis 40 Zentimeter betragen. Viel zu wenig, das müsste auch dem Bestatter Floßmann klar gewesen sein. Im Gespräch mit der „Tiroler Krone“ gab er sich zerknirscht: „Ich wollte der Familie nur helfen“, betonte er mehrfach. „Ich habe es gut gemeint, aber schlecht getroffen.“
Ich wollte der Familie nur helfen. Ich habe weder etwas Unrechtes getan noch Rechtsvorschriften verletzt.
Markus Floßmann, Inhaber des Bestattungsunternehmens
„Würde das heute nicht mehr so machen“
Er habe diese Entscheidung gefällt, „zu der stehe ich, und ich bin verantwortlich, was passiert ist. Ich wollte die Totenruhe von Thomas Flora nicht stören“, rechtfertigt sich Floßmann. Er räumte auch ein, das Vorgehen sei „nicht üblich“. „Aber ich habe auch nichts Verbotenes getan. Ich stehe zu meiner Entscheidung, auch wenn ich sie heute anders treffen würde.“
Nach Entfernen des Sargdeckels sei die Verstorbene Z. mit einem Tuch abgedeckt und das Grab „vorsichtig verschlossen“ worden. Der Ein-Meter-Abstand sei nun eingehalten.
Ablauf beweisbar: „Fordere lückenlose Aufklärung“
Das wiederum bezweifelt der Informant, der seine detaillierten Schilderungen der „Tiroler Krone“ und dem ORF Tirol zukommen ließ: Es seien höchstens 30 bis 50 Zentimeter. Und jetzt? Floßmann betont, er habe mit der betreffenden Familie Gespräche geführt. Über deren Inhalt könne er keine Auskunft geben. Der Informant sagt, er werde die Staatsanwaltschaft einschalten. Eine Exhumierung sei der einzig gangbare Weg.
Er ist der Maßstab für die Durchführung der Rechtsvorschriften.
„Krone“-Informant über die Funktionen des Bestatters
Vielfältige Funktionen des Bestatters
Interessant sind die Funktionen Floßmanns: Er ist nicht nur Meisterbestatter und Geschäftsführer der Firma C. Müller, sondern auch Inhaber der Bestattung Floßmann GmbH, ein Betrieb seiner Familie in vierter Generation. Zugleich ist er Leiter der Friedhofsverwaltung St. Nikolaus – schaut sich also laut Informant selber auf die Finger – und weiterer großer Friedhöfe in Innsbruck wie Wilten und Hötting, ebenso Landes-Innungsmeister der Bestatter Tirols bei der Wirtschaftskammer Tirol sowie Geschäftsführer und Teilhaber der Krematoriums Tyrol GmbH in Innsbruck.
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