Westliches Know-how

US-General: So trainierten wir die Ukrainer

Ausland
22.03.2022 20:00

Drei Wochen nach Beginn des Konfliktes steht fest: Nicht nur am eisernen Verteidigungswillen der Ukrainer scheitern die russischen Kommandeure. Auch an ihrer Taktik, ihren Waffen und ihrem Know-how über moderne Kriegsführung. Denn der Westen hat im Vorfeld ganze Arbeit geleistet.

US-Brigadegeneral Nick Ducich wählt seine Worte sehr genau, wenn er über seine Zeit in Jaworiw spricht. 2015 bis 2016 war er dort stationiert. Er hat dort ukrainische Truppen ausgebildet, ihnen westliche Militärtaktiken gezeigt. Vor einer Woche ist die Militärbasis im Westen des Landes bei einem verheerenden Raketenangriff zerstört worden. „Ich habe Freunde unter den ukrainischen Soldaten dort“, sagt Ducich im Gespräch mit der „Krone“. „Es ist herzzerreißend, aber sie leben mit diesem brutalen russischen Angriff. Ich habe ihnen und ihren Familien mein Haus in den USA angeboten, falls es eng wird.“

Modernisierungsschub dank „SPP“ 
Der General war ein wichtiges Rad in einem Werk, das die USA seit 1993 in der Ukraine betreibt: dem State Partnership Program. Einem Programm, das die amerikanische Nationalgarde eng mit der ukrainischen Armee und ihrer Luftwaffe verknüpft und zu regem Austausch zwischen den Streitkräften führte. Und damit zu einem gewaltigen Modernisierungsschub im östlichen Partnerland.

Weniger Sowjet-Doktrin, mehr Freiheiten
„Wir haben versucht, die zentralisierte Kommandostruktur aus der ehemaligen Sowjetunion loszuwerden. Mehr Freiheiten für die Unteroffiziere, die vor dem Fall des Eisernen Vorhanges kaum eigene Entscheidungen treffen durften“, erklärt Ducich. Auch Österreich wird noch im Frühjahr diesem State Partnership Program beitreten. Gemeinsam mit Vermont soll es zu regem Know-how-Austausch, vor allem im Gebirgskampf und in der Katastrophenhilfe, kommen.

Kleine, unabhängige Teams
Ziel eines zweiten Kooperationsprogrammes, dem JMTG-U, war es dann auch noch, eine höhere Überlebensfähigkeit im Kampf gegen Separatisten im Osten herzustellen - etwas, das jetzt gegen den großen russischen Angriff Effekt zeigt. Denn kleine, unabhängig agierende Trupps mit Scharfschützengewehren und Panzerabwehrwaffen sind es, die den Russen jetzt entlang ihrer Versorgungslinien eigenständig schmerzhafte Verluste zufügen. „Wir haben über die Jahre dabei geholfen, eine neue Kultur innerhalb der ukrainischen Soldaten zu etabliert, die davor keinen Handgriff ohne Befehl gemacht haben“, so Ducich. „Diese Partnerschaftsprogramme haben eine enge Bindung zur Ukraine hergestellt, die sich auch jetzt in dieser harten Zeit fortsetzt.“

„Tödlicher Effekt gegen übermächtigen Gegner“
Daran glaubt auch der ehemalige Militärattaché und Oberst Jeffrey Fischer von der US Air Force. „Wir haben so etwas Ähnliches im Kosovo gesehen“, sagt Fischer. „Dort wurde das Programm sofort angenommen und hat die Streitkräfte weit nach vorne gebracht.“ Der Autor des gerade erschienenen Buches „Live Range“ war dort stationiert, bevor er in Österreich eingesetzt wurde. „Kleine Einheiten haben einen tödlichen Effekt“, sagt er. „Auch gegen einen übermächtigen Gegner. Wenn sie richtig eingesetzt werden.“

„Jaworiw war wichtig für die ukrainischen Landstreitkräfte, ein Verlust, nach alldem, was dort aufgebaut wurde“, schließt Ducich. „Doch eines steht fest: Nach drei Wochen Krieg hat Russland seine gewünschten Ziele weit verfehlt. Die neue Armee und Luftwaffe der Ukraine ist resilient. Und tödlich.“

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