Expertin klärt auf

So erkennen Sie Fake News im Ukraine-Krieg

Medien
11.03.2022 14:55

„Krieg ist immer Chance für Desinformation“, warnt Fake-News-Expertin Ingrid Brodnig und erklärt, wer von Falschmeldungen profitiert und wie User sie entlarven können ...

„Krone“: Russland arbeitet im Ukraine-Krieg intensiv mit Propaganda (wir haben berichtet). Wie sieht das aus?
Desinformationsexpertin Ingrid Brodnig: Russland hat über Jahre ein ganz spezielles Informationssystem aufgebaut: Die autokratischen „Medien“ Sputnik und Russia Today sind Teil der Staatspropaganda und jetzt besonders aktiv. In der EU wurden sie verboten. Russland verfügt auch über Trollfabriken - also Menschen, die sich als normale User ausgeben und online Putin verherrlichen.

Warum blühen Fake News gerade im Krieg so auf?
Krieg ist immer eine Chance für Desinformation. Das ist außerdem der erste Krieg in Europa mit Social Media - im Internet funktionieren Falschmeldungen besonders gut, weil wir Menschen Bestätigung suchen und bei tragischen Ereignissen das Bedürfnis haben, uns auszutauschen.

Ukraine: Top-5 Fake News

  • Die Ukraine hat nukleare Waffen: Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Ukraine nukleare Waffen herstellt.
  • Ukrainer haben einen Kindergarten in Luhansk bombardiert: In Wahrheit kam der Angriff von pro-russischen Separatisten.
  • Russland attackiert keine zivilen Ziele: Falsch! Schon kurz nach Kriegsausbruch dokumentierte Amnesty International militärische Angriffe Russlands auf zivile Ziele in der Ukraine - das berichten auch Augenzeugen.
  • Die Krim ist Russland freiwillig beigetreten: Das angebliche Referendum von 2014, mit dem der Kreml die Annexion rechtfertigt, wurde von der UN-Vollversammlung für illegal erklärt.
  • In der Ukraine gibt es viele Neonazis in Bevölkerung und Politik: Die ultrarechte und nationalistische Partei Svoboda kam bei den Präsidentschaftswahlen 2019 auf 1,6 Prozent der Stimmen.

Wer profitiert von Fake News im Krieg?
Man muss unterscheiden: Trolle posten Fake News oft einfach zur privaten Belustigung oder sind auf ökonomische Ziele aus: Viele Zugriffe auf einer Website könnten hohe Werbeeinnahmen abwerfen. Dann gibt es noch die Propaganda, die politische Ziele verfolgt - also Verwirrung stiften, Angriffe rechtfertigen. Die Pro-Putin-Seite hat bereits früh, schon vor Kriegsausbruch, begonnen, mit fragwürdigen Methoden zu arbeiten: Es wurden etwa gefälschte Videos von vermeintlich ukrainischen Angriffen verbreitet, die eine russische Invasion „begründen“ sollten.

Alte Aufnahmen einer Flugshow in Moskau, Szenen aus einem Computerspiel, die Explosion im Hafen von Beirut: In Sozialen Medien wird viel Propaganda zum Ukraine-Krieg verbreitet. (Bild: Screenshots YouTube.com, Twitter.com)
Alte Aufnahmen einer Flugshow in Moskau, Szenen aus einem Computerspiel, die Explosion im Hafen von Beirut: In Sozialen Medien wird viel Propaganda zum Ukraine-Krieg verbreitet.

Europa zeigt sich solidarisch mit der Ukraine. Warum hat die russische Propaganda bei uns nicht gefruchtet?
Im Westen funktioniert das nicht, weil es sehr schnell Faktenchecks von unabhängigen Medien gab - zum Beispiel von mimikama.at und correctiv.org.

Wie können User selbst gefälschte Inhalte entlarven?
Fake News sind meist nicht sehr kreativ: Oft werden alte Fotos und Videos einfach wiederverwendet oder aus dem Kontext gerissen. Bin ich mir unsicher, so frage ich mich: Welche Quelle hat diese Meldung gepostet? Es hilft, sich das Profil anzuschauen: Ist es sehr neu, welche Inhalte veröffentlicht es normalerweise? Dann überprüfe ich die konkrete Behauptung und die verwendeten Fotos, etwa mit einer Google-Suche. Immer auf Fakten zu achten trainiert die Abwehrkräfte!

Welchen Quellen können Konsumenten also trauen?
Man sollte Nachrichten von Medienhäusern konsumieren, die Korrespondenten im Kriegsgebiet haben.

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