Die besseren M-BMWs?

BMW übernimmt Allgäuer Haustuner Alpina komplett

11.03.2022 05:00

Automobile Feinschmecker kennen die von Haustuner Alpina veredelten BMWs als die vernünftig-sportliche Speerspitze der jeweiligen Baureihe, weniger zugespitzt als M-Modelle, dafür alltagstauglicher und exklusiver. Konkurrenz und doch Ergänzung zum Münchner Modellprogramm. Diese wunderbare „Goldschmiede“ wird nun von BMW übernommen.

Und das zu einem goldenen Zeitpunkt: 2021 war das erfolgreichste Jahr der Alpina-Geschichte, rund 2000 verkaufte Fahrzeuge stellen einen Meilenstein dar. Die Zeichen für die nächsten Jahre stehen ebenfalls gut und es werden auch noch neue Fahrzeugreihen aufgelegt.

Alpina tritt als eigenständiger Autohersteller auf, ist aber eng verzahnt mit BMW. Gefertigt werden die Alpina-BMWs schon bisher auf BMW-Bändern, mit modifizierten Motoren, Getrieben, Fahrwerken etc., anschließend in der Manufaktur des Kleinserien-Herstellers im Allgäu, ein Stück weit vor den Toren Münchens, veredelt bzw. endgefertigt. Das wird noch bis Ende 2025 so bleiben, der langjährige Kooperationsvertrag, der zuletzt Ende 2020 um fünf weitere Jahre verlängert wurde, läuft am 31.12.2025 aus.

Gewappnet für die Zukunft
Zu dem Zeitpunkt wird die Alpina Burkard Bovensiepen GmbH & Co. KG gerade ihren 60. Geburtstag gefeiert haben. BMW will dafür sorgen, dass die Marke darüber hinaus fortbestehen wird und den Herausforderungen der Zeit gewachsen ist, schließlich befindet sich der Automobilmarkt in einem kompletten Umbruch. „Durch die Transformation in Richtung Elektromobilität und die weltweit steigende Regulatorik - insbesondere die Abgasgesetzgebung, Software-Absicherung und Vorgaben zu Fahrerassistenz- und Überwachungssystemen - nehmen die Risiken auch für Kleinserien-Hersteller deutlich zu“, fasst es BMW zusammen.

„Durch den Erwerb der Markenrechte werden wir den langfristigen Fortbestand dieser traditionsreichen Marke zukunftsorientiert gestalten. Wir freuen uns sehr, die Marke Alpina in der BMW-Familie begrüßen zu dürfen“, sagt BMW-Vorstandsmitglied Pieter Nota.

Lesen Sie auch:

Besser als M?

BMW 3er und X7 von Alpina: Dreimal volles Rohr

Klare Ansage

Alpina will keine BMWs mit Frontantrieb anfassen

Die Supernase

Alpina B7: Dieser Siebener-BMW läuft 330 km/h!

Nachfolgefirma wird markenoffen sein
Künftig wird also alles komplett bei BMW gefertigt; Service, Ersatzteil- und Zubehörgeschäft für das bestehende und historische Alpina-Portfolio bleibt aber vor Ort am Standort Buchloe. Darüber hinaus wird dort im Rahmen einer strategischen Zusammenarbeit der beiden Unternehmen das bereits bestehende Entwicklungs-Dienstleistungsgeschäft für BMW weiter ausgebaut. Allerdings soll BMW nicht der einzige Partner bzw. Auftraggeber bleiben, sondern das „über Jahrzehnte aufgebaute Knowhow und die Engineering-Expertise des Familienunternehmens in Zukunft auch weiteren Automobilherstellern zur Verfügung stehen, kündigen die Allgäuer an. Sei es beim Verbrenner oder “auch zunehmend in der Elektromobilität„.

Dann allerdings nicht mehr unter dem Namen Alpina, sondern unter dem Namen Bovensiepen: „Wir werden das Lebenswerk unseres Vaters fortsetzen und in den ebenso bekannten Namen Bovensiepen investieren. Wir werden auch in Zukunft andere überzeugende mobile Angebote auf den Markt bringen“, so Geschäftsführer Florian Bovensiepen.

Neue Geschäftsfelder
Insbesondere seiner großen Geschichte möchte sich das Traditionsunternehmen nun verstärkt widmen und künftig auch Restaurationen für Alpina-Young- und Oldtimer anbieten. Dafür sind Neuauflagen von Classic-Teilen wie auch von Classic-Zubehör geplant. Der Einstieg in den Handel mit jüngeren und älteren Alpina-Modellen ist ebenfalls vorgesehen. Das im Familienunternehmen enthaltene Weingeschäft besteht unverändert fort.

Mitarbeiter, für die es am Standort Buchloe keinen Job mehr gibt, sollen möglichst zu BMW geholt oder bei Lieferanten bzw. Entwicklungspartnern untergebracht werden. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Neben Deutschland und Europa sind Japan, die USA und der Nahe Osten die wichtigsten Märkte für Alpina. In Österreich ist die Marke erst seit vergangenem Jahr bei ausgewählten BMW-Händlern erhältlich. Das Angebot reicht vom 3er und 5er jeweils mit Benzin- oder Dieselmotor bis zu den V8-Geschossen der 7er-, 8er- und X7-Reihe.