Kein Ausschluss

Paralympics mit Sportlern aus Russland & Belarus

Wintersport
02.03.2022 12:32

Die russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten dürfen an den Paralympics 2022 in Peking unter neutraler Flagge teilnehmen. Das hat das Internationale Paralympische Komitee (IPC) am Mittwoch nach der von Belarus unterstützten russischen Invasion in der Ukraine entschieden. „Sie werden unter der Paralympischen Flagge teilnehmen und nicht im Medaillenspiegel aufscheinen“, hieß es in einer Stellungnahme des IPC. Die Spiele beginnen am Freitag und dauern bis 13. März.

Das IPC fällte den Entschluss trotz Aufforderungen, die Sportlerinnen und Sportler von den Wettkämpfen auszuschließen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte den Sportverbänden am Montag empfohlen, Mannschaften und Athleten aus Russland und Belarus zu suspendieren. Gleichzeitig fügte das IOC hinzu, dass sie als Neutrale antreten könnten, wenn zeitliche oder gesetzliche Einschränkungen ihren Ausschluss verhindern sollten.

Für die IPC-Entscheidung gab es international zum Teil scharfe Kritik, das IOC unterstützt sie hingegen. „Dieser Beschluss ist im Einklang mit den übergreifenden Empfehlungen. Wir haben vollen Respekt für diese Entscheidung“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach am Mittwoch. Bach verwies darauf, das IPC habe sich an den zweiten Punkt der Empfehlungen des IOC vom Montag gehalten. In diesem Fall müssten die Sportler beider Länder auf ihre Flaggen, nationale Symbole und Farben sowie ihre Hymnen verzichten.

Das IPC gab an, den Beschluss gemäß seinen grundsätzlichen Leitlinien getroffen zu haben, die ein Bekenntnis zu politischer Neutralität und Unparteilichkeit sowie einen unerschütterlichen Glauben an die verändernde Kraft des Sports beinhaltet. „Das sind Schlüsselkomponenten der neuen IPC-Konstitution, die 2021 bei der Generalversammlung erst vor etwas über drei Monaten beschlossen wurde“, erklärte der Paralympics-Veranstalter weiter.

Zahlreiche internationale Sportverbände, darunter der Weltfußballverband FIFA und der Skiverband FIS, haben die Mannschaften und Athleten aus Russland und Belarus ausgeschlossen. Das IPC wollte demgegenüber augenscheinlich die betroffenen Länder bestrafen, aber nicht die Sportler darunter leiden lassen. „Ich erwarte nun von allen Teilnehmern, dass sie die neutralen Athleten wie jeden anderen Athleten bei diesen Spielen behandeln, egal wie schwierig dies auch sein mag“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons. „Im Gegensatz zu ihren jeweiligen Regierungen sind diese paralympischen Athleten und Funktionäre nicht die Aggressoren. Sie sind hier, um wie alle anderen an einem Sportereignis teilzunehmen.“

Bis auf Weiteres wird das IPC aber keine Veranstaltungen in Russland oder Belarus durchführen. Die Exekutive sei sich „einig, dass die Verletzung des Waffenstillstands nicht ungestraft bleiben konnte“. Die olympische Waffenstillstandsresolution, die von 193 Mitgliedstaaten der UN-Generalversammlung unterzeichnet wurde, fordert die Einhaltung des Waffenstillstands von sieben Tagen vor Beginn der Olympischen Winterspiele am 4. Februar bis sieben Tage nach Ende der Paralympischen Winterspiele am 21. März. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und weiteren Politikern und Funktionären wurden paralympische Orden und weitere Ehrungen aberkannt.

„Wofür wir uns entschieden haben, ist die härteste Bestrafung, die wir im Rahmen unserer Verfassung und der aktuellen IPC-Regeln verhängen können“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons. Nach den Spielen werde man „mit unseren 206 Mitgliedsorganisationen herausfinden, ob Verstöße gegen den Olympischen Waffenstillstand für zukünftige Paralympische Spiele zur möglichen Suspendierung oder dem Ausschluss führen können“. Dabei sollen die Mitglieder auch entscheiden, „ob wir die Mitgliedschaft des Nationalen Paralympischen Komitees von Russland oder Belarus aussetzen oder beenden“.

Zuvor hatten unter anderem das Internationale Olympische Komitee (IOC), Athleten aus der Ukraine und weitere Landesverbände - darunter Österreich, Deutschland und die USA - in einem offenen Brief an IOC-Präsident Thomas Bach und IPC-Chef Andrew Parsons den Ausschluss der Athleten aus Russland und Belarus gefordert. Prompt löste der Beschluss Kritik aus.

Der Beschluss sei „zu respektieren“, sagten Maria Rauch-Kallat, Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Komitees (ÖPC), und ÖPC-Generalsekretärin Petra Huber. „Uns wurde versichert, dass es die härteste Bestrafung ist, die im Rahmen der IPC-Verfassung und der aktuellen Regeln verhängt werden kann. Die russischen und weißrussischen Athletinnen und Athleten treten nicht für ihre Heimatländer, sondern unter neutraler Flagge an und werden nicht im Medaillenspiegel aufscheinen.“

Wesentlich kritischer waren Stellungnahmen in Deutschland und Großbritannien. Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) reagierte mit großem Unverständnis. „Das ist enttäuschend und mutlos. Angesichts der täglichen Kriegsgräuel in der Ukraine hätten wir einen solchen Beschluss nicht für möglich gehalten“, sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher.

Die britische Kultur- und Sportministerin Nadine Dorries betonte: „Ich bin extrem enttäuscht vom IPC - das ist die falsche Entscheidung und ich fordere die Komiteemitglieder auf, die Entscheidung schleunigst zu überdenken.“ Dorries fügte hinzu, dass das IPC „dem Rest der Welt folgen muss bei der Verurteilung der barbarischen Invasion, indem es russische und belarussische Athleten von der Teilnahme ausschließt“.

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(Bild: KMM)



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