Probleme für Autobauer

Ukraine-Krieg: VW stoppt Produktion in Sachsen

Motor
25.02.2022 18:17

Der russische Angriff auf die Ukraine trifft auch die Autoindustrie. So stoppt Volkswagen die Auto-Produktion in Sachsen zumindest für einige Tage. Im Werk Zwickau werde von Dienstag bis Freitag kommender Woche, in Dresden von Mittwoch bis Freitag nicht produziert, sagte ein VW-Sprecher am Freitag. Auch andere Hersteller müssen mit negativen Folgen rechnen, nicht nur wegen der Sanktionen.

(Bild: kmm)

Bei VW würden mehrere Tausend Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Grund seien wegen der Grenzschließung ausbleibende Materiallieferungen aus der Ukraine, unter anderem von Kabelsätzen, die dort hergestellt werden.

Der Nürnberger Autozulieferer Leoni hat seine beiden Werke in Stryji und Kolomyja nahe Lwiw in der West-Ukraine bereits am Donnerstag wegen des russischen Angriffs auf das Land vorerst geschlossen. Rund 7000 Mitarbeiter stellen dort Kabelbäume (Bordnetze) für Autos her. Ein Sprecher sagte, VW sei ein großer Kunde von Leoni. Ob die Produktionsunterbrechungen in Zwickau und Dresden mit dem Produktionsstopp bei Leoni zusammenhingen, wisse er aber nicht.

Der französische Autokonzern Renault wiederum legt seine Produktion in Moskau vorübergehend still. Es gebe „einige Unterbrechungen bei der Versorgung mit Bauteilen“, teilte die russische Renault-Tochter mit. Die Invasion Russlands in der Ukraine und die darauf folgenden westlichen Sanktionen gegen Russland erwähnte das Unternehmen nicht. Renault ist vergleichsweise stark in Russland engagiert und macht dort nach Schätzungen der Citibank etwa acht Prozent seiner Gewinne. Renault ist auch maßgeblich am größten russischen Autobauer Avtovaz beteiligt, dem Hersteller der Lada-Geländewagen.

Der russische Pkw-Markt galt in der Branche lange Jahre als wichtiger Zukunftsmarkt. Nach der Annexion der Krim und den darauf folgenden Sanktionen ist der Absatz allerdings eingebrochen: Seit 2015 liegt er bei 1,4 bis 1,8 Millionen Neuwagen pro Jahr. Absatzstärkste Hersteller sind Hyundai und Kia mit rund 380.000 Fahrzeugen (23 Prozent Marktanteil) vor Lada-Mutter und Renault-Tochter Avtovaz mit 351.000 (21 Prozent) sowie Renault-Nissan-Mitsubishi mit 212.000 Fahrzeugen (13 Prozent). VW verkauft im Jahr rund 204.000 Fahrzeuge (12 Prozent), BMW und Mercedes jeweils rund 50.000 (8 bis 9 Prozent). Für die deutschen Unternehmen schätzt das CAM die negativen direkten Absatzeffekte als gering ein, da Russland für sie in Gesamtheit gesehen ein eher kleiner Markt ist.

Die Automobilproduktion in Russland bedient vor allem den heimischen Markt. Zuletzt wurden in rund 34 Fabriken 1,4 bis 1,65 Millionen Fahrzeuge hergestellt. Der Export spielt nur eine untergeordnete Rolle. Das Center of Automotive Management (CAM) rechnet allerdings mit deutlichen Störungen der Lieferkette durch die anstehenden Sanktionen, da viele Teile aus dem Ausland importiert werden müssen. Umgekehrt erwarten die Experten nur geringe Effekte, da Russland auch als Zuliefererstandort für die internationale Automobilindustrie nur eine untergeordnete Rolle spielt. Trotzdem können Störungen der hochempfindlichen globalen Lieferketten auftreten.

Auch wenn Russland kein starkes Autoland ist, glaubt CAM-Leiter Stefan Bratzel an spürbare Folgen im Westen: „So werden in den nächsten Jahren nicht zuletzt aufgrund der Verteuerung der Energie- und Mineralölpreise die Kosten für die Automobilproduktion und für die Autonutzung steigen.“

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(Bild: kmm)



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