Widhölzl:

Olympia ohne Kraft? „Dann wäre ich ein Depp“

Wintersport
19.01.2022 07:07

Die Zeit drängt. Bei der Vierschanzentournee völlig von der Rolle, legte Stefan Kraft zuletzt eine Wettkampfpause ein, um sich zu sammeln und für die Olympischen Winterspiele in Peking neu durchzustarten. Ob Österreichs bester Skispringer der vergangenen Jahre rechtzeitig in Form kommt, um ausstehende olympische Rechnungen zu begleichen, ist fraglich. Um seinen Einsatz im Zeichen der Ringe bangen, muss Kraft aber nicht. „Ich wäre ein Depp, würde ich einen wie Stefan Kraft zuhause lassen“, sagte Cheftrainer Andreas Widhölzl zur APA.

„Er ist so gut, wenn er halbwegs stabil ist, kann er jederzeit um den Sieg mitspringen. Von mir kriegt er keinen Stress“, so Widhölzl. Ob Kraft bei der vorletzten Weltcup-Station vor Olympia am Wochenende in Titisee-Neustadt wieder abhebt, soll nach Trainingssprüngen am Bergisel am Mittwoch feststehen. Widhölzl ist überzeugt, dass dem 28-jährigen Salzburger die Auszeit gut getan hat. „Krafti hat die Klasse, dass es dann auch wieder schnell nach vorne gehen kann. Er ist unser Bester der letzten Jahre. Wenn es einer schaffen kann, dann er.“

Nichts unversucht
Um seinem Superstar wieder auf die Sprünge zu helfen, will Österreichs Skiverband nichts unversucht gelassen haben. Widhölzl verzichtete in Zakopane auf Co-Trainer Harald Diess, der sich gemeinsam mit Stützpunkttrainer Alexander Diess bei Extra-Trainings in Bischofshofen und der Ramsau der Akte Kraft widmete. „Wir haben viel Videoanalyse betrieben, haben vom ORF auch super Bilder bekommen, um Fehler genau herauszuarbeiten“, sagte Widhölzl.

An Menschen, die Kraft mit Rat und Tat zur Seite stehen, mangelt es nicht. Parallel zum ÖSV arbeitet Patrick Murnig intensiv mit seinem Klienten. Der Sportwissenschafter und Kraft-Manager, der sich als „Systemcoach“ versteht, sprach zuletzt von durcheinandergeratenen Bausteinen im Flugsystem.

Bausteine durcheinander
Kraft selbst teilte der APA auf Anfrage mit: „Ziel war es, die richtigen Schlüsse aus den Erfahrungen der letzten Jahre zu ziehen, um die Bausteine, die ein wenig durcheinander gekommen sind, wieder richtig zu ordnen. Wie bei einem Puzzlespiel eben.“

Durcheinandergeratene Bausteine sah auch Widhölzl genug: Vor allem die Turbulenzen in der Vorbauphase, ausgelöst durch Symmetrieprobleme, die Kraft schon länger begleiten, aber bei der verpatzten Tournee so richtig sichtbar wurden. Widhölzl führt diese auch auf eine nicht optimale Anfahrtsposition und Handhaltung zurück. Auch das Material - Stichwort Keile - habe man adaptiert, meinte der Cheftrainer.

Vielversprechend
Erste Erfolge seien sichtbar, so Widhölzl: „Die letzten Einheiten waren sehr vielversprechend. Auf fünf Sprünge kam vielleicht einer, der ein wenig unsauber war.“ Die jüngsten Schritte hätten sich gut angefühlt, meinte auch Kraft. „Da werde ich jetzt dranbleiben und versuchen, mich weiterzuentwickeln.“

Um Medaillen wird bei Olympia am 6. (Normalschanze), 7. (Mixed-Team), 12. (Großschanze) und 14. Februar (Team) gesprungen. „Die Olympischen Spiele sind im Moment gefühlt noch weit weg“, gab sich Kraft vorerst defensiv. „Ich muss schauen, dass ich meinen Weg weiter gehe und dann werden wir sehen. Erzwingen kann man nichts.“

Widhölzl warnte davor, den Weltrekordler vorzeitig abzuschreiben. „Man hat letztes Jahr gesehen, dass er aus dem Nichts Weltmeister werden kann.“ Mit Olympia hat Kraft sowieso noch eine Rechnung offen. Vor vier Jahren in Pyeongchang blieb er als 13. (Normalschanze), 18. (Großschanze) und Vierter (Team) medaillenlos.

Noch keine Fixstarter
Andere Olympia-Fixstarter nannte Widhölzl (noch) nicht, es liege aber auf der Hand, dass Saisonsieger wie Jan Hörl und Daniel Huber ausgezeichnete Chancen hätten. Neben Routinier Manuel Fettner hat auch der zuletzt erstmals fünftplatzierte Daniel Tschofenig (19) dank seiner aktuellen Formstärke gute Argumente, im Charterflugzeug nach Peking Platz nehmen zu dürfen. Fünf Athleten darf und wird Widhölzl nach dem Wochenende nominieren.

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(Bild: KMM)



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