Urteil in Kärnten

15 Jahre Haft nach mehrfachem Kindesmissbrauch

Kärnten
04.01.2022 14:39

Bereits seit Monaten befanden sich zwei Männer - ein 45-jähriger Lkw-Fahrer aus Völkermarkt und ein weiterer 24-jähriger Pädophiler aus Deutschland - in Kärnten in U-Haft: Ihnen wurde schwerer Kindesmissbrauch in mehreren Fällen vorgeworfen. Auf dessen Spur kamen die Ermittler über den Kinderpornoring von Münster (D). Am Dienstag musste sich einer der beiden Angeklagten, der Völkermarkter, am Landesgericht in Klagenfurt verantworten. Das Urteil: 15 Jahre Haft. Der Täter wird zudem in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

Man will es nicht wahrhaben: Die Vorwürfe sind so unfassbar, dass es auch erfahrenen Ermittlern und Staatsanwälten schwerfällt, sie in Worte zu fassen. Acht Kinder hat der 44-Jährige missbraucht und vergewaltigt. 

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Es waren erniedrigende Tathandlungen, ein sadistisches Vorgehen, das die Kinder ihr Leben lang nicht vergessen werden.

Richter Dietmar Wassertheurer

Richter Dietmar Wassertheurer, der dem Schöffensenat vorsaß, sagte in seiner Urteilsbegründung: „Uns als Berufsrichtern ist nicht bekannt, dass es so etwas in so einer Dimension schon einmal in Kärnten gegeben hat.“ Der Angeklagte habe über Jahre hinweg ein planvolles, zielgerichtetes Vorgehen an den Tag gelegt. Er habe ein Vertrauensverhältnis zu den Sieben- bis Zehnjährigen aufgebaut, das er dann ausgenützt hatte.

Buben über Jahre hinweg missbraucht
Laut Staatsanwältin Sandra Agnoli habe der Angeklagte kein Mitgefühl gezeigt, die Ermittlungen hätten ein „schockierendes Ausmaß an vor allem psychischer Gewalt“ an den Tag gebracht. Der Angeklagte habe einen perfiden Tatplan verfolgt und über Jahre hinweg Kinder missbraucht, außerdem habe es eine Vernetzung mit einem internationalen Pädophilenring gegeben. Agnoli sprach ebenso an, wie der Mann es geschafft hatte, sich das Vertrauen von Buben und ihren Eltern zu erschleichen.

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Langsam hat er dann begonnen, klarzumachen, dass er für die Geschenke Gegenleistungen verlangt.

Staatsanwältin Sandra Agnoli

Kinder waren aus einkommensschwachen Familien
So hatte der Mann beruflich eine Kehrmaschine gesteuert, die er dazu nutzte, um Buben anzulocken. Bei den Eltern schmeichelte er sich ein, indem er etwa Reparaturen für sie durchführte. Mit der Zeit schaffte er es, ungestört Zeit mit den Kindern verbringen zu können. Es folgten teure Geschenke, wie Laptops oder Spielkonsolen, die er den Buben machte.

Besonders perfide sei, dass sich der Angeklagte gezielt Kinder aus einkommensschwachen Familien ausgesucht habe. Er habe dann gedroht, dass er das Geld für die Geschenke von den Eltern zurückfordern werde, wenn sie ihm nicht gefügig seien: „Die Kinder haben gewusst, dass ihre Eltern sich das nicht leisten können. Der Angeklagte hat es ihnen immer unmöglicher gemacht, seinen Wünschen nicht nachzukommen.“

Einweisung in Anstalt
Der 45-Jährige wurde bereits zwei Mal wegen Kindesmissbrauchs verurteilt, dafür hatte er auch schon eine Haftstrafe ausgefasst. Einmal habe sich der Angeklagte sogar mittels Inserat als Tagesmutter angeboten. Agnoli stellte einen Antrag auf eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher: „Es ist abschätzbar, dass er weitere Handlungen begehen wird, Taten mit schweren Folgen.“

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Es ist abschätzbar, dass er weitere Handlungen begehen wird, Taten mit schweren Folgen.

Staatsanwältin Sandra Agnoli

Prozess gegen Deutschen verschoben
Eigentlich sind in der Causa zwei Männer angeklagt, neben dem 45-Jährigen auch noch ein 25-jähriger Deutscher. Zu Prozessbeginn hatte es aber eine coronabedingte Änderung gegeben, der Verteidiger des Zweitangeklagten war positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Prozess gegen den 25-jährigen Pädophilen wurde deshalb ausgeschieden.

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