Wer einen Kassenarzt in Wien sucht, tut sich immer schwerer. Dafür explodiert Zahl der Wahlärzte. Primärversorgungszentren als Lösung.
Die Wiener Bevölkerung wächst rasant. Und mit ihr auch die Kluft in der medizinischen Versorgung. Dass die Zwei-Klassen-Medizin kein Schreckgespenst aus der Zukunft mehr ist, sieht man anhand der Tatsache, dass die Anzahl der Wahlärzte jene der Kassenstellen bei weitem übersteigt. Noch nie gab es mit 1546 so wenig Kassenärzte wie jetzt. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren es noch 1745 Kassenärzte.
Flächenbezirke und einzelne Fachrichtungen besonders betroffen
Im Vergleichszeitraum ist aber auch die Bevölkerung um rund 300.000 Personen gewachsen. Das bedeutet, dass es gemessen an der Bevölkerungszahl ein Minus von rund einem Viertel an Kassenärzten gibt. Vor allem in Flächenbezirken wie Favoriten oder in bestimmten Fächern wie der Gynäkologie und Kindermedizin ist die Lage besonders kritisch (s. Grafik). „Viele Kassenstellen bei Mangelfächern bleiben unbesetzt oder sind nicht in der Versorgung aktiv. Ärzte im solidarischen Gesundheitssystem kommen immer öfter an ihre Grenzen“, heißt es dazu von der Wiener Ärztekammer. Viele Mediziner würden die „Drei-Minuten-Medizin“ nicht mehr mittragen können. Kein Wunder also, dass sich die Anzahl der Wählärzte seit 2010 von 3000 auf 4413 erhöht hat.
Ein Blick auf die Zahl der Kassenärzte zeigt den Reformbedarf im Wiener Gesundheitswesen.
Ingrid Korosec, ÖVP-Gesundheitssprecherin
Bild: Martin Jöchl
Der zweite Grund für die Zuspitzung der Situation sei laut Ärztekammer, dass die Bedarfserhebung für Kassenplanstellen auf Zahlen aus dem Jahr 2016 beruhe. Das entspräche nicht annähernd der Realität.
ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec (ÖVP) kritisiert außerdem das Stocken beim Ausbau der Primärversorgungszentren (PVZ). Die ÄK betont, dass die Wiener Kinder- und Jugend-PVZ bereits Vorbild für die Bundesländer seien. Dass die Bezirke mit einem eigenen Budget zur Förderung von Kassenstellen ausgestattet werden sollen, schlägt Döblings Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP) vor. So könne man etwa beim barrierefreien Umbau von Ordinationen unterstützen.
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