Feiertage im Spital

Sehr emotionale Weihnachten in den Krankenhäusern

Vorarlberg
26.12.2021 14:55

Durch die Pandemie ist die Arbeit in Vorarlbergs Spitälern nicht leichter geworden. Über die Feiertage muss der Betrieb in gewohnter Qualität weiterlaufen. Dafür zuständig ist auch Dr. Christa Nocker vom LKH Hohenems. Für sie ist dieser Dienst etwas Besonderes.

Heiligabend ist am Vormittag ein sehr hektischer Tag im Spital. Es muss organisiert werden, wer von den Patienten entlassen werden kann, wenn es der Gesundheitszustand zulässt. Die Kollegen, die mit ihren Lieben zu Hause feiern wollen, legen nochmals einen Gang zu, dass sie rechtzeitig fertig werden. Eine gewisse Vorfreude ist zu spüren, Weihnachten ist einfach etwas Besonderes. „Wenn dann der Trubel vorbei ist, wird es aber ruhig im Spital“, beschreibt Christa Nocker die Stunden vor dem Weihnachtsfest. Die Oberärztin für Innere Medizin am LKH Hohenems ist seit über 30 Jahren in ihrem Beruf tätig und fast an jedem 24. Dezember im Dienst.

Rücksicht auf Familien
„Jeder im Spital muss seinen Beitrag leisten, damit die Patienten auch an diesen Tagen versorgt sind und adäquat betreut werden. Das bringt dieser Beruf einfach mit sich. Du musst dein Privatleben oft nach dem Dienstplan richten.“ Auf junge Kollegen mit kleinen Kindern werde aber immer Rücksicht genommen.

„Da schauen wir schon, dass sie zu Hause sein können. Da herrscht bei uns große Kollegialität.“ Natürlich wäre aber jeder gerne am Weihnachtsabend mit seiner Familie zusammen, betont Nocker. „Als meine eigenen Kinder größer waren, haben mein Mann und ich zeitgleich gearbeitet. Er als Facharzt und ich als Notärztin.“

In dieser Zeit als Notärztin hatte Christa Nocker ihr bislang emotionalstes Erlebnis. „Ich wurde am Weihnachtsabend zu einer Familienfeier gerufen. Die 90-jährige Oma hatte sich verschluckt und drohte zu ersticken. Der Enkelsohn wurde dabei zum Lebensretter. Er hatte gerade einen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein gemacht und mit den richtigen Handgriffen die Oma vor dem Ersticken bewahrt. Ich hatte zwar nicht mehr viel zu tun, es war aber für mich sehr ergreifend, dass dieser Abend für die Familie glücklich ausgegangen ist und nicht in einem Drama geendet hat.“

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Jeder im Spital muss seinen Beitrag leisten, damit die Patienten auch an diesen Tagen versorgt sind und adäquat betreut werden. Du musst dein Privatleben oft nach dem Dienstplan richten.

Dr. Christa Nocker

Besonders traurige und belastende Erinnerungen habe sie an Patienten, die ins Krankenhaus gebracht wurden, aber nichts mehr mit ihrem Leben anfangen konnten. „Dabei ging es meistens um Einsamkeit, die gerade an Weihnachten viele Menschen traurig macht.“

Corona und das damit verbundene Besuchsverbot machen die Situation für Patienten, die über Weihnachten im Spital bleiben müssen, noch schwieriger. „Ich befürchte, dass sich das bei manchen auch auf die Psyche auswirkt. Die strengen Besuchsregeln müssen aber leider sein, weil ein Corona-Ausbruch auf einer Station eine Katastrophe wäre.“ Im Endeffekt seien die Leute aber froh, wenn ihnen im Spital geholfen wird, mit der Aussicht, dass wieder ein Weihnachten kommt. „Wir versuchen jedenfalls den Patienten den Aufenthalt etwas leichter zu machen. Man nimmt sich mehr Zeit, um sich um sie zu kümmern.“

Festtagsessen
Auch die Köche seien immer sehr bemüht, etwas Festliches auf den Teller zu zaubern. „Ein Christbaum im Gang, die Stationen geschmückt, so sind wir bemüht, etwas Weihnachtsflair ins Spital zu bringen.“ Ein Lächeln und ein Dankeschön der Patienten seien schließlich der größte Lohn für die Mühen.

Auch das Personal versucht es sich so angenehm wie möglich zu machen. „Wenn der Trubel mit Entlassungen und Verabschieden der Kollegen vorüber ist, wird es ruhig. Das ist ein Moment, an dem man sagt, jetzt wäre es schon schön, wenn man auch gehen könnte“, gesteht die Oberärztin. Aber dann würden sich alle irgendwann zusammenfinden. Aus den Zimmern oder der Teeküche erklingt Weihnachtsmusik. „Jeder hat etwas Gutes zu essen mitgebracht und wir machen es uns ein wenig weihnachtlich. Das ist das Schöne am Dienst an Weihnachten.“

Christa Nocker hat heuer Bereitschaftsdienst. „Ich bin untertags da und bleibe, solange jemand fachspezifisch betreut werden muss. Gegen Abend gehe ich heim, bin aber die ganze Nacht auf Rufbereitschaft.“ Für sie ist es in diesem Jahr ein ganz besonderer Dienst an Weihnachten - nämlich der letzte, bevor sie in Pension geht. „Ich habe in Hohenems meine medizinische Heimat gefunden und werde mit einem weinenden Auge gehen.“

Obwohl man sich nach so langer Zeit und so vielen Diensten auf mehr Freizeit freut, werde sie die Kollegen vermissen. „Sie sind mir schon ans Herz gewachsen.“ Ihr Wunsch für ihre Kollegen: „Starker Zusammenhalt. Schwierige und belastende Situationen schafft man nur gemeinsam.“ Gerade Corona habe gezeigt: „Nur zusammen lassen sich solche Situationen stemmen!"

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