Kogler im Interview

Gläserne Parteifinanzen im ersten Halbjahr 2022

Politik
24.12.2021 07:24

Damit die Glaubwürdigkeit in die Politik wieder steigt, will Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) nun für transparentere Parteifinanzen aufs Tempo drücken: Die Regelung für gläserne Parteikassen sei „so gut wie fertig“, in der ersten Jahreshälfte werde es „echte Ergebnisse“ geben, so Kogler. Die jüngst bekannt gewordenen Chats des Türkisen Thomas Schmid offenbaren für Kogler erneut „schauerliche und völlig inakzeptable Sittenbilder“.

Zuletzt wurden wieder wenig schmeichelhafte Chats von Schmid bekannt, diesmal geht es darum, dass er als Generalsekretär im Finanzministerium einen Steuernachlass für MAN-Investor Siegfried Wolf eingefädelt haben soll. Die Vorgänge im Finanzministerium müssten aufgearbeitet werden, betonte Kogler in einem Interview mit der APA. Er glaube auch, dass dies unter anderem dem neuen Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) gut gelingen könnte.

Im kommenden Jahr werde man auch einen großen Schritt weiterkommen, was mehr Transparenz betrifft. ÖVP und Grüne sind mit der Verschärfung der Transparenzregeln seit Monaten säumig. „Wir sind da ein bisschen abgebremst worden letztes Jahr durch die Pandemie.“ Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker hatte deshalb im Herbst sogar die ungewöhnliche Initiative ergriffen, im Rechnungshof selbst einen Gesetzentwurf dazu ausarbeiten zu lassen. Einiges darin steht auch im Regierungsprogramm, etwa Prüfrechte für den Rechnungshof in den Parteien und eine Wahlkampfkosten-Bilanz spätestens sechs Monate nach der Wahl.

Ergebnisse im ersten Halbjahr
Inhaltlich gehe es in eine ähnliche Richtung wie vom RH vorgeschlagen, erklärte Kogler. Ziel ist, dass „der Rechnungshof wirklich reinschauen darf“. Die Regelung sei „so gut wie fertig“, versicherte Kogler, „in der ersten Jahreshälfte dürfen wir da schon mit echten Ergebnissen rechnen“. Verhandelt wird die Materie im Parlament, und Kogler geht davon aus, dass die SPÖ die notwendige Zweidrittelmehrheit ermöglichen wird.

Eine ziemliche Verzögerung gibt es auch beim „Informationsfreiheitsgesetz“. Da sind sich Grüne und ÖVP zwar auf Bundesebene einig, es gebe aber schwerwiegende Einwände aus den Bundesländern und Gemeinden, die sich die Umsetzung nicht zutrauen. „Ich hoffe, das ist überwindbar - es schaut sehr schwer aus im Moment“, räumte Kogler ein. „Notfalls muss man einen Kompromiss machen, aber wir werden das nicht allzu sehr verwässern lassen.“

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Das Regierungsprogramm heißt ja nicht ,Stimmungskanonen für Österreich‘, sondern ,Verantwortung für Österreich'.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne)

Dass die ÖVP heuer vorwiegend mit sich selbst beschäftigt war, dürfte es für die Grünen bei der Umsetzung ihrer Prestigeprojekte - ob ökosoziale Steuerreform, Klimaticket oder Plastikpfand - leichter gemacht haben. „Vielleicht kann man sagen, dass die ÖVP da oder dort weniger in der Lage war, Bedenken zu äußern.“ Kogler ist freilich überzeugt, dass man es auch sonst geschafft hätte, aber „so ist es möglicherweise schneller, deutlicher und intensiver gekommen“. Überfällig ist allerdings das Klimaschutzgesetz - dieses befinde sich aber in der finalen Abstimmungsphase zwischen den Regierungsparteien.

Anderer Ton aus Kanzleramt
Die Stimmungslage innerhalb der Koalition hat für Kogler nicht oberste Priorität: „Das Regierungsprogramm heißt ja nicht ,Stimmungskanonen für Österreich‘, sondern ,Verantwortung für Österreich‘.“ Das Koalitionsklima sei aber jedenfalls „sehr gut, trotz der schwierigen Situation“. Für Karl Nehammer, den Nachfolger von Sebastian Kurz als Kanzler und ÖVP-Chef, findet Kogler nur lobende Worte. „Es kommt ein ganz anderer Ton aus dem Kanzleramt.“

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Möglicherweise ist auch nicht von jeder Seilbahngondel aus der Horizont gleich weit.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne)

Unfreundliche Zwischenrufe aus den Reihen des Koalitionspartners wie jene des Tiroler Seilbahnsprechers und ÖVP-Abgeordneten Franz Hörl, der zuletzt Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) „Missmanagement“ vorgeworfen hatte, bringen Kogler nicht aus der Ruhe. Hörl übersehe als „bisschen überinspirierter Vertreter der Seilbahnwirtschaft“, dass er eventuell dem Tourismus mit seiner „legeren Haltung“ schade. „Möglicherweise ist auch nicht von jeder Seilbahngondel aus der Horizont gleich weit.“

Neuwahlen „in dieser Situation unverantwortlich“
Das Neuwahlgespenst sieht Kogler nicht herumgeistern: „Ein Gespenst ist eine irrationale Erscheinung.“ In der Realität sei es wichtig, weiter Verantwortung zu übernehmen. In dieser Situation - der Pandemie samt ihren wirtschaftlichen und sozialen Folgen - wären Neuwahlen unverantwortlich, glaubt Kogler. Gewählt wird 2022 jedenfalls der Bundespräsident, wobei Kogler erwartungsgemäß „große Hoffnung“ hat, dass sein früherer Parteikollege Alexander Van der Bellen wieder antritt. Kogler selbst will sich im ersten Halbjahr 2022 bei einem Grünen Bundeskongress erneut als Bundessprecher bewerben. Ob dabei auch eine Doppelspitze eine Option wäre, ließ er offen.

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