Da lachen die Hühner

EQEi? Mercedes-Designer baut veritables Ei-Car

Motor
27.12.2021 04:00

Nach Weihnachten ist vor Ostern, also sollten wir wohl langsam anfangen, über Eier zu sprechen. Mercedes-Designer Jan Kaupa tut das das ganze Jahr über, wie sonst käme er auf die Idee, Hühner auf diese Art zum Lachen zu bringen. Er hat für seine Vögel Federvieh ein Motorhome gebaut, so etwas wie den Mercedes EQC unter den mobilen Hühner-Ställen: luxuriös, geländegängig - und natürlich elektrisch. Okay, der Antrieb nicht, der ist manuell.

(Bild: kmm)

Alle Welt wartet auf das Apple Auto. Alle, außer Jan Kaupa. Denn bei ihm steht das i-Car bereits im Garten, nur die Schreibweise passt nicht ganz. Nicht umsonst heißt Kaupas Firma „Einhuhn“ und das silberne Ufo auf der Wiese hinter dem Haus im Tübinger Umland ist eher ein Ei-Car - und drum herum stolziert ein halbes Dutzend Zwergseidenhühner.

Der Mann ist vom Fach. Denn im echten Leben ist Kaupa Designer und zeichnet bei Mercedes in Sindelfingen an den Modellen von morgen. Doch weil er schon seit seiner Kindheit züchtet und während der Pandemie das Freizeitangebot eher eingeschränkt war, hat er für sein Geflügel nach Feierabend ein einzigartiges Fahrzeug entworfen. Denn auch wenn die meisten Hühner im Stall gehalten werden, kam eine Immobilie für ihn nicht in Frage. Erstens, weil er schließlich Autodesigner ist und nicht Architekt, und zweitens, weil Hühner jede Wiese in wenigen Wochen in einen Acker verwandeln und deshalb öfter umziehen müssen. „Und das geht nun einmal leichter, wenn der Stall auf Rädern steht“, sagt Kaupa.

Mondauto fürs liebe Federvieh
Also hat er den Markt sondiert und war entsprechend ernüchtert. „Alles, was es bislang gab, hat mich nicht überzeugt“, schimpft Kaupa über den Tand aus dem Tierbedarfshandel: „Entweder umständlich zu reinigen, zu dunkel, nicht isoliert oder nicht mobil.“ Deshalb hat Kaupa sich selbst hingesetzt, erst am Frühstückstisch und dann am Rechner, und überlegt, wie es besser geht: Statt eines Hühnerstalls steht draußen im Grünen deshalb jetzt ein Hühnerwagen, der mit seinem silbernen Look und den grobstolligen Reifen ein bisschen an ein Mondauto erinnert.

Tagsüber Luxusliner für die Besserverdiener dieser Welt, abends ein Heim für Hühner - die Zielgruppe ist eine andere, doch der Anspruch ist der gleiche: Auch das Hühnermobil ist durchgestylt, es ist nachhaltig und ziemlich luxuriös. Wenn es so etwas wie „Sensual Purity“ aus dem Mercedes-Design-Codex auch auf dem Hühnerhof gibt, dann in Kaupas Garten. Dafür hat er aber auch reichlich Zeit und noch mehr Hirnschmalz verbraten. Über zwei Jahre lang hat er gezeichnet und getüftelt, laminiert und konstruiert und den ganzen Sommer über am 3D-Drucker und in der Schreinerei eines Freundes gestanden, bis der Hühnerwagen endlich fertig war.

Seitdem steht in seinem Garten ein UFO aus Holz und Kunststoff, das groß ist wie ein Einkaufswagen und je nach Rasse Platz bietet für drei bis fünf Vögel. Ohne Schrauben und Werkzeug in wenigen Minuten zusammengesteckt, ist es ein mobiler Stall der Luxusklasse mit transparenten Eckprofilen fürs Ambientelicht, mit Legenest und Stange für den nötigen Sitzkomfort, mit zugfreier Belüftung und einer Zeitschaltuhr für den geregelte Freigang. Und nachhaltig es ist natürlich auch: Denn gedruckt wird der Wagen aus recyceltem Kunststoff, das Holz ist entsprechend zertifiziert und die Beleuchtung wird von einer Solarzelle auf dem Dach gespeist.

Zwar ging es Jan Kaupa zu allererst um das Wohl des eigenen Federviehs. Doch womöglich werden bald auch andere Hühner was zu lachen haben. Denn Klima-Krise und Pandemie hätten das Bewusstsein vieler Menschen verändert, man lebe achtsamer, ernähre sich bewusster, kaufe regionaler, hat der Designer beobachtet: „Und statt ihre Eier beim Bauern zu holen, halten mittlerweile viele Berufspendler hier draußen auf dem Land schon wieder ihre eigenen Hühner.“ Und brauchen dafür natürlich auch den passenden Wagen.

Man kann bestellen - nur der Preis steht in den Sternen
Kein Wunder also, dass Kaupas Instagram-Account einhuhn.design extrem gut besucht ist und ihn regelmäßig Blindbestellungen erreichen. Das hat ihn zur mehr motoviert und aus dem Pandemie-Projekt wird so langsam eine Geschäftsidee für den Feierabend. Nur wie groß die Nummer wird, kann er noch nicht abschätzen. Denn ob er nur ein paar Dutzend Hühnermobile in Handarbeit baut, ob es eine dreistellige Zahl wird oder ob der Einhuhn-Wagen gleich richtig industrialisiert wird, hängt nicht zuletzt von den Partnern ab. Und daran wird sich am Ende auch der Preis entscheiden. Aber egal wie viele es am Ende werden, einen Zahn zieht Kaupa den Interessenten gleich auf Anhieb: So billig wie aus dem Baumarkt wird der Hühnerwagen kaum werden. Auch wenn nirgendwo ein Stern dran klebt und Kaupa unermüdlich den privaten Charakter des Einhuhn-Wagens betont, ist das schließlich der Mercedes unter den Hühner-Mobilen.

Natürlich hat Kaupas Hühnerwagen weder einen Antrieb, noch fährt er autonom. Doch auch ohne solche Gadgets macht sein Ei-Car einen ziemlich smarten Eindruck. Und während Apple über dem echten i-Car noch hockt und gluckt, ist seine Idee zumindest ausgebrütet und reif für die Serie. Ob er nicht auch einen mobilen Hasenstall bauen mag, fragen wir Kaupa dann zu Ostern. (SPX)

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(Bild: kmm)



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