Die Welt der automobilen Farben und Stoffe ist eine Welt der Schönheit und Eleganz; selten wird sie mit Machtkämpfen in Verbindung gebracht. Doch hinter den Kulissen wird bisweilen mit harten Bandagen gekämpft. Im Sommer hat die Firma Alcantara ihren Konkurrenten Miko - den Hersteller der Dinamica-Stoffe - verklagt. Und jetzt einen Sieg davongetragen.
Alcantara, das ist eines der luxuriösesten Materialien, das in automobilen Interieurs zu bekommen ist. Anschmiegsam, gut anzufassen, ebenso elegant wie sportlich. Der Siegeszug begann mit teuren Möbeln und italienischen Luxusmarken wie Lancia und Maserati. Inzwischen wird Alcantara bei vielen Herstellern angeboten.
Und es ist zugleich auch der Name des Herstellers. Es handelt sich dabei um einen der wenigen Zulieferer, mit dem sich Automarken schmücken, statt ihn zu verschweigen. Und über die Jahrzehnte hinweg sind Konkurrenten herangewachsen - zum Beispiel Dinamica.
Schmutzige Dinamica-Aktionen
Während es bislang um Luxus und Sportlichkeit ging, werden die Mikrofaser-Stoffe zunehmend auch als umweltfreundliche Alternative zu klassischem Leder wahrgenommen. Und hier beginnen die Meinungsverschiedenheiten. Denn in verschiedenen Medien hat sich Dinamica als „ersten und einzigen Mikrofaser-Stoff, der über den gesamten Produktionsprozess hinweg nachhaltig ist“ dargestellt. Der Werkstoff sei „die natürliche Wahl“ - im Gegensatz, so wurde insinuiert, zur Konkurrenz.
Die Kampagnen haben Alcantara nicht nur in die Defensive gedrängt, es mangelt ihnen nach Auffassung des zuständigen Gerichts im italienischen Gorizia auch an Substanz. Ihre Wirkung haben sie nicht verfehlt: Bei verschiedenen Terminen deutscher Premiummarken wurde Journalisten erzählt, Alcantara habe „Probleme mit der Nachhaltigkeit“, werde gar „die Branche verlassen“.
Diese Aussagen sind umso überraschender, als sich der Zulieferer schon sehr frühzeitig um Umweltschutz gekümmert hat und mit einem Symposium zum Thema „Greenwashing“ Zeichen gesetzt hat. Alcantara-Chef Andrea Boragno sagt dazu: „Greenwashing steht der ökologischen Transformation entgegen, es kann den Wettbewerb verzerren und Investitionen, die ansonsten in tatsächliche Nachhaltigkeits-Projekte gehen, in die falsche Richtung lenken.“ Ein Ausstieg aus der Automobilbranche sei keineswegs geplant.
Jetzt hat das italienische Gericht angeordnet, die Kampagnen zu stoppen, die Kosten von Alcantara zu übernehmen und die Aussagen in einer Reihe italienischer und internationaler Medien richtigzustellen. Obendrein steht das Urteil ganz oben auf der Webseite dinamicamiko.com. wo es auf Italienisch einzusehen ist.
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