Advents-Gespräche

Mehr als ein Glühwein am Christkindlemarkt

Vorarlberg
30.11.2021 11:55

Im ersten Teil der „Krone“-Adventsgespräche gibt der Dornbirner Unternehmer Bernhard Ölz Einblicke in sein Leben. Er erzählt über Adventsbräuche aus der Kindheit und verrät, warum er in die Christmette geht.

Krone: Herr Ölz, freuen Sie sich auf die Adventszeit?

Bernhard Ölz: Natürlich, denn ich verbinde damit immer noch sehr positive Erinnerungen an die Jugendzeit. Die Adventszeit ist für mich die Zeit des Nachdenkens, die Zeit, ein Resümee zu ziehen - wenn man sich nicht hetzen lässt. Punschtrinken am Weihnachtsmarkt gehört zwar dazu, aber das allein ist mir zu wenig. Ich mag die generelle Stimmung, die auch im geschäftlichen Bereich harmonischer ist.

Krone: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Jugendzeit?


Bernhard Ölz: Das Christbaumholen aus dem eigenen Wald ist so etwas. Ich habe vier Geschwister, und zusammen mit den Götebuaba und -moatla gehen wir jedes Jahr gemeinsam Richtung Bödele. Früher war ich zudem Ministrant in der Oberdorfer Kirche und irgendwie verbinde ich diese Zeit auch immer mit diesen extrem schönen und lustigen Eindrücken.

Krone: Zählen Sie zu den Lausbuben, die heimlich vom Messwein gekostet haben?

Bernhard Ölz: (lacht) Man hat immer versucht, ein wenig Wein zu bekommen. Aber es waren viele gemeinschaftliche und sinnvolle Tätigkeiten gegenüber anderen Menschen dabei, die diese Zeit so wunderbar gemacht haben. Sicher haben wir auch Unfug getrieben. Bei der Wandlung ging es einst darum, besonders laut mit den Glocken zu läuten, sich dabei aber nicht vom Pfarrer erwischen zu lassen. Der hat das Ganze viel früher bemerkt, als wir gedacht hatten, und einmal habe ich von Pfarrer Jakob Fußenegger eine richtige Watschn dafür bekommen.

Krone: Hatten Sie Angst vor Nikolaus und Krampus?

Bernhard Ölz: Vor dem Nikolaus hatte ich Respekt, vor dem Krampus fürchtet sich vermutlich jeder ein bisschen - bis man weiß, wer dahintersteckt. Später war ich dann selbst einmal der Nikolaus, oben in Kehlegg. Da habe ich dann verstanden, warum der Nikolaus manchmal besonders lustig ist, denn der bekommt ja in jedem Haus einen Schnaps. Aber es war total nett, die Kinder voller Ehrfurcht und mit hoher Erwartungshaltung zu sehen: Was bringt der Nikolaus, was wird er sagen?

Krone: Gehen Sie heute noch in die Kirche?

Bernhard Ölz: Früher war es jeden Sonntag Pflicht. Das ist heute nicht mehr der Fall, dennoch suchen viele nach Halt oder dem Sinn des Lebens. Traditionelle Bilder stehen nicht mehr über allem oder sind andere geworden, das zeigt der gesellschaftliche Wandel. Ich selbst gehe oft Richtung Schwende, da gibt es mehrere Kapellen. Eine am Heilenberg und eine am Schauner. Das sind meine Lieblingsorte, in die ich mich gerne für ein paar Minuten hineinsetze. Gottesdienste besuche ich an den Feiertagen.

Krone: Gehen Sie wegen der Stimmung in den Weihnachtsgottesdienst oder weil Sie eine Botschaft hören wollen?

Bernhard Ölz: Zum einen - da kommt wieder das Ministrantentum heraus - weil sich die Kraft, die ich aus diesen Zeiten gezogen habe, wieder sofort überträgt. Auf der anderen Seite gibt es schon die eine oder andere Predigt eines Geistlichen, wo ich sage - cool, Du bist in unserer Zeit angekommen. Mit den Botschaften, die sich auf Mitmenschen und Soziales beziehen, holst Du alle ab.

Krone: Was bedeutet Religion für Sie?

Bernhard Ölz: Für mich geht es um Grundhaltungen, Werte, welchen Sinn man seinem Leben gibt. In der Katholischen Kirche ist nicht immer alles positiv gewesen, aber grundsätzlich wird ja der wertschätzende Umgang mit anderen Menschen vermittelt. Welchen Beitrag man in der Zeit leistet, die einem bleibt.

Krone: Weihnachtszeit ist immer auch Spendenzeit. Gibt es Projekte, die Ihnen wichtig sind?

Bernhard Ölz: Meine Mitarbeiter und ich versuchen jedes Jahr einem speziellen Menschen zu helfen. Es kommen verschiedene Organisationen auf die Firma zu, wenn es darum geht, einen Rollstuhl oder ähnliches zu finanzieren. Geld zu spenden - das soll jetzt nicht arrogant klingen - ist einfach, fast noch wichtiger wäre es, Zeit zu geben. Deshalb versuchen wir meistens auch, einen persönlichen Kontakt aufzubauen.

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Advent ist für mich die Zeit der Reflexion. Nicht nur beruflich, sondern auch privat. Es geht um das Ankommen im nächsten Jahr, um Zukunft.

Bernhard Ölz

Krone: Wem schulden Sie noch Zeit?

Bernhard Ölz: Dem persönlichen Umfeld. Besonders meiner Mutter. Sie hat sich extrem viel Zeit für mich genommen und hat es auch verdient, dass man etwas zurückgibt. Auch heuer hat sie für uns Kinder wieder Adventkränze gebastelt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Grundsätzlich denke ich in der Vorweihnachtszeit mehr darüber nach, wen ich mal wieder treffen sollte, für wen ich mir Zeit nehmen sollte. Das ist nicht nur theoretisch, könnte aber sicher mehr sein - auch in der eigenen Firma.

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Viele suchen nach Halt und dem Sinn des Lebens.

Bernhard Ölz

Krone: Wie schaffen Sie es, dass die Adventszeit nicht allzu stressig wird?

Bernhard Ölz: Ich gehe am Abend regelmäßig laufen - meistens mit ein, zwei Freunden. Das ist besondere Zeit, die man für sich nutzen kann. Bei diesen Gesprächen und Gedanken geht es um Berufliches wie Privates. Der Beruf ist ja Teil des Lebens, bei mir vermischt sich das. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind groß. Ideen zu Themen wie Kinderbetreuung und Ähnlichem habe ich nicht in der Firma, sondern außerhalb. Ich bin sehr viel draußen, ich mag das, danach bin ich fast süchtig.

Krone: Was bedeutet Advent für Sie?

Bernhard Ölz: Für mich ist es die Zeit der Reflexion. Nicht nur beruflich, sondern auch privat. Es geht um das Ankommen im nächsten Jahr. Die Zeit dazwischen nutze ich, um darüber nachzudenken, was ich gemacht habe, was passiert ist, was ich in Zukunft machen kann. Ich bin ein sehr zukunftsorientierter Mensch und immer sehr optimistisch. Das ist am Jahreswechsel zu spüren. Sobald ich ein paar Tage Pause habe, habe ich wieder Ideen, Kraft und möchte etwas bewegen.

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