„Stehen nicht bereit“

Wiens Polizei verweigert Impf-Razzien

Wien
24.10.2021 06:00

Wer soll denn kontrollieren, ob jemand geimpft ist? Das ist die große und vor allem bislang unbeantwortete Frage, die die Idee von Ausgangssperren für Ungeimpfte aufwirft. In Wien sprechen sich der rote und der schwarze Personalvertreter fast wortgleich gegen Kontrollen durch die Polizei aus.

Der von der Regierung präsentierte Stufenplan sieht in der fünften, also letzten Stufe praktisch Ausgangssperren für alle Ungeimpften vor. Konkret heißt das, wenn die Intensivbetten in den Spitälern zu 30 Prozent ausgelastet sind, gilt ein „Lockdown für Ungeimpfte“.

In einer Großstadt wie Wien, die bald zwei Millionen Menschen fasst, sind flächendeckende Vakzin-Kontrollen kaum durchführbar, heißt es hinter vorgehaltener Hand aus dem Rathaus. Einmal mehr deutet vieles darauf hin, dass wie bei der Überprüfung der Maskenpflicht die Polizei als „Freund und Helfer“ einspringen soll.

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Wir begrüßen es, dass die Bundesregierung auf den Wiener Weg der Sicherheit einschwenkt. Rasches und konsequentes Handeln ist angesichts der aktuellen Entwicklungen notwendig.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)

„Offensive Überprüfung kommt nicht infrage“
Die „Krone“ befragte dazu den sozialdemokratischen und den ÖVP-nahen Personalvertreter der Exekutive zu der „drohenden Kontrolle des Impfstatus“. „Offenbar bleibt wieder einmal etwas bei der Exekutive hängen. Wenn nichts mehr geht, dann kommt der Ruf nach der Polizei“, spricht der Vorsitzende der roten Personalvertretung (FSG), Hermann Greylinger, Klartext.

Für ihn kommt eine offensive Überwachung überhaupt nicht infrage. „Unsere Kollegen haben ein gutes Fingerspitzengefühl, was Kontrollen anlangt. Das heißt, bei einem Anlassfall, also wenn es bei einem Verdacht darum geht, eine Überprüfung durchzuführen, können Polizisten das natürlich machen. Nur für ein ,Covid-Planquadrat‘ stehen wir nicht bereit“, so Greylinger kämpferisch.

„Polizisten sind doch keine Test-Kontrollore“
„Eine derartige Kontrolle ist praktisch undurchführbar“, lehnt auch der schwarze Personalvertreter Reinhard Zimmermann (FCG) „Polizisten als Test-Kontrollore“ ab, „wenn etwa auf dem Parkplatz eines Baumarktes 150 Autos stehen und einige der rund 300 Leute nach dem Zufallsprinzip überprüft werden sollten, so würde dieser willkürliche Test durch die Kollegen rein gar nichts bringen.“

Das sagen die Wiener zum Thema Impfen, Lockdown und Kontrollen:

Adem Dostal (19), Student: „Ich bin zwar geimpft, bin aber nicht so überzeugt davon, denn zu 100 Prozent schützt die Impfung nicht. Ungeimpfte einfach wegzusperren finde ich übertrieben.“ (Bild: Tomschi Peter)
Adem Dostal (19), Student: „Ich bin zwar geimpft, bin aber nicht so überzeugt davon, denn zu 100 Prozent schützt die Impfung nicht. Ungeimpfte einfach wegzusperren finde ich übertrieben.“
Gerda Winkle (42), Friseurin: „Meine Familie und ich sind allesamt geimpft. Dennoch sollte jedem die Wahl gelassen werden, ob er sich den Stich holt. Auch muss die Panikmacherei endlich aufhören!“ (Bild: Tomschi Peter)
Gerda Winkle (42), Friseurin: „Meine Familie und ich sind allesamt geimpft. Dennoch sollte jedem die Wahl gelassen werden, ob er sich den Stich holt. Auch muss die Panikmacherei endlich aufhören!“
Delia Chirazi (39), Angestellte: „Der Lockdown für Ungeimpfte von der Bundesregierung ist eine Frechheit! Damit grenzt man viele Menschen aus. Ich habe die Infektionszahlen aber immer im Blick.“ (Bild: Tomschi Peter)
Delia Chirazi (39), Angestellte: „Der Lockdown für Ungeimpfte von der Bundesregierung ist eine Frechheit! Damit grenzt man viele Menschen aus. Ich habe die Infektionszahlen aber immer im Blick.“
Wilhelm Minarik (57), Angestellter: „Ich finde die Idee großartig! Ich selbst bin doppelt geimpft. Nur wer soll die Ungeimpften kontrollieren? In der Gastro ist das schon so mühsam für die Betreiber.“ (Bild: Tomschi Peter)
Wilhelm Minarik (57), Angestellter: „Ich finde die Idee großartig! Ich selbst bin doppelt geimpft. Nur wer soll die Ungeimpften kontrollieren? In der Gastro ist das schon so mühsam für die Betreiber.“
Gertrude Flügerl (57), Angestellte: „Ich bin für den Lockdown. Es muss endlich Druck gemacht werden auf die Ungeimpften. Aber die Polizei kann das nicht kontrollieren.“ (Bild: Tomschi Peter)
Gertrude Flügerl (57), Angestellte: „Ich bin für den Lockdown. Es muss endlich Druck gemacht werden auf die Ungeimpften. Aber die Polizei kann das nicht kontrollieren.“
Margot Steiner (54), Angestellte: „Ich bin schon lange geimpft. Das alles muss ein Ende haben, deswegen bin ich für einen Lockdown für Ungeimpfte. Aber die Einhaltung ist schwer zu kontrollieren.“ (Bild: Tomschi Peter)
Margot Steiner (54), Angestellte: „Ich bin schon lange geimpft. Das alles muss ein Ende haben, deswegen bin ich für einen Lockdown für Ungeimpfte. Aber die Einhaltung ist schwer zu kontrollieren.“

Der Schwindel mit den PCR-Tests

Viele fragen sich, wie es kommt, dass gefälschte Covid-Tests in Umlauf sind. Ein Grund dafür ist, dass geimpfte Jugendliche mit ein bisschen Geschick bei ihren Ausweisen am Handy schummeln, damit sie das Alterslimit für so manches Clubbing umgehen können. Dazu muss auch der PCR-Test passen. Dieser wird am Handy mit ein paar Klicks „nachbearbeitet“. Nur mit einem entsprechenden Lesegerät würde der Betrug auffallen. Hohe Strafen drohen: Für Urkundenfälschung stehen bis zu einem Jahr Haft oder eine Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen.

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