„Mädchen und Kamerad“
Feministin Schwarzer: Merkel ist keine „Mutti“
Die deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer sieht im Leben von Angela Merkel „Feminismus pur“. Den Spitznamen „Mutti“ für die scheidende Kanzlerin findet die Feministin daher falsch. „Wenn eine keine Mutti ist, dann sie“, so Schwarzer. Merkel sei vielmehr „eine Mischung aus Mädchen und Kamerad“.
Merkels Mix sei ein interessanter Weg, weil er jenseits der Klischees verlaufe. „Sie spielt weder das devote Weibchen in High Heels noch den Kerl. Das würde auch nichts nutzen, der echte Mann ist immer der bessere Mann. Irgendwann machen die Jungs wettpissen, und dann kommt frau zu kurz. Von Merkels Stil könnten Frauen also lernen“, sagte Schwarzer in einem Interview mit dem „Spiegel“.
„Zeit der Cohibas ist vorbei“
Was nach dem Ende der Ära Merkel für die Gleichberechtigung bleibt, beschreibt Schwarzer so: „Wir gehen wie immer zwei Schritte vor, einen zurück. Sie hat eine Zäsur markiert auf eine Art und Weise, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt.“ Die Zeit der Cohibas sei vorbei, sagte sie in Anspielung auf rauchende Politiker wie Merkels Kanzler-Vorgänger Gerhard Schröder.
Schwarzer-Kritik an Frauen auf Instagram
Gleichzeitig schlage das Pendel zurück, so Schwarzer: „Auf Instagram wird wieder die Frau belohnt, die hübsch dumm aus der knappen Wäsche guckt. Das ist alarmierend. So manche Enkelin der feministischen Pionierinnen fällt wieder in das ganz doofe Weibchenschema von vorgestern zurück.“
„Ich habe noch nie eine Frau gewählt, nur weil sie eine Frau ist“
Auf die Frage, ob sie bei der Bundestagswahl in gut drei Wochen die Frau (also die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock) wählen werde, sagte Schwarzer: „Ich habe noch nie eine Frau gewählt, nur weil sie eine Frau ist. Aber statt Schröder und (Joschka) Fischer hätte ich damals auch einem Kaninchen meine Stimme gegeben. Zum Glück stand eine intelligente Frau zur Wahl.“
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