Moscheen-Streit in OÖ

„Es geht um Hass und Hetze statt um Religion“

Oberösterreich
26.08.2021 07:00

Die Hass-Aktion von Rechtsextremen am Baugelände einer bosnischen Moschee in Vöcklabruck: Stefan Schlager (55), Linzer Theologe und Experte für interreligiösen Dialog nimmt dazu Stellung: „Den Tätern geht es um Aufmerksamkeit. Sie verwenden das Kreuz als Hass- und Ausgrenzungssymbol, dabei steht es für Vergebungsbereitschaft. Sie sind genauso wie die Islamisten.“

„OÖ Krone“: Die „Ku-Klux-Clan-mäßige“ Aktion in Vöcklabruck irritiert und verstört. Warum stellen Rechtsextreme, die wahrscheinlich eine Kirche noch nie von innen gesehen haben und kein „Vater unser“ unfallfrei beten könnten, Kreuze auf?
Stefan Schlager: Was diese Täter wollen und durch die Aktion auch bekommen haben, ist Aufmerksamkeit. Ihnen geht es um eine Instrumentalisierung religiöser Symbole. Auf diese Art und Weise wird das Kreuz seines eigentlichen Inhalts und der Botschaft der Vergebungsbereitschaft beraubt. Das ist wirklich ein Missbrauch religiöser Symbolik. Eigentlich machen diese Täter dasselbe, was sie den Islamisten vorwerfen. In Wirklichkeit ist das ein Eigentor, sie entlarven sich selbst.

Sie kennen die verschiednen islamischen Vereine gut. Gerade die Bosnier gelten doch als gut integriert.
Die Bosniaken leben schon lange in Österreich. Sie fühlen sich als österreichische Staatsbürger, haben die selben kulturellen Werte und legen Wert auf ihre bosnischen Traditionen. Ihnen ist dieser Spagat gelungen. Dieser Verein war das absolut falsche Ziel.

Die Bosnier sind ja eigentlich Altösterreicher.
Ja, seit der Annexion durch das Habsburgerreich im 19. Jahrhundert. Sie waren aber dann so loyal, dass die Leibwache von Kaiser Franz Josef aus Bosniern bestanden hat. So groß war das Vertrauen in sie.

Warum kommt es überhaupt zu solchen Aktionen?
Das ist leider ein gesellschaftlicher Trend. Man spricht nicht umsonst von der gespaltenen Gesellschaft. Das hat aber nichts mit der Religion zu tun. Manche Menschen werden immer fundamentalistischer. Sie neigen dann dazu, alle anderen Menschen, die nicht ihrer Meinung sind, einzugrenzen, abzuwerten und zu kriminalisieren. Für diese Leute gibt es schließlich nur noch Schwarz-weiß statt gemeinsamer Vielfalt.

Die große Mehrheit tickt zum Glück anders.
Die meisten setzen auf ein gutes, respektvolles Miteinander und das Einhalten der demokratischen Spielreglen statt auf ein Betonen der Unterschiede.

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